Wertpapier im Test

Deutsche Bank-Aktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Gegründet wurde die Deutsche Bank im Jahr 1870 mit dem Ziel, die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, den übrigen europäischen Ländern und überseeischen Märkten zu fördern. Nach Niederlassungen in Deutschlands Metropolen eröffnete das Institut bereits 1873 die erste Auslandsfiliale in London. Ab 1880 wurde damit begonnen, der Industrie sowie ausländischen Staaten Kredite zu gewähren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Deutsche Bank in zehn unabhängige Teilinstitute zerschlagen, die ab 1957 wieder als Deutsche Bank AG geleitet werden konnten. 1959 entwickelte das Institut die ersten Strategien für das Privatkundengeschäft, u.a. durch die Einführung des Persönli­chen Klein-Kredits. In den folgenden Jahren setzte die Deutsche Bank insbesondere auf eine starke internationale Expansion durch diverse Übernahmen, beispielsweise der Morgan Grenfell Group (1989) oder von Scudder Investments (2002).

Heute ist die Deutsche Bank in Deutschland die Nummer 1 und zählt weltweit zu den führenden zehn Finanzhäusern. Vertreten ist das Unternehmen in mehr als 70 Ländern, in rund 1.700 Niederlassungen werden mehr als 14 Millionen Kun­den betreut. Die Geschäfts­tätigkeit gliedert sich in drei Bereiche: Zum Konzernbereich „Corporate and Investment Banking“ zählen das Kapitalmarktgeschäft einschließlich Emissionen, das Beratungsgeschäft sowie das Kreditgeschäft für institutionelle Kunden. Der Konzernbereich „Private Clients and Asset Management“ ist in die Unternehmensbereiche „Asset and Wealth Management“ und „Private & Business Clients“ gegliedert. Zur ersten Sparte zählen insbesondere das weltweite Publikumsfondsgeschäft der Tochtergesellschaft DWS sowie Fonds für institutionelle Kunden und Versicherungen, aber auch die Betreuung von vermögen­den Privatkunden. Die zweite Sparte konzentriert sich auf vermögensbildende Privatkunden und kleinere bis mittlere Unternehmen, denen die gesamte Palette traditioneller Bankdienstleistungen zur Verfügung gestellt wird. Der Konzernbereich „Corporate Investments“ umfasst die Industriebeteiligungen, eigengenutztes Immobilienvermögen sowie Anlagen in Private Equity und Wagniskapit

Fundamentale Daten

Insbesondere nach der Bör­‑ sen­krise 2000/03 hat die Deutsche Bank umfangreiche Kostensenkungs- und Um­struk­turierungsmaßnahmen vorgenommen und so ihre Er­trags­lage nachhaltig gesteigert. Im Geschäftsjahr 2007 lag der Gewinn vor Steuern bei 8,7 Mrd. €, was einem Plus von 5% gegenüber dem Vorjahreswert entspricht. Die Erträge stiegen um 8% auf 30,7 Mrd. € und der Jahresüberschuss verbesserte sich um 7% auf 6,5 Mrd. €. Allerdings ging die Eigenkapitalrendite von 33% auf 29% zurück. Das verwässerte Ergebnis je Aktie lag nach bisher nicht testierten Zahlen bei 13,05 € und übertraf damit den Vorjahreswert um 14%. Aufgrund der guten Ertragslage wurde eine Dividendenerhöhung um 0,50 € bzw. 12,5% auf 4,50 € je Aktie vorgeschlagen.

Für Aufsehen sorgte Deutsche-Bank-Chef Ackermann in Zusammenhang mit Aussagen zur internationalen Subprime-Krise. Hatte er noch bei Bekanntgabe des Jahresergebnisses 2007 darauf hingewiesen, dass mit den im 3. Quartal vorgenommenen Abschreibungen von 2,2 Mrd. € „volle Transparenz“ hergestellt worden sei, wurde kurze Zeit später ein neuerlicher Abschreibungsbedarf von 2,7 Mrd. € bekannt gegeben. Entsprechend wurde für das erste Quartal 2008 – erstmals seit 2003 – wieder ein Verlust in Höhe von 144 Mio. € ausgewiesen.

Fraglich erscheint derzeit, ob der von Ackermann als „Vision“ genannte Vorsteuergewinn von 8,4 Mrd. € im laufenden Jahr nach 8,7 Mrd. € im Vorjahr erreicht werden kann, dennoch wird von deutlich positiven Zahlen ausgegangen. Entscheidend für den Kursverlauf werden dabei sicherlich die weitere Entwicklung der Subprime-Krise sein sowie eventuelle andere Belastungen der Ertragslage der Deutschen Bank.

Charttechnische Daten

Die Aktie der Deutschen Bank war in den vergangenen Jahren von erheblichen Schwankungen geprägt. So gab der Kurs bereits in der Asienkrise 1998 rund 50% nach, um sich in den kommenden zwölf Monaten wieder vollständig zu erholen. Ähnlich, wenn auch über einen längeren Zeitraum andauernd, war die Entwicklung in den Jahren 2001 bis 2006. Auch seit dem Frühsommer 2007 befindet sich das Papier – wieder einmal – im freien Fall, charttechnisch ist mittlerweile jedoch ein Widerstand erkennbar. Ohnehin hat gerade die Vergangenheit gezeigt, dass Trendwenden bei diesem Standardwert der deut­schen Börse oft schnell und durchaus nachhaltig erfolgen können.

Gesamtmarkttrend

Die deutsche Börse ist derzeit immer noch von der Subprime-Krise sowie von weiteren negativen Faktoren – vom schwachen US-Dollar bis hin zu den hohen Rohstoffpreisen – belastet. Nach knapp 20% Kursverlust zeichnet sich mittlerweile jedoch eine Bodenbildung ab. Als klares Kaufsignal wäre jetzt ein Anstieg des DAX über die Marke von 7.000 Punkten zu werten, während eine neuerliche Schwäche und – vor allem – das Schneiden der 6.000-Punkte-Marke als Warnsignal zu verstehen wären.

Fazit

Die Aktie der Deutschen Bank gilt als eine der wichtigsten Basisanlagen unter den deutschen Spitzenwerten. Nach den massiven Kursverlusten der vergangenen Monate ist eine Spekulation auf eine baldige Trendwende durchaus überlegenswert.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(10):12-12