Der Apothekenmarkt im 1. Vierteljahr 2008

Impulse durch „Biologicals“


Prof. Dr. Uwe May

Die Arzneimittelausgaben der GKV wachsen weiter. Auch wenn Rabattverträge, Festbetragsabsenkungen und der Verordnungsrückgang bei rezeptfreien Medikamenten ihren Sparbeitrag leisten, überwiegen die Ausgabenimpulse durch innovative Arzneimittel.

IMS Health hat in diesen Tagen die Daten zur Entwicklung des Arzneimittelmarkts für das 1. Vierteljahr 2008 vorgelegt. Die Umsatzdaten beziehen sich auf Endverbraucherpreise und beruhen ebenso wie die Mengenangaben auf Apothekenabverkäufen.

Mit der Abgabe von knapp 175 Millionen rezeptpflichtigen Arzneimitteln wurde in Deutschlands Apotheken von Januar bis einschließlich März 2008 ein Umsatz von 7,764 Mrd. € generiert. Die Zahl der abgegebenen Packungen blieb gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast kon­stant (+0,3 %), während der Umsatzwert um 4 % höher lag. Impulsgebend für den rezeptpflichtigen Markt waren im 1. Quartal 2008 die Umsatzzuwächse bei den Einfachimpfstoffen (+78 %) sowie die ebenfalls deutlich zweistelligen Wachstumsraten bei einer Reihe biologischer Medikamente („Biologicals“), die insbesondere in der Rheuma- und Krebstherapie eingesetzt werden. Die zunehmende Bedeutung dieser und anderer hochinnovativer Präparate erklärt auch das 4%ige Umsatzwachstum bei gleichbleiben­der Zahl der Verordnungen (Strukturkomponente).

Durch Verordnung rezeptfreier Arzneimittel wurde im 1.Quartal 2008 mit rund 38 Millionen Einheiten ein Umsatz von 348 Mio. € erzielt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Zahl der verordneten rezeptfreien Arzneimittel erneut um 7 % eingebrochen, womit ein Umsatzrückgang um 5 % einherging. Diese Entwicklung schreibt eine Ten­denz fort, die durch das GMG an Fahrt gewonnen und seither eine zunehmende Eigendynamik entwickelt hat.

Die Selbstmedikation mit rezeptfreien Arzneimitteln in der Apotheke erreichte durch den Handverkauf von rund 144 Millionen Packungen ein Umsatzvolumen von 1,104 Mrd. €. Damit waren sowohl die Zahl der abgegebenen Selbstmedi­kationspräparate als auch der generierte Umsatz im 1. Quartal 2008 um 2 % rückläufig gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Dieser Rückgang kann we­der durch die Substitution von OTC-Präparaten mit anderen Gesundheitsmitteln (Nichtarzneimitteln) aus der Apotheke noch durch even­tuelle Ver­schiebun­gen hin zu freiverkäuflichen Arzneimitteln von anderen Ver­triebsorten wie z.B. Drogeriemärkten erklärt werden, da dort gleichfalls durchweg negative Entwicklungen verzeichnet wurden. Zumindest teilweise könnte der Rückgang auf Verschie­bun­gen zum Internet- und Versandhandel beruhen, der vor allem bei höherpreisigen OTC-Präparaten an Bedeutung gewonnen hat.

Dr. Uwe May, Bundesverband
der Arzneimittel-Hersteller
e.V. (BAH), Abt. Gesundheits-
ökonomie/Grundsatzfragen
Selbstmedikation, 53173 Bonn,
E-Mail: May@bah-bonn.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(10):8-8