Reisewährungen

So tauschen Sie günstiger


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Zum 1. Januar 2008 ist die Eurozone noch größer geworden: Malta und Zypern setzen nun ebenso auf die europäische Gemeinschaftswährung wie 34 weitere Staaten und Staatsteile. Gedanken über die Zusammensetzung der Reisekasse lohnen sich dennoch.

Vor zehn Jahren glaubten nur wenige an ihn, mittlerweile hat er sich durchgesetzt: Der Euro ist nicht nur in derzeit 15 EU-Mitgliedsstaaten gesetzliches Zahlungsmittel, sondern auch in zahlreichen weiteren Regionen – von Französisch Polynesien bis hin zu Martinique. Für deutsche Urlauber sind damit insbesondere zwei Vorteile verbunden:

  • Zum einen müssen sie nicht umrechnen, wenn sie die Preise eines Produkts oder einer Dienstleistung vergleichen wollen.
  • Zum anderen können sie ihre Reisekasse jetzt besonders preisgünstig bestücken. Ein „Handbestand an Landeswährung“ ist nicht erforderlich, genügt doch der Euro-Bargeldbestand von zu Hause für Trinkgel­der und kleinere Einkäufe.

Zudem kosten das Bezahlen und die Bargeldbeschaffung am Automaten mit der – früher als EC-Karte bekannten – Maestro-Karte nach den Bestimmungen der Europäischen Union zumindest in den Euro-Ländern nicht mehr als bei einer Fremdbank bzw. in Geschäften zu Hause. Dies bedeutet: Das Abheben am Geldautomaten wird in der Regel mit 1% Gebühr in Rechnung gestellt, wobei jedoch ein Mindestentgelt zwischen 3,00 € und 5,00 € erhoben wird. Noch preiswerter ist das bargeldlo­se Bezahlen an elektroni­schen Kassen, für das die Institute in der Regel keine Zusatzgebühren verlangen dürfen.

Keine Euros in den USA

Doch schon wer nach Dänemark, in die Schweiz oder gar in die jetzt besonders preisgünstigen USA reist, muss genauer nachdenken: Hier gilt eine eigene Landeswährung. Der Euro wird zwar – außer in Amerika – insbesondere in den touristisch erschlossenen Regionen meist von Geschäften oder an Tankstellen problemlos akzeptiert, die Kurse sind jedoch selten kundenfreundlich.

Beim Ort des Geldumtauschs sollten Sie sich am Reiseziel orientieren. Bei Ländern mit vergleichsweise renommierten Währungen – hierzu zählen die Schweiz, die skandinavischen Staaten und Nordamerika – kann der Umtausch bereits bequem in Deutschland erfolgen. Er kostet zwar geringfügig mehr als der Geldwechsel vor Ort, dafür sparen Sie jedoch Zeit und Mühe.

Bei Ländern mit traditionell eher schwacher Währung – et­wa den osteuropäischen Staaten, der Türkei oder auch den meisten asiatischen Staaten – ist der Umtausch vor Ort bzw. die Abhebung am Geldautomaten jedoch meist die wesentlich kostengünstigere Alternative. Beim Bargeldtausch gilt: Je größer der Wettbewerb, umso günstiger der Kurs. Bietet z. B. am Flughafen lediglich eine Wechselstube ihre Dienste an, ist der Umtausch meist teurer als bei einer Bank oder Wechselstube im touristisch erschlossenen Hauptort. In vielen Ländern bieten Banken die besseren Kurse als private Wechselstuben oder gar Hotels. Meiden sollten Sie in jedem Fall den Geldwechsel auf offener Straße: Oft werden hier ungültige oder gar falsche Banknoten verkauft, in vielen Ländern ist privater Geldwechsel generell unter Strafe gestellt.

Riskante Maestro-Karte

Mit der Maestro-Karte, die inzwischen weltweit bei rund 11 Millionen Akzeptanzstellen ein­gesetzt werden kann, kosten Verfügungen beim bargeldlosen Einsatz außerhalb der Euro-Zone meist 1,0 % bis 2,0% vom Umsatz bei 0,75 € bis 2,50 € Mindestgebühr. Am Geldautomaten werden je nach Kartenemittent pauschal meist zwischen 3,00 € und 8,00 € als Gebühr dem Konto belastet, einige Banken bieten dank Kooperation mit ausländischen Instituten auch kostenfreie Verfügungen bei bestimmten Bankengruppen.

Allerdings ist die Karte nicht ganz unproblematisch: Obwohl Banken und Sparkassen in ihrer Werbung stets darum bemüht sind, ihre Karten als besonders sicheres und zuver­lässiges Zahlungsmittel an­zu­preisen, klagen viele Bankkun­den über die schikanöse Behandlung bei Kartenverlust oder -missbrauch. Die Sperre ist zwar vergleichsweise unkompliziert, mit einer Ersatzkarte vor Ort oder weitergehenden Dienstleistungen kann der Kunde jedoch nicht rechnen. Gerade in letzter Zeit häufen sich Fälle, in denen Betrügerbanden das Konto mit an­geblichen Auslandszahlun­gen belasten, obwohl der Kunde zum fraglichen Zeitpunkt längst wieder in der Heimat war. Vorbeugen lässt sich diesem Betrug, indem man die Karte nur dort einsetzt, wo entsprechende Sicher­heit erwartet werden kann.

Vorteil: Plastik

Günstiger gestellt sind hier die Inhaber einer Kreditkarte. So können Kreditkarten in jedem Land der Er­de vor Ort gesperrt werden, Ersatzkarten werden – teil­wei­se gegen Gebühr – innerhalb von 24 Stunden oder weniger Tage zugestellt. Auch haftet der Karteninhaber für den Miss­brauch meist nur bis zum Zeitpunkt der Verlustmeldung und auch dann nur mit maximal 50 €, lediglich bei grober Fahrlässigkeit ist eine höhere Mithaftung denkbar. Im Übri­gen beinhalten viele Karten den Zugang zu einer Service-Hotline, die z.B. im Ausland einen deutschsprachigen Arzt oder Anwalt vermittelt. Daneben haben Kreditkarten weitere entscheidende Vorteile:

  • Die Buchung erfolgt in einer Summe, was ggf. Bankgebühren einspart.
  • Bei bargeldlosen Transak­tionen gibt es keine Mindestgebühren.
  • Kreditkarten eignen sich problemlos auch für Kau­tionen für Mietwagen, Hotelbuchungen oder Krankenhausaufenthalte.
  • Mit vielen Karten sind Versicherungsleistungen verbunden, die sonst gesondert – teuer – bezahlt werden müssen, etwa eine Reise­rücktrittsversicherung.
  • Schließlich bieten viele Karten auch Möglichkeiten zum Sammeln von Bonuspunkten, die dann gegen wertvolle Prämien eingetauscht werden können.

Auch bei der Bargeldversorgung an Geldautomaten hat sich mittlerweile einiges getan. Berechneten die Emittenten bisher meist recht hohe Entgelte zwischen 3,0% und 5,0% des Verfügungsbetrags bei oftmals 10 € Mindestgebühr, so bieten inzwischen immer mehr Geldhäuser die kostenfreie Bargeldverfügung zu­mindest an ausländischen Geldautomaten an. Allerdings lohnt hier ein Blick auf die Vertragsbedingungen: Kostenloses Bargeld gibt es oft nur bei vorhandenem Guthaben oder an bestimmten Automaten, im Üb­rigen fällt bei fast allen Geldhäusern trotzdem die Umrechnungsprovision von 1,5% bis 3,0% an.

Hohe Kosten

Nachteil der umfangreicheren Dienstleistungen rund um die Kreditkarte sind die weiteren Gebühren: Kreditkarten kosten je nach Emittent zwischen 10 € und bis zu 1.000 € pro Jahr, auch die Akzeptanzstellen werden teilweise mit bis zu 5% zur Kasse gebeten. Entsprechend unterschiedlich ist die Akzeptanz von Kreditkarten. Keinerlei Probleme gibt es in touristischen Zentren. Hier werden meist alle vier Karten (American Express, Visa, MasterCard und Diners Club) problemlos angenommen. Hingegen kann es in Osteuropa schon schwieriger sein, Leistungen per Karte zu bezahlen. Gut ist die Akzeptanz in allen Ländern aus dem amerikanischen Einflussbereich, aber auch in den fortentwickelten Staaten Asiens sowie in Australien und Neuseeland, wobei hier die Karten von Visa und MasterCard meist einen Akzeptanzvorsprung haben.

Unabhängig davon sollten Sie sich jedoch bei allen Karten bereits vor der Reise nach dem Ausgabenlimit erkun­‑ di­gen. Insbesondere bei Mas­terCard und Visa sind die Grenzen oft eng gesteckt, aber auch American Express und Diners Club arbeiten trotz des in der Werbung hochgelobten „unbegrenzten Verfügungsrahmens“ mit internen Limits.

Insbesondere für Jugendliche gewinnen Prepaid-Kreditkar­ten sowie Sparkarten auch hierzulande immer größere Bedeutung. Letztlich handelt es sich meist um eine Visa Electron Karte, auf die der Kunde vor Reiseantritt einen Guthabenbetrag ein­zahlt. Die­ser kann dann an allen Akzeptanzstellen mit Online-Terminal, aber auch an Geldautomaten eingesetzt werden. Während die Offerten für Jugendliche meist kostenfrei sind, können sich die Gebühren für Erwachsene zu höheren Beträgen summieren. In der Konsequenz ist hier die „klassische Kreditkarte“ meist die bessere Lösung.

Reisende, die in wenig karten-freundlichen Ländern unterwegs sind, werden in der Regel auf den Reisescheck nicht verzichten. Er kostet meist nur 1,0% Gebühr und wird in manchen Fällen von ausländischen Kreditinstituten ohne weiteren Abschlag in Zahlung genommen. Reiseschecks in der Währung des Ziellandes können zudem häufig zur bargeldlosen Bezahlung verwendet werden. Wie die meisten Kreditkarten werden verlorene Schecks meist binnen 24 Stunden vor Ort ersetzt.

Allerdings ist der Reisescheck auch eines der umständlichsten Zahlungsmittel: Beim Kauf müssen die Scheckvordrucke einzeln unterschrieben und im Voraus bezahlt werden, bei der Einlösung ist eine weitere Unterschrift und – in der Regel – die Vorlage eines Ausweisdokuments erforderlich. Zudem fallen beim Rücktausch nicht verbrauchter Scheckvordrucke oft beträchtliche Gebühren an. Aus diesem Grund sollten Sie Reiseschecks nur für Fernreisen wählen und auch nur dann, wenn Sie Ihre Reiseausgaben weitgehend genau im Voraus kalkulieren können.

Eines wird deutlich: Das „beste“ Reisezahlungsmittel gibt es nicht. Entscheidend ist die richtige Zusammensetzung der Reisekasse: Etwas Bargeld in Landeswährung oder in Euro bzw. US-Dollar für den Start am Urlaubsort, die Maestro-Karte zur Bargeldbeschaffung an Geldautomaten, die Kreditkarte zur Bezahlung von Einkäufen und der Hotelrechnung sowie der Reisescheck bei Reisen in karten­un­freundli­chen Ländern – so könnte eine optimale Mischung aussehen.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(10):14-14