Wertpapier im Test

United Internet-Aktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Die United Internet AG gilt heute als einer der größten Internetprovider in Deutschland und in weiteren Ländern. Gegründet wurde das Unter-neh­men im Jahr 1988 von Ralph Dommermuth – der auch heute noch 35% der Anteile hält – als 1&1 EDV-Marketing GmbH. Schwerpunkte waren zunächst Teletex-Lösungen für Großrechner sowie Werbekampa­gnen für die Deutsche Telekom und klei­nere Hard- und Softwareanbieter. Zur Finanzierung der Aktivitäten ging das inzwischen als 1&1 Aktiengesellschaft und Co. KG geführte Unternehmen im Jahr 1998 an die Börse.

Heute gliedert sich die Geschäftstätigkeit des mittlerweile als United Internet AG firmierenden Unternehmens in die beiden Sparten Produkte und Online-Marketing. Zu den Produkten zählen u.a. die Marken 1&1 Internet, GMX, WEB.DE, InterNetX sowie Fasthosts. Angesprochen werden u.a. Konsumenten mit Internetportalen und E-Mail- Accounts (über 20 Millionen aktive Ac­counts), Privatan­wender und kleinere Unternehmen mit Webhosting und Internetzugangslösungen auf ISDN- und Breitband-Basis sowie Internetserviceprovider in Deutschland und Großbritannien mit maßgeschneiderten Lösun­gen. Im Bereich Online-Marketing zählen zu United Internet u.a. die Firmen AdLINK MEDIA, affilinet sowie das Domain-Handelsunterneh­men Sedo. United Internet verfügt über mehrere Rechenzentren in Deutschland, darun­ter eines am Stammsitz Karlsruhe mit über 30.000 Servern.

Betreut werden über 7,5 Mil­lionen Verträge, davon 1,25 Millionen im Informations- ma­nagement, 3,3 Millionen im Webhosting und 2,9 Millionen im Internet Access. Im Por­talgeschäft ist die Firma in Deutschland die unangefochtene Nummer eins, beim Webhosting gilt United Internet weltweit als Marktführer und in der DSL-Sparte als die Nummer zwei in Deutschland.

Fundamentale Daten

Im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern aus den 1990er- Jahren hat es United Internet verstanden, sich auch in schwierigen Zeiten neuen Her­ausforderungen zu stellen und den Kundenkreis auszubauen. Mit dem Einstieg in das DSL-Geschäft wurde schließlich der Durchbruch erreicht, um auch langfristig erfolgreich agieren zu können. Dies kommt in den Zahlen zum Ausdruck: Im Geschäftsjahr 2007 kletterte der Konzernumsatz um 26,7% auf knapp 1,5 Mrd. €. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde überproporti­onal um 39,6% auf 308,8 Mio. € verbessert. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) konnte um 36,9% auf 234,5 Mio. € gesteigert werden. Hierzu trug insbesondere das starke Neugeschäft in der DSL-Sparte bei. Das Ergebnis je Aktie wurde von 0,42 € auf 0,64 € verbessert und die Dividende von 0,18 € auf 0,20 € angehoben.

Die positive Entwicklung setz­te sich trotz der inzwischen wieder schwierigen Markt­lage im ersten Quartal 2008 weiter fort. Der Konzernumsatz er­höhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 19,3% auf 402,0 Mio. €. Besonders erfolgreich entwickelte sich der Bereich Breitband, bei dem nun auch Netzanschlüsse, Internettelefonie sowie Security-Pakete und Video-on-Demand angeboten werden. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 31,2% auf 83,2 Mio. € zu. Das Konzern-Periodenergebnis verbesser­te sich auf vergleichbarer Basis um 46,0% auf 45,1 Mio. €. Dies ergibt einen Ergebnisanstieg um 46,2% auf 0,19 € je Aktie.

Optimistisch zeigen sich Unternehmen und Analysten hinsichtlich der weiteren Entwick­lung. In Deutschland besteht insbesondere bei DSL-Anschlüssen noch Wachs­tums­potenzial, aber auch in den Bereichen Webhosting und Online-Marketing werden hohe Zuwachsraten angestrebt. Als Zielvorgabe nennt das Unternehmen einen Umsatz- und Ertragsanstieg von jeweils 20% im laufenden Jahr. Auch mittelfristig sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wobei eine eventuelle Abschwächung im Inland durch entsprechende Zunahmen im Ausland eskomptiert werden dürften. Belastungen könnten sich aus der zunehmenden Kritik der Verbraucherschutzverbände an überraschenden Klauseln in den Vertragsbedingungen ergeben.

Charttechnische Daten

Bereits beim Börsengang im Jahr 1998 verzeichnete die Aktie ein großes Anlegerinter­esse und Ende 1999/Anfang 2000 konnte sich der Kurs im Zuge der Technologiehausse mehr als versechsfachen. Dem schloss sich ein massiver Rückschlag von – bereinigt – über 12 € auf unter 1 € an. Schneller als am Gesamtmarkt begann jedoch eine Erholung und Ende 2007 wurden mit rund 16 € neue Höchstkurse markiert. Charttechnisch hat sich der Aufwärtstrend zuletzt deutlich abgeschwächt und auch der Gleitende 200-Tage-Durchschnitt wurde nach unten gebrochen. Erst eine deutliche Gegenbewegung ist unter diesen Gesichtspunkten als Einstiegssignal zu sehen.

Gesamtmarkttrend

In den letzten Wochen neigte die deutsche Börse erneut zu einer nachhaltigen Schwäche und der DAX gab in den Bereich von 6.200 Punkten nach. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich der Markt auf diesem Niveau wieder stabilisieren kann, sobald die Störfeuer aus Dollarkurs, Ölpreis und Inflationsrate nachlassen.

Fazit

Unter langfristigen Gesichtspunkten kann die Aktie von United Internet durchaus als Wachstumswert gesehen werden. Allerdings sollten Sie zunächst charttechnische Einstiegssignale abwarten, also insbesondere eine Erholung über den Gleitenden 200-Tage-Durchschnitt.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(16):11-11