Prof. Dr. Reinhard Herzog
Kaum eine Aktie hat in den vergangenen Jahren die Anleger so stark bewegt wie das Papier von SolarWorld: Unmittelbar nach dem Börsengang im Jahr 1999 konnte sich der Kurs mehr als verzehnfachen, dann folgte im Zuge der Technologiebaisse ein Absturz von – bereinigt – knapp 6,00 € auf nur noch 0,25 €. Nicht minder rasant war die Gegenbewegung und im Sommer 2008 kostete das Papier knapp 50 €. Gerade die letzten Monate haben jedoch gezeigt, wie schnell Anlegereuphorie in Pessimismus umschlagen kann: Der Kurs hat zeitweise kräftig nachgegeben.
Sicher ist jedoch: Unternehmen aus dem Bereich der regenerativen Energien haben mittel- bis langfristig weiterhin interessante Perspektiven: Atomstrom ist mehr als umstritten, die Erdöl- und Erdgas-Vorräte sind keineswegs unendlich und andere Rohstoffe wie etwa die Kohle verschmutzen – im Übermaß eingesetzt – die Umwelt. Auch in den kommenden Jahren werden daher alternative Energiequellen wie etwa Windkraftwerke oder die Nutzung von Biogas an Bedeutung gewinnen.
Anleger müssen dabei allerdings nicht zwangsläufig auf die oftmals sehr volatilen Einzelwerte der Branche setzen: Mit dem ÖkoDAX hat die Deutsche Börse 2007 einen Index aufgelegt, in dem die zehn größten Werte aus dem Bereich der erneuerbaren Energien enthalten sind. Die Zusammenstellung erfolgt in vierteljährlichem Turnus auf Basis der Marktkapitalisierung, alle Indexwerte sind gleich gewichtet.
Überdurchschnittliche Wertentwicklung
In der Rückrechnung lieferte der ÖkoDAX – auf den es mittlerweile eine ganze Reihe von Derivaten gibt – überzeugende Ergebnisse: Während sein „großer Bruder“, der DAX, seit dem Frühjahr 2003 rund 150 % zulegen konnte und in der Spitze bis zu 250 % Plus erreichte, brachte es der ÖkoDAX auf einen Wertzuwachs von rund 500 %. Allerdings waren auch hier die Werte schon wesentlich besser: Im Sommer 2007 lag das Indexbarometer sogar mit fast 850 % im Plus – vorrangig ausgelöst allerdings durch die Hausse der SolarWorld-Aktie.
Für die weitere Entwicklung ist vor allem die Frage nach den fundamentalen Daten von Bedeutung. Hier zeigt sich: Die ÖkoDAX-Titel sind nicht billig. Das durchschnittliche Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt derzeit bei 20 und damit beim Doppelten vieler deutscher Standardwerte aus dem DAX. Auch auf Dividendenzahlungen wartet der Anleger meist vergeblich, investieren die meisten Firmen doch in die weitere Expansion.
Zuversichtlich stimmt hingegen die Umsatzrendite, die im Durchschnitt bei mehr als 7 % nach Steuern liegt – mit erheblichen Abweichungen bei den einzelnen Wer-ten. Aber auch die Tatsache, dass die Firmen über eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von rund 50 % verfügen, kann positiv bewertet werden.
Doch ob einzeln oder als Index-Investment: Die Aktien der Alternativenergie-Spezialisten werden auch künftig sehr volatil bleiben. Zudem decken die zehn Werte des ÖkoDAX zwar die derzeitige Branchenstruktur in Deutschland weitgehend ab, eine wirklich breite Streuung – etwa auch international – ist jedoch nicht geboten. Entsprechende Anlagen eignen sich daher in erster Line für chancenorientierte Investoren, die sich der höheren Risiken bewusst sind.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(18):15-15