Anlagestrategien

Rendite mit Zertifikaten


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die deutlichen Kursverluste bei Aktien haben auch Auswirkungen auf Zertifikate: Da in ihre Preisberechnung u. a. historische Kursveränderungen einfließen, sind viele Zertifikate nun wesentlich billiger zu haben als noch vor Jahresfrist. Dies bietet auch Zinsjägern Chancen.

Tagesgelder sind derzeit bei deutschen Anlegern überaus beliebt: Ein hohes Maß an Sicherheit, aber auch die in den Medien beworbenen oftmals hohen Zinssätze machen die Anlage attraktiv. Das Problem jedoch: Die Werbe-Konditio­nen sind meist befristet oder auf maximale Summen begrenzt, manchmal besteht auch keine hinreichende Einlagensicherung. Noch gravierender ist aber der Aufwand. Der Geldtransfer kostet wertvolle Zinstage, auch er­fordert jede Kontoeröffnung eine neuerliche Identitätsfeststellung.

Alternative: Discount-Zertifikate

Allerdings lassen sich gerade jetzt auch mit Wertpapieren Erträge erzielen, die – ohne diese Problematik – oftmals noch deutlich höher liegen als manches temporäre Lockvogel-Angebot. Das Stichwort hierzu: Discount-Zertifikate. Sie beteiligen den Anleger an der Kursentwicklung eines Basiswerts, etwa des DAX. Allerdings ist dafür eine Höchstgrenze vorgesehen (= Cap), ab der die Beteiligung ein­gefroren wird. Als Ausgleich dafür sind Discount-Zertifi- kate jedoch deutlich preiswerter als der Basiswert. Um eine festgeldähnliche Strategie zu fahren, muss der An­leger nur die passenden Papiere wählen.

Drei mögliche Varianten der LBBW

So hat etwa die LBBW im Dezember 2007 drei Zerti­fikate auf den DAX mit Laufzeit bis zum 18. Febru-ar 2009 und einem Bezugs­verhältnis von 1:100 aufge-legt. Die erste Variante (ISIN: DE000LBW8WM8) sieht eine Höchstgrenze von 6.450 Punkten vor, die nahe am derzeitigen Stand des DAX liegt. Das Papier wird aktuell für 59,60 € angeboten. Liegt der DAX am Fälligkeitstag über der Marke von 6.450 Punkten, wird es in jedem Fall mit 64,50 € zurückgezahlt. Dies entspricht einem sicheren Ertrag von aktuell rund 9,16 %. Rechnet man diesen Wert auf die jährliche Rendite um, ergibt sich ein Gewinn von 20,13 % p.a. Aber selbst wenn der DAX unter der Marke von 6.450 Punkten bleiben sollte, ist noch nicht alles verloren: Eine positive Rendite wird solange erreicht, wie der DAX nicht unter 5.960 Punkte fällt.

Allerdings kann über die Wahl der Höchstgrenze den eigenen Vorstellungen über die weitere Börsenentwicklung Rechnung getragen werden. Für Börsenoptimisten eignet sich daher die zweite Vari­ante (ISIN: DE000LBW8WK2) mit einer Höchstgrenze von 8.050 Punkten. Dieses Papier kostet ak­tuell 63,46 €. Notiert der DAX am Fälligkeitstag min­destens bei 8.050 Punkten, bekommt der Anleger 80,50 € pro Zertifikat gutgeschrieben. Ohne Berücksichtigung der Spesen ist dies ein Wertzuwachs von 28,9 % oder – umgerechnet auf ein Jahr – eine Rendite von 63,5 % p.a. Doch auch wenn dieser Stand nicht erreicht wird, erzielt der Anleger bei einem DAX oberhalb von 6.346 Punkten eine positive Rendite.

Für Skeptiker eignet sich hingegen die dritte Variante (ISIN: DE000LBW8WP1) mit einem Cap bei 4.850 Punkten, die für 46,98 € gehandelt wird. Bei dieser relativ sicheren Variante erzielt der Anleger ab einem Indexstand von 4.850 Punkten eine Rendite von 3,3 % bzw. 7,26 % p.a. In die Verlustzone gerät er indes erst dann, wenn der Index am Fälligkeitstag unter 4.658 Punkten notiert.

Zur Auswahl passender Zer­tifikate bieten viele Banken im Internet sogenannte Zertifikaterechner an. Aber auch die Berater bei Banken und Sparkassen können meist geeignete Produkte empfehlen.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(18):16-16