Prof. Dr. Reinhard Herzog
Unter dem Begriff „Corporate Actions“ lässt sich eine ganze Reihe von Maßnahmen zusammenfassen, die – zumindest im Regelfall – als besonders aktionärsfreundlich gelten und entsprechende Kurschancen mit sich bringen. Die einfachste dieser Maßnahmen ist eine erstklassige Berichterstattung: Von Anlegern begrüßt werden ein klares, leicht verständliches und aktuelles Zahlenwerk, konkrete Aussagen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie die regelmäßige Information über die Unternehmensentwicklung.
Kreiert ein Unternehmen jedoch eigene, nicht marktgängige Kennzahlen, die noch dazu Jahr für Jahr verändert werden und damit den Überblick erschweren, lässt dies Rückschlüsse auf mögliche „Mauscheleien“ aufkommen. Gleiches gilt, wenn der Geschäftsbericht z.B. die Mitarbeiter einer afrikanischen Tochtergesellschaft auf 30 Seiten porträtiert, während die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahrs auf zwei Seiten unvollständig dargestellt werden. Allzu vage Informationen über die Erwartungen des Vorstands führen ebenfalls zu einer eher schwachen Performance. Allerdings sollten Firmen die Öffentlichkeitsarbeit auch nicht übertreiben: Wer jeden unbedeutenden Vorgang als Ad-hoc-Meldung publiziert, kann die Anleger schnell verstimmen.
Hohe Dividendenrendite
Zunehmend an Bedeutung gewonnen hat in den vergangenen Jahren der Komplex „Kapitalertrag“: Eine hohe Dividendenrendite gilt wieder als „Gütesiegel“. Zumindest bietet sie einen vergleichsweise guten Schutz vor einem allzu massiven Kursverfall. Dies spiegelt sich auch in unserem AWA -Musterdepot wider, in dem die zwölf dividendenstärksten Titel des DAX enthalten sind: Bereits seit über zehn Jahren liegt die Performance fast regelmäßig über der Wertentwicklung des DAX.
Aber auch aktionärsfreund-liche Kapitalerhöhungen wirken sich vielfach kurstreibend aus oder schwächen zumindest den ansonsten bei der Ankündigung von Kapitalmaßnahmen oft zu beobachtenden Kursrückschlag ab. Nicht zuletzt werden Aktienrückkaufprogramme – vor Jahren noch verschmäht – inzwischen recht gern gesehen. Der Grund: Kauft das Unternehmen eigene Aktien zu-rück, erhöht dies den Gewinn und möglicherweise auch die Dividende, die auf die verbleibenden Aktien entfällt.
Ebenfalls unter den Sammelbegriff „Corporate Actions“ fallen alle Restrukturierungsmaßnahmen, da sie – zumindest in den meisten Fällen – zu Gewinnsteigerungen führen sollten. Allerdings schauen Anleger inzwischen schon etwas genauer hin, ob ein angekündigtes Programm ein realistisches Potenzial hat oder ob lediglich die x-te Strategie einer Unternehmensberatung umgesetzt werden soll – die dann nach zwei Jahren durch die nächste „ganz neue“ Strategie ersetzt wird.
Gerüchte als anlegerfreundliche Maßnahme
Keinen direkten Einfluss haben die meisten Unternehmen schließlich bei der letzten Form der „anlegerfreundlichen Maßnahmen“: Hierzu zählen etwa Gerüchte über mögliche Übernahmen. Firmen, um die sich solche Gerüchte ranken, entwickeln sich immer mal wieder zu wahren „Kursraketen“, die dem Anleger viel Freude machen. Verlass ist darauf freilich nicht: Bei manchen Papieren haben die Übernahmegerüchte bereits jahrzehntelange Tradition, ohne dass sich bisher Nennenswertes getan hat.
AWA -Musterdepots finden Sie halbjährlich in den AWA -Ausgaben vom 1. Februar und 1. August – auch im Internet unter www.awa-dav.de im Archiv.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(23):15-15