Prepaid-Kreditkarten

Hohe Kosten und fraglicher Nutzen


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Nachdem viele Banken und Sparkassen Milliardenbeträge an den internationalen Finanzmärkten „verspielt“ haben, besinnen sie sich wieder zunehmend auf ihr Stammgeschäft. Besonders beliebt: Prepaid-Kreditkarten, die als Innovation am deutschen Markt gelten.

Wenn in der Schweiz Schulklassen ein Lokal besuchen, bietet sich dem Beobachter ein interessantes Bild: Ein Großteil der Schüler bezahlt nicht mit barer Münze, sondern zückt seine „Kreditkarte“. Und dabei handelt es sich keineswegs um eine „Speziali­tät“ etwa der eidgenössischen Schulen, sondern um klassi­sche Karten mit den Logos von MasterCard und VISA. Möglich macht dies die Einführung einer Prepaid-Variante, die mittlerweile auch in Deutschland kräftig beworben wird – insbesondere für Erwachsene.

Das System ist einfach: Der Kunde bestellt zunächst die anfangs meist noch „leere“ Karte bei einem Finanzdienstleister und lädt sie durch Über­weisung von seinem Girokonto mit dem gewünschten Guthaben auf. Je nach Kartenemittent und Kundenzielgruppe sind dabei Maximalgrenzen (z.B. 300 € bis 3.000 €) vorgesehen. Eine Guthabenverzinsung wird selten geboten.

Nun kann die Karte weltweit überall dort eingesetzt werden, wo die Zahlungsabwicklung online erfolgt – und das sind inzwischen über 80 % der rund 25 Millionen Akzeptanzstellen. Darüber hinaus sind meist auch Abhebungen an Geldausgabeautomaten möglich, manche Dienstleister bieten zudem Internet-Überweisungen vom Kartenkonto. Ausgeschlossen sind jedoch alle Offline-Transaktionen, etwa in Geschäften mit den früher üblichen Imprintern, besser bekannt als „Ritsch-ratsch-Geräte“. Einige Anbieter offerieren auch eine Jugendschutzfunktion, d.h., die Karte ist nicht bei allen Vertragsunternehmen uneingeschränkt nutzbar.

Ohne Schufa-Eintrag

Mit Prepaid-Kreditkarten sind vorrangig zwei Vorteile verbunden: Sie bieten eine optimale Kostenkontrolle, denn verfügbar ist generell nur das zuvor eingezahlte Guthaben. Zudem ist weder eine Schufa-Abfrage erforderlich noch erfolgt ein Eintrag in der Schufa-Datei – ein Argument, das insbesondere bei angespannter Finanzlage interessant sein kann, aber auch lästige Rückfragen etwa der Hausbank erspart.

Wesentlich kritischer sind hingegen die meisten anderen Werbeargumente zu sehen. Hier reicht die Palette von den besonders herausgestellten „weltweiten Einsatzmöglichkeiten“ – die auch jede andere MasterCard oder VISA-Karte bietet – bis zur „Sicherheit bei der Kontoabfrage“ – die man bei jeder Form des Online-Bankings als Selbstverständlichkeit erwarten sollte. Nicht unproblematisch ist auch der Hinweis, die Karte sei „absolut sicher vor Missbrauch“. Zwar ist meist eine ganze Reihe von Sicherheitsmechanismen eingebaut, etwa die Online-Information per E-Mail bei jeder Transaktion. Auch beschränkt sich die Haftung des Karteninhabers bei Schäden, die bis zu einer Sperrmeldung eingetreten sind, meist auf 50 € – dies allerdings nur dann, wenn dem Kunden weder ein schuldhaftes noch grob fahrlässiges Verhalten vorgeworfen werden kann.

Sehr unterschiedlich sind auch die Preise: Emittenten wie etwa die Landesbank Berlin beschränken sich auf Beträge zwischen 29 € und 39 € pro Jahr, bei höheren Verfügungsbeträgen können es auch bis zu 80 € werden. Preiswerter sind Karten für Jugendliche, die jedoch oft mit sehr engen Limits versehen sind. Genaues Lesen lohnt sich in jedem Fall: Die in Dauerwerbesendungen im Fernsehen angepriesene ActiveCashCard der Schwäbischen Bank kostet halbjährlich (!) 50 € – und damit deutlich mehr als die 79 €/Jahr teure vergleichbare Suprema-Card aus dem gleichen Haus.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(02):16-16