Dr. Christine Ahlheim
Es ist schon verwunderlich, was im Zusammenhang mit den EuGH-Schlussanträgen zum Fremdbesitzverbot so alles in den Zeitungen zu lesen war. Bemerkenswert war insbesondere die völlige Überraschung, mit der die sogenannte liberale Wirtschaftspresse auf den Tenor der Schlussanträge von Generalanwalt Yves Bot reagierte.Wer sich ein bisschen intensiver mit der Materie befasst hatte, dem musste spätestens seit dem EuGH-Urteil zur Krankenhausversorgung klar sein, dass die Schlussanträge mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit das deutsche Fremdbesitzverbot stützen würden. Doch offenbar erledigen etliche Wirtschaftsjournalisten ihre Arbeit nicht nur einäugig aus der ökonomischen Perspektive, sondern auch noch oberflächlich. Zweifelhaft ist daher, was man hier zukünftig bei anderen Themen, beispielsweise der Geldanlage, überhaupt noch glauben kann...Nachdenklich macht zudem, was von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in der Rubrik „Sätze, die wir 2008 gerne gehört hätten“ ABDA-Präsident Wolf in den Mund gelegt wurde: „Apotheken sind ein ganz normales Geschäft, daher machen Apotheker wie alle Unternehmer auch gerne Gewinn.“ Da stellt sich die Frage, in welch einer Welt Journalisten leben, die solche Träume hegen: Gibt es dort keine Kranken, die froh sind um eine Apotheke, in der ihnen ein Heilberufler – und kein „normaler Geschäftsmann“ – mit Rat und Tat zur Seite steht? Und dass jemand Gewinne erwirtschaften will, indem – und nicht obwohl – er ein guter Heilberufler ist, auch das ist in dieser verkehrten Welt offenbar nicht vorgesehen.
Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion
Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(02):2-2