Dr. Christine Ahlheim
?Werden Sie den Erhalt des Fremdbesitzverbots im Apothekenwesen unterstützen, falls der Europäische Gerichtshof in seinem noch ausstehenden Urteil die Entscheidung zum Fremdbesitz den Einzelstaaten überlässt?
Wir halten nichts von anonymen Apothekenketten, die Renditen an und für internationale Kapitalmärkte anstreben. Die inhabergeführte Apotheke mit Zweigstellen, so wie es seit 2004 im Gesetz steht, sichert die Arzneimittelversorgung und -beratung der Bevölkerung auf hohem Niveau. Das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen. Daher sage ich: keine Experimente, die Strukturen ermöglichen, die wir nicht wieder einfangen können. Dafür ist die Arzneimittelversorgung viel zu wichtig.
?Inwieweit befürwortet die Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) ein Vorgehen gegen Pick-up-Stellen in Drogeriemärkten sowie ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln?
Hier ist die Diskussion auch in der ASG noch im Gange. Klar ist, dass die Entwicklung ganz genau beobachtet und Fehlentwicklungen gegebenenfalls auch gesetzlich entgegengewirkt werden muss. Ich hätte gerne gehabt, wie übrigens auch Ulla Schmidt, dass wir Qualitätsvorgaben machen, die auch eine Sammel- oder Abgabestelle erfüllen muss. Leider wollte das der gegenwärtige Koalitionspartner nicht.
Den gesamten Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneien wieder zu verbieten, hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Schließlich ging und geht es beim legalen Versand ja um ein besseres Serviceangebot z.B. für ältere, chronisch kranke Menschen. Und diejenigen, die dies nutzen wollen, sollen nach meinem Dafürhalten auch die Möglichkeit behalten. Im Übrigen tun das ja auch nicht viele, der Marktanteil ist verschwindend gering. Probleme bereitet uns illegaler Handel im Internet. Da müssen wir ran.
?Welche Zukunft wird der Gesundheitsfonds haben, falls die SPD ab Herbst 2009 an der Bundesregierung beteiligt sein sollte?
Wir kämpfen unverändert für die solidarische Bürgerversicherung. Es ist nicht einzusehen, weswegen Beamte, Selbstständige oder Mandatsträger aus der Solidarität austreten können. Wir wollen, dass alle Bürger Beiträge auf der Grundlage ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zahlen. Dies bleibt auch die einzig faire Antwort auf die demografische Entwicklung. Um die Bürgerversicherung zu erreichen und da wir den Fonds leider haben, muss dort als nächstes auch die PKV einbezogen und damit die solidarische Basis für die Absicherung des allgemeinen Lebensrisikos Krankheit verbreitert werden.
Gleiches gilt auch für Beiträge aus Kapitaleinkünften. Dadurch könnten die Beiträge für alle sinken und die nötige Versorgung für alle nachhaltig gesichert werden. Niemand hätte einen Nachteil, alle hätten Vorteile.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(07):4-4