Editorial

Sieg für Europa


Dr. Christine Ahlheim

Der Europäische Gerichtshof hat mit seinem Urteilsspruch vom 19. Mai den Apothekern einen grandiosen Sieg über DocMorris und Konsorten beschert. Und damit all jenen eine Absage erteilt, die fachliche Kompetenz als put­zi­ges Relikt aus längst vergangenen Zei­ten betrachten und Liberalität dahingehend uminter­pretieren, dass jeder alles kann und alles darf, wenn er nur über einen starken Willen und genügend Geld verfügt.

Vor allem aber ist das Urteil ein Sieg für Europa. Während auf anderen Gebieten Niederlassungsfreiheit und freier Ka­pitalverkehr innerhalb der EU höchste Priorität genießen, haben die Luxembur­ger Richter beim Apothekenwesen denjenigen Staa­ten recht gege­ben, die ihren Bewohnern eine höherwer­tige Arzneimit­telversorgung angedeihen lassen wollen als andere Länder. Und da­durch verdeutlicht, dass Verbraucherschutz auch im vereinten Europa wichtiger ist als die Profitinter­essen von Groß­konzernen.

Damit schwächt das EuGH-Ur­teil zugleich die Position all jener, die die Euro­päische Union als herzlosen Moloch dif­fa­mieren und nicht begreifen, dass der „alte Kontinent“ nur als gemeinsamer Po­litik- und Wirtschaftsraum eine Chance hat, in der modernen Welt Freiheit und Wohlstand seiner Bevölkerung zu wahren.

Der Kampf der Apotheker wird allerdings weitergehen – gegen die unsägli­chen Pick-up-Stellen und gegen diverse Be­strebun­gen zur Aushöhlung der Apothekenpflicht. Gestärkt durch das EuGH-Urteil sowie durch die allseitigen Bemü-hun­gen, die Qualität der Arzneimittelver­sorgung stetig zu verbessern, haben die Apotheker jedoch gute Chancen, auch hier letztlich als Sieger hervorzugehen.

Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion

Dr. Christine Ahlheim
M.A. Apothekerin

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(11):2-2