Prof. Dr. Reinhard Herzog
Steigende Kurse werden bei Sparern regelmäßig mit steigenden Gewinnen in Verbindung gebracht. Doch auch wenn die Kurse nachgeben, lässt sich verdienen. Ein interessantes Instrument gerade in der jetzigen, von Unsicherheiten geprägten Börsenphase stellen Reverse-Zertifkate dar, die dann im Preis klettern, wenn der Basiswert nachgibt. Zu den bekanntesten Produkten dieser Gattung gehören die Reverse-Bonus-Zertifikate.
Bei einem klassischen Bonus-Papier erhält der Anleger einen festen Ertrag, wenn der Kurs des Basiswerts – beispielsweise eines Index oder einer Aktie – während der Laufzeit niemals unter die sogenannte Sicherheitsschwelle zurückfällt und den deutlich höher liegenden Bonus-Kurs nicht überschreitet. Sinkt der Kurs unter die Sicherheitsschwelle, entfällt der Bonus und das Zertifikat wird der Aktie meist gleichgestellt. Dies gilt in der Regel auch dann, wenn der Basiswert über den Bonus-Kurs ansteigt.
Verdienen am Verlust
Beim Reverse-Bonus-Zertifikat läuft das Ganze mit umgekehrten Vorzeichen. Hierzu werden zunächst zwei Kennzahlen festgelegt: die Barriere z.B. bei 130% der Ausgangsbasis sowie das Bonus-Level z.B. bei 75% der Ausgangsbasis. Nun gibt es drei Möglichkeiten:
- Notiert der Basiswert am Laufzeitende innerhalb der Bandbreite, also zwischen 75% und 130% des Ausgangskurses, bekommt der Anleger sein investiertes Kapital plus einen Bonus von z.B. 25% ausgezahlt. Er hat letztlich also innerhalb dieser Bandbreite mehr verdient als mit einem Direktinvestment.
- Notiert der Basiswert am Laufzeitende unterhalb des Bonus-Levels, beispielsweise bei 50 % der Ausgangsbasis, wird das eingesetzte Kapital plus die negative Entwicklung des Basiswerts als positive Rendite ausgezahlt. Der Anleger hat also aufgrund des Kursrückgangs einen überdurchschnittlichen Gewinn erzielt.
- Sollte jedoch der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit die Barriere erreichen bzw. überschreiten, wird das Papier zu einem Partizipationszertifikat. Dabei wirkt sich allerdings eine positive Entwicklung des Basiswerts negativ auf den Rückzahlungspreis aus, während eine negative Entwicklung des Kurses ein Plus bringt.
Konstruktion verstehen
Gerade bei derartigen Reverse-Zertifikaten, die es auch in den Varianten Express-, Discount- und Outperformance-Zertifikat gibt, sollten Anleger vor dem Kauf die Bedingungen genau lesen und das Papier nur erwerben, wenn alle Details geklärt sind. Überlegenswert sind lediglich Papiere von Emittenten mit erstklassiger Bonität, aber auch die einzelnen Kursschwellen sollten so gelegt sein, dass die Chancen auf einen überdurchschnittlichen Ertrag gewährleistet sind.
Nicht geeignet für den Vermögensaufbau
Um die Anlage möglichst transparent zu halten, sollten Sie auf Indexpapiere setzen, die zudem besonders spesengünstig gehandelt werden. Sinnvoll sind in diesem Zusammenhang auch entsprechende Notizen, denn nicht selten geraten die Konditionen nach dem Kauf wieder in Vergessenheit. Keinesfalls eignen sich diese Papiere im Übrigen für den längerfristigen Vermögensaufbau, denn schließlich werden Aktien auf lange Sicht stets steigen.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(14):16-16