Dr. Christine Ahlheim
In unserer Rubrik „Finanzen & Anlage“ wird es immer wieder – in dieser AWA-Ausgabe auf Seite 14 – thematisiert: das Problem, dass Bankangestellte nicht nach bestem Wissen und Gewissen beraten. Statt Anlegern, die ihnen vertrauen, das passende Finanzprodukt mit akzeptablen Nebenkosten zu empfehlen, werden teilweise gänzlich ungeeignete und deutlich überteuerte Investments angepriesen.
Das hat zwei Hintergründe: Zum einen verdienen die Bankangestellten selbst an den überzogenen Gebühren, zum anderen stehen sie aber auch unter Druck seitens ihrer Vorgesetzten. Deren Zahlen müssen „stimmen“, damit ihr Einkommen „stimmt“ und sie ihren Posten behalten. Insider berichten sogar von regelrechtem Mobbing, das nicht selten mit der Kündigung des Arbeitnehmers endet.
Ein ähnliches Szenario ist bei Kettenapotheken vorstellbar: Wenn die Umsätze nicht den Ansprüchen der Konzernleitung genügen, wird der Verkauf durch entsprechenden Druck auf die Angestellten forciert. Dass auch ein freiberuflicher Apotheker auf seinen Umsatz schauen will und muss, ist keine Frage. Doch mehr als ein an Quartalsberichten orientierter Kettenkonzern hat der Apothekeninhaber die langfristige Kundenbindung im Auge – und zudem keine Angst um seinen Arbeitsplatz, wenn das passendste Arzneimittel nicht auch das teuerste ist.
Der EuGH hat uns – zunächst – vor diesem Szenario bewahrt. Möge nun die kluge Personalauswahl der nach der Bundestagswahl Regierenden verhindern, dass unbelehrbare Kettenanhänger wie Josef Hecken oder Biggi Bender mehr Einfluss bekommen, als den Apothekern lieb sein kann...
Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion
Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(14):2-2