Investmentfonds

Rentenfonds als Zockerpapiere


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Sicherheit wird bei Geldanlegern großgeschrieben: Während Manager von Aktienfonds mit umfangreichen Rücknahmewünschen konfrontiert werden, sind Renten- und Geldmarktfonds sehr gefragt. Doch auch sie verfehlen reihenweise ihre Zielvorgaben.

Rentenfonds gelten bei vielen Anlegern als Basis jeder seriösen Anlage. Denn schließlich investieren sie in eine breite Palette festverzinslicher Wertpapiere, darunter Staatsanleihen und Schuldverschreibun­gen hervorragender Bonität. Zu Rückschlägen – so die Vorstellung der Sparer – sollte es allenfalls in Jahren mit steigen­den Renditen kommen, wenn die Kurse festverzinslicher Wertpapiere nachgeben. Und auch dieses Risiko – so suggerieren manche Bankberater – lässt sich durch die Wahl von Geldmarktfonds minimieren, da sich diese allein auf kurzfristige Forderungen konzentrieren, die keinen Kursschwan­kun­gen ausgesetzt sind.

Soweit die Theorie, die in den letzten Jahrzehnten weitgehend durch die Praxis bestätigt wurde. Blickt man jedoch in die Wertentwicklungslisten der vergangenen zwölf Monate, sieht die Lage ganz anders aus. Der REX-Performan­ce-Index, der die Entwicklung einer Anlage in Staatsanleihen widerspiegelt, konnte rund 10,5% zulegen, wobei der Anstieg zu einem Drittel auf der Verzinsung, zu zwei Dritteln auf den Kursgewinnen infolge sinkender Kapitalmarktzinsen beruhte. Europäische Rentenfonds, die sich mit ihrer Wertentwicklung seit vielen Jahren am REX-Performance messen, büßten dage­gen häufig mehr als 5% ein, oftmals sogar deutlich über 10%. Auch die meisten Geldmarktfonds verzeichneten eine negative Wertentwicklung.

Spekulation auf Kosten der Anleger

Der Grund für das Desaster liegt im Anlageverhalten vieler Fondsmanager: Statt gemäß jahrzehntelang gepfleg­ter Tradition auf weitgehend sichere Anleihen zu setzen, engagierten sie sich zuletzt verstärkt in Nebenwerten, Un­ternehmensanleihen und Ge­nussscheinen. Auch „Asset Backed Securities“ (ABS) standen hoch im Kurs, also Anleihen, die über ausgegebene Kredite besichert sind.

Anfangs funktionierte dies auch hervorragend und die Fonds konnten interessante Mehrerträge gegenüber den niedrig verzinsten Staatspapieren ausweisen. Doch mit der Insolvenz von Lehman Brothers drehte der Markt: Alle Anleihen, bei denen die Rückzahlung nicht als absolut sicher anzusehen war, gerieten unter Druck und verloren oft 30% bis 50% ihres Werts. Nachrangige Banktitel brachen sogar auf 20% ihres Nominalwerts ein. Und diese Verluste haben sich nun auch in den Renditen der Investmentfonds niedergeschlagen.

Für Anleger, die entsprechen­de Renten- oder Geldmarktfonds im Depot haben, besteht dennoch vorerst kein Handlungsbedarf. Momentan ist davon auszugehen, dass die Kursrückschläge am Rentenmarkt übertrieben waren und – wie in einigen Segmenten bereits geschehen – mit einer Erholung zu rechnen ist. Davon sollten auch die Fondspreise profitieren – vorausgesetzt, die Fondsmanager nehmen keine Panikverkäufe vor.

Depot selbst zusammenstellen

Für Neueinsteiger zeigt die Entwicklung jedoch, dass auch Renten- und Geldmarktfonds erhebliche Risiken bergen. Sinnvoller kann daher die eigene Zusammenstellung eines Depots aus Bundes- und Länderanleihen sowie Schuldverschreibungen erstklassiger Emittenten sein – mit der sich auch die oftmals erheblichen Verwaltungskosten der Fonds einsparen lassen. Beschränken sollten Sie sich vorerst allerdings auf kurze bis mittlere Laufzeiten, da in den kommenden Monaten wieder mit steigenden Zinsen zu rechnen ist.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(16):15-15