Fremdwährungsgeschäfte

Profite mit Rand und Zloty


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Seit die Zinsen in der Eurozone auf Talfahrt gegangen sind, haben sie wieder Hochkonjunktur: Anlagen in fremder Währung spielen auch hierzulande eine immer wichtigere Rolle. Doch nicht jede Fremdwährung ist hierfür gleichermaßen geeignet.

Tiefster Pessimismus herrsch­te zu Jahresbeginn 2009 an den meisten Wertpapierbörsen: Ob Aktien oder Anleihen – vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise wurde nahezu alles verschmäht, was auch nur den Anschein von Risi­ken in sich trug. Schlagworte wie Hyperinflation oder gar Währungsreform machten die Runde. Viele Anleger setzten auf Gold, aber auch der Dollar wurde als „Fluchtwährung“ wie­derentdeckt. Allein im zweiten Halbjahr 2008 stieg sein Wert gegenüber dem Euro um rund 20%.

Mittlerweile hat sich die Lage jedoch wieder etwas entspannt – zumindest auf den ersten Blick. Gegenüber dem US-Dollar konnte der Euro wieder zulegen, die europäische Wirtschaft zeigt erste Belebungserscheinungen und nicht zuletzt sorgten auch die Bundestagswahlen in Deutschland für mehr Zuversicht unter den Anlegern. Allerdings herrscht nach wie vor extreme Nervosität: Schon kleinste Anzeichen eines Wiederaufflammens der Wirtschaftskrise sorgen für deutliche Kursrückgänge bei Aktien. Wird gar die Bonität eines Unternehmens von einer der Ratingagentu­ren herabgesetzt, brechen die Kurse seiner Aktien und Anleihen massiv ein.

Aber auch Gold und andere Sachwerte stehen bei Investoren immer noch hoch im Kurs. Denn schließlich ist die Gefahr nicht zu unterschätzen, dass die überbordende Staatsverschuldung einen schnellen Anstieg der Inflationsrate zur Folge haben könnte. Da jedoch die USA und Europa gleichermaßen von dieser Problematik betroffen sind, schwankt die Parität der beiden Währungen weitgehend innerhalb der üblichen Bandbreiten.

Gefragt: Währungen aus der „zweiten Reihe“

Ganz anders ist die Situation bei den Währungen aus der „zwei­ten Reihe“: Ob Norwegische Krone, Schweizer Franken oder selbst der hochspekulative Südafrikanische Rand – alle konnten gegenüber dem Euro in den vergangenen Monaten zulegen. Besonders gefragt wa­ren der Australische und der Neuseeländische Dollar, die seit Jahresbeginn einen Zuwachs von über 20% verzeichneten. Ausschlaggebend hierfür waren insbesondere zwei Gründe:

  • Zum einen waren viele Währungen gegenüber dem Dollar im zweiten Halbjahr 2008 massiv eingebrochen, sodass ein Teil des Anstiegs als technische Erholung zu bewerten ist.
  • Zum anderen herrscht aber auch eine starke Nachfrage von Seiten institutioneller Anleger, die im Rahmen der Diversifizierung nach einer Drittwährung suchen, die sich den internationalen Wirtschaftsturbulenzen eher entziehen kann.

Nach der erstklassigen Performance vieler Fremdwährungsanlagen beginnen Banken und Sparkassen jetzt wieder verstärkt damit, neue Produkte in diesen Währungen aufzulegen und dem Anleger schmackhaft zu machen. Erleichtert wird ihnen das Geschäft durch die oft hohen Zinsen von über 6,0% für Papiere erstklassi­ger Bonität. Per saldo – so wird suggeriert – lassen sich mit vielen Währungen zweistellige Jahresrenditen einfahren.

Allerdings sollten Sie gerade bei den besonders beworbenen Papieren auch etwas skeptisch sein. So sehen die meisten hierzulande offerier­ten Anleihen nur Laufzeiten zwischen ein und drei Jah­ren vor – was im Übrigen als besonderer Vorteil her­aus­ge­stellt wird. Tatsächlich kann die kurze Laufzeit jedoch zum Bumerang werden, denn schließlich ist bereits in wenigen Jahren eine Wiederanlage der Beträge erforderlich. Welcher Zins und Wechselkurs dann maßgeblich sind, kann niemand auch nur annähernd prognostizieren. Und während man bei einem Titel mit z.B. fünf Jahren Laufzeit auch eine temporäre Währungsschwäche „aussitzen“ kann, wird man bei Kurzläufern zu schnellen Umschichtungen quasi gezwungen.

Bonität beachten

Auch die Bonitätsfrage muss bei Anlageentscheidungen eine Rolle spielen: Viele der derzeit propagierten Titel stammen von deutschen bzw. internationalen Kreditinstituten. Es erscheint mittlerweile zwar kaum noch wahrscheinlich, dass eines der „gro­ßen“ Geldhäuser in Zahlungsschwierigkeiten gerät, auszuschließen ist es aber nicht. Mit wenigen Ausnahmen greift dann jedoch kein Einlagensicherungssystem, wie es etwa für deutsche Sparkonten gilt. Manche beworbene Titel wurden aber auch von kleineren ausländischen Firmen aufgelegt, deren Namen hierzulande kaum bekannt sind. Besteht dann nicht einmal eine Bewertung durch eine internationale Ratingagentur, muss das Investment als hochspekulativ eingestuft werden. Günstiger sind hingegen Papiere ausländischer Staaten oder internationaler Organisatio­nen wie der Weltbank. Nachteil dabei: Die erzielbare Rendite liegt im unteren Bereich der aktuellen Bandbreite.

Ohnehin stellt sich die Frage, welche Währung sich überhaupt zu einer Diversifizierung der Geldanlage eignet. Für sicherheitsorientierte Anleger kommen zweifellos in erster Linie die „klassischen Weltwährungen“ infrage, also der US-Dollar und der Schweizer Franken. Insbesondere dem US-Dollar und – in engem Gefolge – dem Kanadischen Dollar wird von vielen Experten für die Jahre ab 2010 deutliches Potenzial zugebilligt, dürfte hier doch die Wirtschaftserholung schneller gehen als in der Eurozone. Auch das Britische Pfund und die – ölgestärkte – Norwegische Krone sollten in keinem größeren Portefeuille fehlen.

Sehr zweigeteilt sind schließlich die Meinungen zum Japanischen Yen, der hierzulande eher als Finanzierungs- denn als Anlagewährung eine Rolle spielt. Zwischen 2001 und Mitte 2008 hatte sich sein Kurs gegenüber dem Euro mehr als halbiert, doch dann kletterte die Notierung binnen weniger Monate – zum Schrecken vieler Immobilienfinanzierer – von 0,059 € auf 0,087 €. In­zwischen hat die japanische Währung zwar wieder deutlich an Boden verloren, dennoch erscheint ungewiss, in welche Richtung sie zukünftig tendiert.

Erheblich zulegen konnten in den vergangenen Monaten die meisten osteuropäischen Währungen, insbesondere der Ungarische Forint, der Polnische Zloty und die Tschechische Krone. Entsprechend ist hier – obwohl manche Banken Gegenteiliges behaupten – erhöhte Vorsicht angesagt. Denn schließlich wurde die osteuropäische Wirtschaft von der Konjunkturkrise besonders betroffen und es erscheint keineswegs sicher, dass sich diese Länder schnell wieder erholen können. Auch die vergleichsweise hohen Zinsen signalisieren die anhaltenden Risiken.

Solider untermauert sind hingegen die Kursanstiege von Australischem und Neusee­ländischem Dollar. Insbe­sondere Australien profitiert nach wie vor von seinem Rohstoffreichtum, auch in der „Nachbarregion“ Asien läuft es mittlerweile wieder wesentlich besser als erwartet. Gerade nach den jüngsten Zuwachsraten sollten Engagements allerdings vorerst eher klein gehalten werden, da ein temporärer Rückschlag nicht auszuschließen ist.

Südafrikanischer Rand im Fußballfieber

Vergleichbares gilt auch für den Südafrikanischen Rand, der seit über 20 Jahren eher schwach tendiert, dafür aber eine überdurchschnittlich hohe Verzinsung bietet. Experten gehen davon aus, dass sich die Kurs­erholung in den kommenden Monaten – auch aufgrund des zunehmenden Interesses am „Land der Fußball-WM“ – noch etwas fortset­zen kann. Mittel- bis langfristig ist jedoch weiterhin mit einer leichten Schwächeneigung zu rechnen. Der Schwerpunkt sollte daher auf hochverzinste Papiere mit längerer Restlaufzeit gelegt werden, bei denen Wechselkursverluste durch entsprechende Erträge ausgeglichen werden.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(21):16-16