Dr. Christine Ahlheim
Angesichts der Pläne der FDP, mittelfristig einkommensunabhängige Gesundheitsprämien einzuführen, erfreut sich das GKV-System uneingeschränkter Lobhudeleien seitens der Opposition und auch von Teilen der Union. Gepriesen wird insbesondere das große Maß an Gerechtigkeit, über das die gesetzliche Krankenversicherung aufgrund ihres Solidarprinzips verfüge.
Stellt man diese Gerechtigkeit einmal auf den Prüfstand, so wird deutlich, dass sie erhebliche Lücken hat. Gerechtigkeitslücke Nummer eins: Die Solidarität ist auf die GKV-Versicherten beschränkt, die restliche Bevölkerung ist davon ausgenommen. Und während sich die privat Versicherten aus der Solidarität verabschieden durften, sind andere aufgrund ihrer niedrigeren Einkommen zum Bleiben gezwungen. Zu den Steuerzuschüssen für die GKV tragen zwar alle Steuerzahler bei, aber dadurch werden – und auch das ist eine Gerechtigkeitslücke – insbesondere besser verdienende gesetzlich Versicherte zweimal zur Kasse gebeten.
Eine weitere Gerechtigkeitslücke ist der fehlende Ausgleich innerhalb einer Familie. So wird ein Ehepaar, bei dem jeder einzelne über ein Jahreseinkommen von 45.000 € verfügt, mit doppelt so hohen Krankenversicherungsbeiträgen belastet wie ein Ehepaar, bei dem das gleiche Familieneinkommen von 90.000 € nur von einer Person verdient wird. Und bezahlt damit Jahr für Jahr tausende von Euros mehr – für dieselbe Leistung.
Ein Prämiensystem könnte diese Gerechtigkeitslücken schließen. Dafür, dass keine neuen entstehen, sollte die Politik mit einer guten handwerklichen Umsetzung ihrer Reformpläne Sorge tragen.
Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion
Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(23):2-2