Festgeldanlagen

Versicherungen mit attraktiven Konditionen


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Deutsche Sparer streben nach Sicherheit: Obwohl am Aktienmarkt zuletzt überdurchschnittliche Renditen zu erzielen waren, setzen sie vorrangig auf kurzfristige Kontoanlagen bei Banken und Sparkassen. Interessante Offerten kommen jetzt aus der Versicherungsbranche.

Beim Blick auf die „Renner­listen“ der Tagesgeldofferten wird es offensichtlich: Groß­zügigkeit gibt es heute fast nur noch bei ausländischen Banken. Die höchsten Zinsen werden von Kreditinstituten mit Hauptsitz etwa in der Türkei, den Niederlanden und anderen für Finanzanlagen eher un­typischen Staaten bezahlt. Nur einzelne deutsche Geldhäuser – etwa die 1822direkt, eine Tochtergesellschaft der Frankfurter Sparkasse – mischen noch in der Spitzenriege mit, die meisten anderen speisen ihre Kunden jedoch mit Magerzinsen von oft weniger als 1,0% ab. Vor rund einem Jahr war dies noch anders: Vorrangig der Wettbewerb durch starke Online-Vertriebe – wie etwa die Postbank oder Cortal Consors – sorgte da­‑ für, dass manches Tagesgeld selbst bei der heimischen Sparkasse mit Zinssätzen ausgestattet wurde, die sich durchaus mit Anleihen mit drei bis vier Jahren Restlaufzeit messen lassen konnten.

Mit der Dominanz der Auslandsbanken ist jedoch ein großes Problem verbunden: Die wenigsten sind über eine deutsche Niederlassung an den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken angeschlossen, der im Fall einer Pleite bis zu 30% des haftenden Eigenkapitals der jeweiligen Bank pro Anleger absichert. Vielmehr unterliegen sie regelmäßig dem Einlagensicherungssys­tem ihres Heimatlandes, das oft allenfalls dem EU-Standard entspricht (aktuell: 50.000 €/Anleger, ab 1. Januar 2011: voraussichtlich 100.000 €/Anleger) oder sogar noch gerin­gere Summen vorsieht. Und selbst darauf sollte man sich nicht verlassen: Auch isländi­sche Banken warben seinerzeit mit dem bestehenden Einlagensicherungssystem, dennoch erlebten deutsche Kunden etwa der Kaupthing-Bank eine lange Zitterpartie um ihr Geld. Ähnliches ist zu befürchten, falls z.B. eine türkische Bank insolvent werden sollte.

Sparen per Karte

Allerdings gibt es durchaus auch Offerten deutscher Anbieter, die zum einen sicher sind, zum anderen nicht un­bedingt in den „Rennerlisten“ der Finanzpublikationen auftauchen. Hier sind Emittenten von Kreditkarten wie etwa die Deutsche Lufthansa zu nennen, die die „Miles & More Credit Card“ zusammen mit der Deutschen Kreditbank (DKB) herausgibt, einer Tochtergesellschaft der öffentlich-rechtlichen BayernLB. Karteninhaber können nicht nur bargeldlos bezahlen, sondern auch Zinserträge erzielen. Guthaben auf dem Kartenkonto werden bei der kostengünstigen Classic-Card mit 2,05% verzinst, bei der teureren Gold-Card mit 2,15% – bei jederzeitiger Verfügbarkeit.

Kein großer Aufwand

Auch zahlreiche andere Mas­tercard- und VISA-Banken bieten ähnliche Vorteile, selbst wenn man in den Online-Auftritten oft lange danach suchen muss. Ein wichtiger Pluspunkt ist der Wegfall der Legitimation: Da der Karteninhaber bereits alle persönlichen Daten hinterlegt hat, entfallen die bei manchen Banken recht aufwendige Kontoeröffnung und das Postident-Verfahren. Vielmehr genügt es, das Sparkapital auf das vom Karten­emittenten angegebene Konto zu überweisen, die Gutschrift erfolgt meist nach drei bis fünf Tagen. Verfügungen sind je­der­zeit per Kartenzahlung oder Überweisung zur Hausbank möglich, die Auftrags­erteilung erfolgt telefonisch oder im Internet.

Kleiner Wermutstropfen: Alle Kartenzahlungen werden unmittelbar dem Guthaben belastet, sodass Sie vorrangig eine wenig verwendete Kreditkarte für die Geldanlage nutzen sollten. Ein gewisser Ausgleich wird allerdings durch die meist monatliche Gutschrift der Zinsen erzielt, erhöht sich damit doch der Nominalzins infolge des Zinseszinseffekts.

Versicherer als Nischenanbieter

Nahezu gänzlich im Verborge­nen arbeiten einige Versicherer, die für sogenannte Kapitalisierungsprodukte oftmals recht gute Zinsen bezahlen. Dabei handelt es sich technisch zwar größtenteils um Versicherungen gegen Einmalbeitrag, jedoch bekommt der Kunde von dieser Konstruktion nicht viel mit: Die meisten Offerten sind nahezu identisch mit einer Festgeldanlage, die marktgerecht verzinst und entweder zu einem festen Termin oder nach vorheriger Kündigung fällig wird.

So bietet etwa die ErgoDirekt – Nachfolgerin der KarstadtQuelle Versicherungen – mit der „MAXI-ZINS Monatsgeldanlage“ aktuell 2,0% bei monatlicher Verfügbarkeit, min­des­tens 500 € müssen überwiesen werden. Etwas knausriger ist die LV 1871, die bei einer Mindestanlage von 10.000 € und ebenfalls monatlicher Verfügbarkeit derzeit 1,5% offeriert. Besonders großzügig hingegen zeigt sich die AachenMünchener, die beim „PARKDEPOT“ Beträge ab 5.000 € mit im­merhin 2,25% vergütet. Kleiner Nachteil hier: Maximal 30.000 € werden akzeptiert, sofern es sich nicht um freie Gelder aus einer fälligen Versicherung der Aachen­Mün­chener handelt. Noch restriktiver wird dies bei der Swiss Life gehand­habt, deren Anlage „Swiss Life Cash Growth“ mit stolzen 2,75% Verzinsung inzwischen nur noch dann verfügbar ist, wenn Leistungen aus der Versicherungssparte angelegt werden sollen. Bis vor Kurzem wurden hier auch Fremdgelder angenommen, der Vertrieb erfolgte testweise über einzelne Sparkassen.

Um die Sicherheit ihrer Ein­lagen müssen sich Kunden deutscher Anbieter im Übrigen keine Sorgen machen: Die Institute sind zwar kei­ner Einlagensicherungseinrichtung des Bankgewerbes angeschlossen, werden jedoch von der brancheneigenen Sicherungslösung „Protector“ geschützt.

Vergleichen lohnt sich

In jedem Fall sollten Sie vor einer geplanten Neuanlage prüfen, ob vielleicht auch der eine oder andere früher besonders aktive Anbieter ge­rade eine Sonderaktion durchführt. Zwar liegen die Sätze etwa der Autobanken wie z.B. der Mercedes-Benz Bank derzeit mit deutlich unter 2,0% für Jahres-Festgelder auf nicht überaus attraktivem Niveau, es finden sich aber immer wieder interessante Offerten für Neukunden. So bietet etwa die ING-DiBa aktuell 2,0% für Tagesgelder von Neukunden, bei Cortal Consors sind es sogar 3,5% – die gleichzeitige Übertragung eines Depots mit mindestens 6.000 € Volumen vorausgesetzt.

Allerdings sollten Sie alle Angebote auch mit einem gesunden Maß Realismus betrachten. Werden etwa nur 2.000 € angelegt, beträgt die jährliche Zinsdifferenz zwischen beispielsweise 1,6% und 2,0% lediglich 8 € – abzüglich Abgeltungssteuer. Für diesen geringen Unterschied lohnt es sich sicherlich nicht, mühsam ein neues Konto zu eröffnen – was oft allein schon mehrere Wochen dauern kann – und das Geld zu übertragen. Geht es jedoch z.B. um 200.000 €, macht sich ein detaillierter Vergleich und der Abschluss bei einem günstigen Anbieter durchaus in Form barer Münze bezahlt.

Nicht nur auf Fest- und Tagesgeld setzen

In jedem Fall sollten Sie sich schließlich auch die Frage stellen, ob Tages- oder Festgeld überhaupt die richtige Anlageform ist. Viele Sparer machen derzeit den Fehler, fällige Gelder ausschließlich in derart kurzfristigen Produkten anzulegen – und verzichten dabei auf den möglichen Mehrzins, der bereits mit grundsoliden Anleihen mit fünf Jahren Laufzeit zu erzielen ist. Tages- und Festgeldkonten sollten daher immer nur als ein Baustein in einem gut sortierten Wertpapierdepot gesehen werden. Mindestens ebenso wichtig sind Produkte mit längeren Laufzeiten, aber auch Aktien und andere Wertpapieran­la­gen sollten Sie angesichts der hier bestehenden Chancen nicht ganz aus den Augen verlieren.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(07):14-14