Dr. Christine Ahlheim
Die Deutschen haben nicht allzu viel Vertrauen in ihr Gesundheitssystem – das zeigt eine aktuelle repräsentative Bevölkerungsumfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der ARAG Rechtsschutz-Versicherung. Danach fürchten sich 93,7% der Befragten vor einer medizinischen Unterversorgung.
Diese Furcht, die quer durch alle Schichten der Bevölkerung geht, dürfte vor allem zwei Ursachen haben: Da sind zum einen die persönlichen Erfahrungen insbesondere von GKV-Patienten, die in den letzten Jahren immer öfter auf Leistungen verzichten mussten. Zum anderen sind es die zahlreichen TV-Diskussionen zur Gesundheitspolitik, in denen die Versorgung der Zukunft teilweise in düsteren Farben dargestellt wird.
Doch wovor fürchten sich die Menschen? An erster Stelle dürfte die Angst stehen, bei einer lebensbedrohlichen Krankheit nicht auf dem höchsten verfügbaren Niveau behandelt, sondern mit einer weniger wirksamen, billigeren Therapie „abgespeist“ zu werden. Aber auch bei harmloseren Erkrankungen müssen Patienten mit einer Unterversorgung rechnen. So werden seit dem weitgehenden GKV-Verordnungsausschluss der OTC-Arzneimittel viele wirksame Medikamente deutlich seltener eingesetzt als zuvor – obwohl sie oftmals durchaus sinnvoll wären.
Hier ist die Apotheke gefragt: Indem Sie offensiv die zum jeweiligen Rezept passenden OTC-Arzneimittel empfehlen, tragen Sie dazu bei, die von den Patienten befürchtete Unterversorgung zu verringern. Deshalb belästigen Sie mit Ihrem Angebot auch niemanden, sondern werden meist auf weit offene Türen treffen.
Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion
Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(09):2-2