Prof. Dr. Reinhard Herzog
Klassische Investmentfonds sind nicht nur vergleichsweise teuer, sondern lassen oftmals auch bei der Rendite zu wünschen übrig: Nur wenigen Fondsmanagern gelingt es, mit ihren Anlageportefeuilles die maßgeblichen Indizes regelmäßig zu übertreffen und dem Anleger einen echten Mehrwert zu erwirtschaften.
Geringere Kosten bei ETFs
Bereits vor zehn Jahren wurden daher als Alternative sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs) ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich in der Grundform um börsennotierte Investmentfonds, die nicht aktiv gemanagt werden, sondern lediglich einen Index, z.B. den DAX, nachbilden. Gehandelt werden sie ähnlich wie Aktien, sodass statt des Ausgabeaufschlags nur die üblichen Gebühren bei Kauf und Verkauf anfallen. Auch die Verwaltungskosten sind vergleichsweise gering, weshalb der Anleger nahezu in vollem Umfang an der Wertentwicklung des Index partizipiert. Neben ETFs auf Indizes gibt es auch Papiere auf Aktienkörbe und regionale Segmente.
Hinzu kamen mittlerweile sogenannte Aktive Exchange Traded Funds, die sich nicht allein auf die Abbildung eines Referenzindex beschränken. Sie werden – wie der Name bereits sagt – aktiv gemanagt, d.h., die Emittenten sind bemüht, durch Einsatz etwa von Derivaten eine bestimmte Mehrrendite für Anleger zu erzielen.
Gemeinsam ist den passiven und aktiven ETFs die rechtliche Grundlage: Sie werden – von einigen Ausnahmen abgesehen – als Sondervermögen geführt. Sollte also der Emittent insolvent werden, bleibt das Kapital des Anlegers in vollem Umfang erhalten.
Spekulationen auf Gold und Silber
Genauer hinsehen müssen Sparer indes bei den Exchange Traded Commodities (ETCs), die auf Rohstoffe und Rohstoff-Indizes angeboten werden. Sie ermöglichen einen schnellen und kostengünstigen Einstieg in Produkte wie Gold, Silber, Palladium, aber auch Kaffee oder Mais, und erleichtern so die Diversifikation eines Wertpapierdepots. Der Nachteil jedoch: Bei den meisten ETCs handelt es sich nicht um Sondervermögen in Form einer Fondsstruktur, sondern um unbefristete Schuldverschreibungen des Emittenten. Im Falle einer Insolvenz ist das angelegte Kapital also grundsätzlich gefährdet. Allerdings haben die meisten Emittenten ihre Papiere mit der Hinterlegung eines physischen Bestands des jeweiligen Basiswerts, z.B. Gold, besichert.
Risiko bei Insolvenz
Unter der Bezeichnung Exchange Traded Notes (ETNs) haben einige Emittenten jetzt eine neue „Anlageklasse“ an die Börse gebracht, die sich bei genauerem Hinsehen als Altbekanntes präsentiert: Es handelt sich um börsennotierte Schuldverschreibungen, die an die Wertentwicklung eines festgelegten Indikators gebunden sind. Damit besteht ein entsprechendes Risiko, sollte der Emittent zahlungsunfähig werden. Die Unterschiede zu den inzwischen oft verschmähten Zertifikaten sind dabei gering.
Unser Urteil: Die Bezeichnung Exchange Traded (ET) stellt nicht zwangsläufig ein Gütesiegel dar. Wichtig ist des‑ halb, dass Sie sich stets die genaue Konstruktion ansehen und insbesondere die Frage der Absicherung im Falle einer Insolvenz des Emittenten prüfen.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(14):14-14