Prof. Dr. Reinhard Herzog
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Das Unternehmen
Die BayWa AG hat ihren Ursprung im Jahr 1923, als die Bayerische Zentraldarlehenskasse zum Höhepunkt der Inflation das Warengeschäft vom Geldgeschäft trennte. Ziel war es, landwirtschaftliche Betriebe mit allen erforderlichen Waren und Produkten zu versorgen. In den 1950er- und 1960er-Jahren verzeichnete die BayWa mit dem „Wirtschaftswunder“ ein schnelles Wachstum. Eingerichtet wurden u.a. mehr als 300 Reparaturwerkstätten, in denen 3.000 Mechaniker zu Fachpersonal ausgebildet wurden. In den 1970er-Jahren startete die BayWa mit eigenen Märkten, gleichzeitig wurde das Baugeschäft erweitert sowie Tankstellen und Heizöldepots errichtet. Auch in den gesättigten 1980er- und 1990er-Jahren konnte sich das Unternehmen gut behaupten und seine Position ausbauen. Im Oktober 2002 erwarb die BayWa die WLZ Raiffeisen AG, ein ähnlich aufgebautes Unternehmen mit Schwerpunkten in Württemberg.
Die Geschäftstätigkeit gliedert sich heute in die Sparten Agrar (Umsatzanteil 2009: 45,0%), Energie (25,3%) sowie Bau (24,5%). Im Segment Agrar erbringt die BayWa vielfältige Handels- und Dienstleistungen für die Land- und Ernährungswirtschaft, es werden landwirtschaftliche Betriebsmittel angeboten sowie Agrarerzeugnisse und Maschinen vermarktet. Das Segment Bau deckt in den Bereichen Baustoffe sowie Bau- und Gartenmarkt den Bedarf für Bauen, Renovieren und Modernisieren sowie für den heimischen Garten ab. Im Segment Energie handelt die BayWa mit Heizöl, Diesel und Ottokraftstoffen sowie festen Brennstoffen. Gezielt ausgebaut wird die Marke BayWa r.e., die sich mit regenerativen Energien befasst.
Fundamentale Daten
Die weltweite Wirtschaftskrise, aber auch die starken Schwankungen im Rohstoffsegment sind an dem in München beheimateten Konzern nicht spurlos vorübergegangen. Im Geschäftsjahr 2009 lag der Umsatz bei 7,3 Mrd. € nach 8,8 Mrd. €. Deutlich rückläu-fig waren insbesondere die Sparten Agrar und Energie, während sich der Umsatz im Bausegment auf Vorjahresniveau halten konnte. Analog zum Umsatz ging das EBITDA um 18,7% auf 209,7 Mio. € zurück. Das EBIT verzeichnete ein Minus von 28,7% auf 115,4 Mio. € und der Konzernjahresüberschuss stellte sich mit 59,4 Mio. € um 22,5% niedriger dar als im Vorjahr. Obwohl das Ergebnis je Aktie von 1,72 € auf 1,33 € zurückging, wurde eine Dividende von 0,40 € je Aktie beschlossen. Im Vorjahr waren 0,34 € plus 0,06 € Sonderdividende ausgeschüttet worden.
Im ersten Quartal 2010 stabilisierten sich die Zahlen etwas. Der Gesamtumsatz lag mit 1,53 Mrd. € nur knapp unter dem Vorjahresvergleichswert von 1,58 Mrd. €. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag zwar bei minus 24,6 Mio. € nach minus 17,3 Mio. €, jedoch wird dies von der BayWa mit dem deutlich gesunkenen Absatz beim Heiz-öl und der damit verbundenen Nachfrageverschiebung auf den Herbst 2010 begründet. Besonders erfreulich entwickelte sich die Agrarsparte. Hier ging der Umsatz um knapp 3,3% zurück, jedoch wurde das Ergebnis von 1,4 Mio. € auf 2,6 Mio. € verbessert. Dabei spielten unter anderem das gute Nacherfassungsgeschäft bei Getreide, der anlaufende Export sowie die gestiegene Düngernachfrage eine Rolle. Während sich im Bausegment sowohl beim Gewinn als auch bei der Ertragslage stabile Werte ergaben, ging das Ergebnis in der Energiesparte von 10,5 Mio. € auf 2,2 Mio. € zurück. Allerdings legte der Bereich regenerative Energien dank starker Nachfrage nach Solarzellen deutlich zu.
Angesichts der genannten Verschiebungseffekte beim Heizöl und der positiven Entwicklung der Agrarsparte sowie der günstigen Konjunkturlage sieht sich der BayWa-Konzern gut gerüstet, im Gesamtjahr 2010 bereits wieder einen Gewinnanstieg ausweisen zu können. Auch Analysten haben das Papier zuletzt erneut deutlich hochgestuft und mit Kurszielen zwischen 35 € und 45 € ausgestattet.
Charttechnische Daten
In den 1990er-Jahren spielte die BayWa-Aktie an der Börse keine nennenswerte Rolle. Das Interesse erwachte mit der Aufnahme der Aktie in den SDAX und zwischen 2003 und 2007 konnte sich der Kurs von rund 5 € auf über 40 € verbessern. Bedingt durch die Wirtschaftskrise und die allgemein schwache Börsenlage folgte dann jedoch ein Rückschlag und im Februar 2009 wurden Tiefstkurse im Bereich von 17 € festgestellt.
Mittlerweile konnte sich die Notierung des heute im MDAX geführten Papiers jedoch wieder kräftig erholen und inzwischen hat sich ein deutlicher Aufwärtstrend herausgebildet – unterstützt durch den Gleitenden 200-Tage-Durchschnitt. Solange dieser Trendkanal nicht nachhaltig nach unten verlassen wird, bestehen gute Aussichten, die gesteckten Kursziele auf Sicht von zwei bis drei Jahren zu erreichen.
Gesamtmarkttrend
Die Deutsche Börse ist derzeit von hektischen Kursschwankungen geprägt. Dabei spielt der „Kampf um die 6.000- Punkte-Marke“ beim DAX eine entscheidende Rolle. Nachdem sich der Kurs inzwischen wieder stabilisiert hat, gehen die Experten davon aus, dass auch das zweite Halbjahr 2010 Kurssteigerungen bringen sollte. Große Bedeutung kommt hierbei der Konjunkturentwicklung zu, aber auch den derzeit noch fraglichen Konsequenzen aus der Eurokrise.
Fazit
Die BayWa-Aktie ist als vergleichsweise konservativer Langzeitwert einzustufen. Im Fall einer Fortsetzung der konjunkturellen Aufwärtsbewegung ist mit Kurssteigerungen zu rechnen. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass der Aktienkurs den charttechnischen Aufwärtstrend nicht nachhaltig verlässt.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(14):12-12