Prof. Dr. Reinhard Herzog
Knapp 100 Millionen Lebensversicherungsverträge haben die Deutschen abgeschlossen – darunter mehr als 55 Millionen Kapitallebensversicherungen. Denn die Versicherungswirtschaft hat es über Jahrzehnte trefflich verstanden, die Policen einerseits als „dritte Säule der Alterversicherung“ zu verkaufen, andererseits aber auch mit dem Sicherheitsfaktor zu werben: Erlebt der Versicherte den Vertragsablauf, bekommt er die Versicherungssumme plus Überschüsse ausgezahlt oder kann sie verrenten lassen. Stirbt er jedoch während der Vertragslaufzeit, erhalten die Hinterbliebenen die vereinbarten Leistungen und müs-sen – zumindest bei optimaler Höhe des Versicherungsschutzes – nicht auf den gewohnten Lebensstandard verzichten.
Hohe Beitrags- unterschiede
Das Problem jedoch: Auf-grund des Sparvorgangs sind Kapitallebensversicherungen vergleichsweise teuer, zudem ist lediglich ein Teil der Ablaufleistung garantiert. Wer indes allein seine Familie gut absichern möchte, kann mit einer Risikolebensversicherung viel Geld sparen. Sie leistet nur im Todesfall, zum Ablauf erhält der Anleger keine oder allenfalls eine eher symbolische Zahlung aus den Überschüssen. Bereits für rund 125 € Jahresbeitrag kann sich eine 30-jährige Frau mit 150.000 € Versicherungssumme und einer Laufzeit bis zum 65. Lebensjahr versichern, bei Männern müssen rund 200 € Jahresbeitrag kalkuliert werden. Allerdings sind die Unterschiede enorm: In ihren regelmäßigen Untersuchungen hat die Stiftung Warentest festgestellt, dass man sich auch zu mehr als dem Doppelten dieser Prämie versichern kann. Da bei der Risikolebensversicherung jedoch weder eine laufende Betreuung noch besondere Kulanz im Leistungsfall erforderlich sind, gilt hier die Regel: „Die Billigste ist die Beste.“ Gerade Direktversicherer bieten oftmals erstaunlich günstige Tarife, die es ermöglichen, für wenig Geld hohe Versicherungssummen abzuschließen.
Preiswert versichern können sich allerdings nur gesunde Menschen, die auf gefährliche Sportarten und das Rauchen verzichten. Ansonsten verlangen die Versicherer Zuschläge von oft mehreren hundert Prozent. Dennoch sollten die gestellten Fragen sehr sorgfältig und zutreffend beantwortet werden. Stellt der Versicherer im Leistungsfall fest, dass z.B. eine Vorerkrankung verschwiegen wurde, kann er die Leistung ganz oder teilweise verweigern.
Versicherungssumme großzügig bemessen
Gerade wenn es um die Höhe der Absicherung geht, sollte man eher großzügig kalkulieren. Eine Versicherungssumme von z.B. 100.000 € bedeutet für die Familie – ein Anlage-Zinssatz von 2,5% angenommen – eine Absicherung von gerade einmal 208 € pro Monat. Ist kein weiterer Schutz vorhanden, sollte also in Größenordnungen ab 300.000 € bis 500.000 € gedacht werden.
Üblicherweise wird bei einer Risikolebensversicherung eine Person abgesichert. Sind jedoch beide Ehepartner berufstätig, bietet sich ein „Vertrag auf zwei Leben“ an. Hier werden Leistungen erbracht, wenn einer der beiden stirbt. Insbesondere bei bestehenden Immobilienfinanzierungen ist die „Risikolebensversicherung mit fallender Versicherungssumme“ interessant: Dabei ermäßigen sich Versicherungssumme und Prämie Jahr für Jahr in festgelegtem Umfang, sodass die Absicherung an die noch bestehende Restschuld optimal angepasst werden kann.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(14):16-16