Prof. Dr. Uwe May
Die nachfolgenden Marktdaten von IMS HEALTH stellen die Entwicklung des Apothekenmarkts in Deutschland von Januar bis Juni 2010 dar. Die Umsatzdaten beziehen sich auf Endverbraucherpreise und beruhen ebenso wie die Mengenangaben auf Apothekenabverkäufen.
Die Anzahl der im ersten Halbjahr 2010 abgegebenen Packungen rezeptpflichtiger Arzneimittel blieb mit 344,0 Mio. Einheiten um 1,7% unter dem Vorjahreswert. Der mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln in der Apotheke erzielte Umsatz belief sich auf 16,447 Mrd. € und lag – ebenso wie im ersten Quartal – um 3,5% über dem Vorjahresniveau.
Der Umsatz mit verordneten rezeptfreien Arzneimitteln ging um 5,4% auf 665 Mio. € zurück, die Zahl der Packungen nahm um 8,1% auf 66,2 Mio. ab. Bei der Selbstmedikation in der Apotheke kam es auf Basis eines 4%igen Mengenrückgangs auf 310,0 Mio. Packungen zu einem Umsatzrückgang von knapp 3% auf 2,383 Mrd. €. Im Versandhandel lagen die entsprechenden Umsätze mit 334 Mio. € um 11,2% und die Packungen mit 34,9 Mio. um 21,7% über dem Vorjahreszeitraum.
Wenig Erkältungen, wenig Allergien
Ein mit Blick auf die Halbjahresbilanz gravierender Saisoneffekt betrifft das wichtige Segment der erkältungs- und grippeassoziierten Arzneimittelumsätze. Insbesondere in Relation zur Grippesaison des Jahres 2009 kam es hier zu negativen Veränderungsraten, da die Umsätze und Absätze in diesem Marktsegment saisonal bzw. witterungsbedingt deutlich hinter den Vorjahreswerten zurückblieben. Das ohnehin im Vergleich zum ersten Quartal regelmäßig schwächere zweite Quartal wurde in diesem Jahr zusätzlich dadurch beeinflusst, dass es infolge einer regenreichen Phase im Frühjahr nur eine geringe Pollenentwicklung gab mit entsprechend schwachen Abverkäufen im Segment der Antiallergika.
Diese saisonalen Faktoren wirkten sich auf die Zahl der Arztbesuche und mithin auf die Verordnungszahlen zulasten der GKV wie auch auf dem Grünen Rezept aus. Zusätzlich waren in hohem Maße die Verkäufe im Rahmen der Selbstmedikation betroffen. Einen weiteren Beitrag zur aktuell schwachen Entwicklung des Apothekenmarkts leistet der Versandhandel, der – wie die genannten Zahlen ausweisen – inzwischen einen nennenswerten Anteil am ehemals den Apotheken vorbehaltenen OTC-Geschäft errungen hat.
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Dr. Uwe May, Bundesverband
der Arzneimittel-Hersteller
e.V. (BAH), Abt. Gesundheits-
ökonomie/Grundsatzfragen
Selbstmedikation, 53173 Bonn,
E-Mail: May@bah-bonn.de
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(17):8-8