Claudia Mittmeyer
Typisches Sommerloch-Thema oder ernsthafte Reflexion? Diese Frage stellt sich angesichts der wieder einmal angestoßenen Diskussion um die Patientenquittung. Mehr Transparenz und ein stärkeres Kostenbewusstsein bei den Patienten soll sie schaffen. Doch kann sie diesen Ansprüchen gerecht werden?
Obwohl die Patienten bereits seit rund sechs Jahren von ihrem Arzt nach dem Praxisbesuch eine entsprechende Quittung mit der Auflistung der erbrachten Leistungen und Kosten verlangen könnten, macht bislang kaum jemand davon Gebrauch. Zum einen wohl, weil viele gar nicht wissen, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt, zum anderen aber vielleicht auch, weil Bedenken bestehen, mit der Forderung nach der Quittung das Vertrauensverhältnis zum Arzt zu belasten. Die Lösung wäre eine obligatorische Patientenquittung, die nach jedem Arztbesuch ausgehändigt wird.
Nicht gelöst würde damit allerdings ein anderes Problem. So werden etliche Versicherte mit der Patientenquittung wohl schlicht überfordert sein und diese schwer nachvollziehen können. Damit würde die Quittung – sofern sie nicht „laienverständlich“ gestaltet ist – mehr Verunsicherung als Transparenz schaffen.
Fraglich ist zudem, ob die Quittung das Kostenbewusstsein der Patienten schärft, wenn das Interesse an ihr gering ist bzw. die Einstellung herrscht, mit den Kassenbeiträgen ja bereits für die uneingeschränkte Nutzung des Gesundheitssystems gezahlt zu haben. Das Kostenbewusstsein würde sich wohl erst dann einstellen, wenn die Quittung, wie vom Chef der KBV, Andreas Köhler, angeregt, zum Umstieg in ein System der Kostenerstattung genutzt würde. Doch das würde mit Sicherheit neue Probleme aufwerfen...
Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion
Claudia Mittmeyer
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(17):2-2