ABDA-KBV-Konzept

Drei Fragen an Dr. Peter Froese


Dr. Christine Ahlheim

Dr. Peter Froese ist Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein e.V.

?Wie sollte die weitere Entwicklung beim ABDA-KBV-Konzept zur Arzneimittelversorgung aussehen?

Ärzteschaft und Apothekerschaft haben in dem gemeinsam erarbeiteten Konzept Eckpunkte für eine sinnvolle, heilberuflich orientierte Fortentwicklung der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung vorgelegt. Damit rückt der Patient in den Mittelpunkt des Geschehens. Nicht mehr abstrakte und kaum noch zu begreifende zentrale Regulierungen, sondern die von den Heilberufen gemeinsam entwickelte und gemeinsam mit dem Patienten durchgeführte Versorgung bildet das künftige Grundgerüst.

Die Kernelemente Umsetzung des Medikationskatalogs mit den Hauptthemen Leitlinien und Regressfreiheit auf ärztlicher Seite und Umsetzung des Medikationskontos mit den Hauptthemen Compliance, Adhärenz und Persistenz sowie Arzneimitteltherapiesicherheit auf Apothekerseite rücken ganz klar die Qualität der Versorgung in den Mittelpunkt. Aufgabe der nächsten Zeit wird es sein, diesen Prozess zu beschreiben und die gesetzlichen Grundlagen für die Umsetzung des Konzeptes zu schaffen bzw. zu vertiefen. Das wird einige Zeit dauern und ein arbeitsintensiver Prozess sein.

? Welche Bedeutung hat das ABDA-KBV-Konzept für die öffentliche Apotheke?

Die Bedeutung des Konsenses kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der grundlegende Abstimmungsprozess – Verordnung der Wirkstoffe, der Menge, der Dosierung und des Zeitraums der Versorgung durch den Arzt, Umsetzung der Versorgung in enger Abstimmung mit dem Patienten vor Ort – definiert die Rollen neu, die Ärzte und Apotheker im Sinne der Verbesserung der Versorgung übernehmen.

Wir dürfen nicht übersehen, dass wir in Zeiten kommen, in denen nicht nur die Finanzierungsressourcen begrenzt sind und gleichzeitig der medizinische Fortschritt und die Demografie ihre Wirkungen entfalten, sondern auch ein Mangel an Ärzten unmittelbar bevorsteht. Der Dialog untereinander gewinnt unter dieser Perspektive eine enor­me Bedeutung. Der erwartete Ärztemangel bestimmt in wenigen Jahren die Diskus­sion. Das ABDA-KBV-Konzept bietet eine hervorragende Plattform, um konstruktiv an diese Fragestellung heranzugehen, die zu Recht die Menschen im Lande beschäftigt.

?Wie kann die gesetzliche Krankenversicherung vom Nutzen des Konzepts überzeugt werden?

Die Frage der Finanzierung ist keine primär zu beantwortende Frage. Zunächst einmal gilt es, die Grundlagen zu vertiefen, zu konkretisieren und gesetzlich zu verankern. Da der Nutzen sowohl für den Patienten als auch für die Krankenkasse in jedem Fall evident ist, wird man in der weiteren Entwicklung auch zu klaren Finanzierungsregelungen kommen.

Dabei muss man sich davor hüten, dieses Konzept in die Mahlsteine des Kassenwett­bewerbs zu werfen. Das Konzept ist sowohl in der Arztpraxis als auch in der Apotheke nur dann sinnvoll umsetzbar, wenn es für alle Versicher-ten aller Kassen gleich­mäßig und flächendeckend zur Verfügung steht. Um es klar zu formulieren: Es geht hier nicht um einen Modellversuch, in dem man einmal etwas ausprobiert, sondern um die flächendeckende Umsetzung eines Systems zur Steigerung von Qualität und Wirtschaftlichkeit.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(22):3-3