Dr. Christine Ahlheim
Die Diskussionen der letzten Monate um das AMNOG haben es gezeigt: Die öffentlichen Apotheken sind in erschreckendem Maße abhängig von den Rabatten des pharmazeutischen Großhandels. Denn statt „Sahnehäubchen“ auf dem Gewinn sind diese Rabatte für nicht wenige Kollegen ein wesentlicher Bestandteil ihres Einkommens.
Diese Abhängigkeit ist einerseits unwürdig für den Berufsstand: Die Honorierung der GKV-Belieferung und das OTC-Geschäft müssten dem Apotheker eine gute finanzielle Basis bieten. Was darüber hinaus durch Verhandlungsgeschick erwirtschaftet wird, sollte seine kaufmännische Leistung belohnen – und nicht seine Existenz als Heilberufler sichern.
Andererseits ist diese Abhängigkeit gefährlich. Auch wenn die Apotheker durch die Erhöhung des Kassenabschlags jetzt doch direkt belastet werden, so kann niemand sagen, inwieweit der Großhandel dennoch seine Margenkürzung weitergibt. Darüber hinaus weiß keiner, wie sich die Großhandelsbranche in den nächsten Jahren entwickelt. Kommt es hier verstärkt zu Konzentrationsprozessen, wird dies die Verhandlungsposition der Apotheker bezüglich der Rabatte erheblich schwächen.
In der Gesundheitspolitik – das zeigen die Diskussionen zur neuen Apothekenbetriebsordnung – zeichnet sich immer mehr die Tendenz ab, das heilberufliche Element des Apothekers stärker zu betonen. Diese Entwicklung sollten die Apotheker nutzen und anstreben, dass ihre Einkommen zukünftig weniger als bisher auf den Rabatten des Großhandels basieren und stattdessen ihre Leistungen als Pharmazeuten besser honoriert werden.
Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion
Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(22):2-2