Der Arzneimittelmarkt in den ersten drei Quartalen 2010

Kleine Erkältungswelle dämpft OTC-Absturz


Prof. Dr. Uwe May

Der OTC-Markt hat sich im bisherigen Jahresverlauf lediglich auf dem Versandweg positiv entwickelt, der in diesem Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnt. Aktuell mildert eine erste leichte Erkältungswelle den freien Fall des Handverkaufs mit rezeptfreien Präparaten.

Die nachfolgenden Marktdaten von IMS HEALTH stellen die Entwicklung des Arzneimittelmarktes in Deutschland von Januar bis September 2010 dar. Die Umsatzdaten beziehen sich auf Endverbraucherpreise und beruhen ebenso wie die Mengenangaben auf Apothekenabverkäufen.

Die Anzahl der in den ersten drei Quartalen 2010 abge­gebenen Packungen rezeptpflichtiger Arzneimittel erreichte mit 512,1 Mio. Einhei­ten annähernd (–0,7%) den Vorjahreswert. Der mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln in der Apotheke erzielte Umsatz belief sich auf 24,718 Mrd. € und lag um 3,5% über dem Vorjahresniveau. Der Struk­tureffekt, der in der Diskrepanz zwischen den Veränderungsraten von Umsatz und Absatz zum Ausdruck kommt, hat sich im Jahresverlauf ab­geschwächt. Dies bedeutet, dass der Umsatzzuwachs zurzeit weniger als zuvor durch steigende Durchschnittsprei-se pro Verordnung begründet wird.

Der Umsatz und die Zahl der auf klassischem Apothekenweg abgegebenen verordneten rezeptfreien Arzneimitteln haben sich weiter zurück­entwickelt. Dabei hat sich der Abwärtstrend bei den Verordnungen infolge einer ersten leichten Erkältungswelle insbesondere im September deutlich verlangsamt. Der Wert der verordneten rezeptfreien Arzneimittel blieb knapp unter der Milliardengrenze (–3,9%). Dieser Wert wurde mit der Abgabe von 95,1 Mio. Packungen verordneter rezeptfreier Medikamente (–5,9% gegenüber dem Vorjahr) erzielt. Der nachfrage­belebende saisonale Effekt schlug sich im Selbstmedi­kationsgeschäft der Apotheken darin nieder, dass das Umsatzniveau des Vorjahres mit 3,52 Mrd. € annähernd erreicht wurde (–1,2%), und die Packungsmenge mit rund 455 Mio. Einheiten ebenfalls nur knapp unter dem Vorjahres­niveau (–2,0%) lag.

Der Versandhandel konnte von dem „Erkältungseffekt“ nicht zusätzlich profitieren. Wenngleich das Umsatzwachstum sich auch über den Neunmonatszeitraum betrachtet im zweistelligen Bereich hielt (+10,2%) und die Mengen­zuwächse nach wie vor knapp oberhalb der 20-%-Marke lagen, sind diese Werte im Vergleich zur Entwicklung in den vorangegangenen Quar­talen schwächer ausgeprägt.

Die Initiative Grünes Rezept ( www.ini.gruenerezepte.de ) bietet Apotheken die Möglich­keit, kostenlos Grüne Rezepte zu bestellen und diese an niedergelassene Ärzte im regionalen Umfeld zu verteilen.

Dr. Uwe May, Bundesverband
der Arzneimittel-Hersteller
e.V. (BAH), Abt. Gesundheits-­
ökonomie/Grundsatzfragen
Selbstmedikation, 53173 Bonn,
E-Mail: May@bah-bonn.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(22):10-10