Wertpapier im Test

Münchener Rück-Aktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Im Jahr 1880 gründeten der Erfurter Carl von Thieme mit Unterstützung von Wilhelm von Finck (Teilhaber des Bankhauses Merck Finck & Co.) und Theodor von Cramer-Klett die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft. Weltweit bekannt wurde das Unterneh­men 1906, als es als einzige Versicherung nach der Regulierung der Schäden des Erdbebens in San Francisco noch zahlungsfähig war.

Wichtiges Standbein der Münchener Rück – die heute als Munich RE firmiert – ist die Rückversicherung mit über 4.000 Kunden in rund 150 Ländern. 2009 lagen die ge­buchten Bruttobeiträge dieser Sparte bei knapp 25 Mrd. €. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Erstversicherungsbereich mit der ERGO-Versicherungsgruppe, die rund 40 Mio. Kunden in über 30 Ländern betreut. Zum Unternehmen ge­hören u.a. die Versicherungstochtergesellschaften D.A.S., DKV und die Europäische Reiseversicherung AG. Mit gebuchten Bruttobeiträgen von 17,5 Mrd. € im Jahr 2009 ist ERGO nach der Allianz der zweitgrößte Erstversicherer in Deutschland und bündelt unter der Marke Munich Health das globale Gesundheits-Know-how in der Erst- und Rückversicherung. Seit 1999 ist schließlich die Sparte MUNICH ERGO AssetManagement (MEAG) ak­tiv. Das Unternehmen verwaltet Gelder in einer Größen­ordnung von rund 180 Mrd. €.

Fundamentale Daten

In den vergangenen Jahren konnte die Münchener Rück eine solide Entwicklung der Beiträge sowie Erträge erzielen. 2009 erhöhten sich die gebuchten Bruttobeiträge von 37,8 Mrd. € im Vorjahr auf 41,4 Mrd. €. Das operative Ergebnis wurde von 3,8 Mrd. € auf 4,7 Mrd. € verbessert und nach Abzug der Ertragsteu­ern blieb ein Konzernergebnis von 2,6 Mrd. € nach 1,6 Mrd. €. Die Eigenkapitalrendite wurde von 7,0% auf 11,8% gesteigert. Zum Jahresschluss 2009 verfügte das Unternehmen über ein Eigenkapital von 22,3 Mrd. € nach 21,1 Mrd. € im Vorjahr, hinzu kamen nicht bilanzierte Bewertungsreserven in einer Größenordnung von 3,2 Mrd. € nach 2,5 Mrd. €. Ver­si­cherungs­techni­sche Rückstellungen wur­den in der Ertragsrechnung mit 163,9 Mio. € nach 157,1 Mio. € ausgewiesen. Das Ergebnis je Aktie wurde mit 12,95 € nach 7,74 € dargestellt und die Ausschüttung von 5,50 € auf 5,75 € je Aktie erhöht. Trotz der günstigen Un­ternehmens­entwicklung ging der Börsenwert von 22,9 Mrd. € auf 21,5 Mrd. € zurück.

In den ersten neun Monaten 2010 erzielte die Munich RE Gruppe ein operatives Ergebnis von 3,4 Mrd. € nach 3,3 Mrd. € im Vorjahreszeitraum; hiervon ent­fielen 1,1 Mrd. € auf das dritte Quartal. Die ge­buchten Bruttobeiträge erhöhten sich um 9,7% auf 34,1 Mrd. €. Das Eigenkapital stieg im Vergleich zum Jahresende 2009 um 8,3% auf 24,1 Mrd. €. Während im Erstversiche­rungsgeschäft eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses erreicht werden konnte, stand die Rückversicherung wegen hoher Belastungen aus Naturkatastrophen unter Druck. Hier sank das operative Ergebnis auf 2,5 Mrd. € nach 2,9 Mrd. € im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für erwartete weitere Belastungen aus der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko wurden nach Unternehmensangaben bereits ausreichende Rückstellun­gen ge­bildet. Besonders positiv entwickelte sich das Kapitalanlagenergebnis, das um 25,7% auf 7,3 Mrd. € wuchs.

Für das Gesamtjahr 2010 rechnet die Munich RE Gruppe im Rückversicherungssegment mit Bruttobeiträgen zwischen 23 Mrd. € und 24 Mrd. €. In der Erstversicherung sollen die Beitragseinnahmen zwischen 17 Mrd. € und 18 Mrd. € liegen. Dabei dürften auf das Unternehmen noch einige Belastungen aus Naturkatastrophen zukommen, etwa dem Erdbeben in Chile und der gerade begonnenen Wirbelsturm-Saison. Insgesamt wird ein Konzern­ergebnis von rund 2,4 Mrd. € angestrebt, sofern keine neuen Großschäden das Unternehmen be­einflussen. Positiv dürfte sich auch das in die-sem Jahr beschlossene Aktien­rück­kauf­pro­gramm auswirken: Bis zur nächsten Hauptversammlung im April 2011 sollen Papiere im Wert von bis zu 1 Mrd. € an der Börse zurückgekauft werden.

Charttechnische Daten

Von 2001 bis 2003 durchlebte die Aktie der Münchener Rück einen massiven Verfall von über 370 € auf nur noch 50 €, jedoch wurden bereits nach wenigen Monaten wieder Kursmarken von über 80 € erreicht. Der Kursanstieg setzte sich bis zum Herbst 2007 fort, war jedoch weniger ausgeprägt als bei anderen Papieren aus dem Deutschen Aktienindex DAX. Mittlerweile pendelt die Aktie in einer Bandbreite zwischen 80 € und knapp über 120 €, wobei sich im Bereich von 100 € eine Bodenbildung abzeichnet. Kann diese Unterstützungsmarke gehalten werden, bestehen Aussichten auf einen neuen Aufschwung um zunächst rund 20%.

Gesamtmarkttrend

Die deutsche Börse behaup­tete sich in den vergangenen Mona­ten vergleichsweise stabil, wobei der DAX auch die psychologisch wichtige Marke von 6.000 € überschreiten konnte. Allerdings bestehen nach wie vor erhebliche Unsicherheiten, etwa die finanziellen Probleme einiger Euro­länder. Da jedoch die Konjunktur weiterhin von einem deutlichen Aufwärtstrend geprägt ist, bestehen gute Aussichten auf eine positive Entwicklung bis zum Jahresende.

Fazit

Die Aktie der Münchener Rück führt ein „Stiefkind-Dasein“ an der Börse, wobei aber ein posi­tiver Grundton zu beobachten ist. Auch die Dividendenrendite erscheint attraktiv. So­lange keine größeren Naturkatastrophen die Ertrags­lage beeinflussen, sollte sich das Papier weiterhin positiv entwickeln.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(22):14-14