Editorial

Nicht überstrapazieren


Claudia Mittmeyer

Für die Apotheker gab es dieses Jahr aus beruflicher Sicht wenig Anlass zur Freude. Neben der Unsicherheit und dem zähen Ringen um den Kassenabschlag für die Jahre 2009 und 2010 setz­te das unlängst beschlossene Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz einen negativen Höhepunkt. Dabei war man zu Jahresbeginn eigentlich recht positiv eingestellt, die Erwartungen an die schwarz-gelbe Koalition in puncto Gesundheitspolitik waren hoch.

Umso größer ist nun berechtigterweise die Enttäuschung. Davon abgesehen, dass der angekündigte „große Wurf“ bei der Gesundheitsreform ausgeblieben ist, sehen sich die Apotheker – wieder einmal – mit massiven finanziel­len Belastun­gen konfrontiert. Es scheint, als sei es ihnen – anders als etwa den Ärz­ten, denen für das kommende Jahr Honorarsteigerungen zugestanden wurden – nicht gelungen, ihre Kompetenz und ihre Unverzichtbarkeit für das Gesundheitswesen ausreichend zu verdeutlichen. Vielleicht ist man aber auch auf taube Ohren gestoßen.

Den Verantwortlichen in der Politik sollte allerdings klar sein, dass allein schon bedingt durch die demografische Entwicklung der Bedarf an gut ausgebildetem Apothekenpersonal und pharmazeutischen Dienstleistungen in den kommenden Jahr(zehnt)en steigen wird. Die entsprechende Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Apothekerschaft darf dabei jedoch nicht überstrapaziert werden. Ihr muss in jedem Fall eine adäquate Honorierung und Wertschätzung gegenüberstehen. Denn eben­falls bekannt sein dürfte: Wenn man eine bereits ausgequetschte Zitrone weiter auspresst, so ist das, was dann kommt, nur noch bitter.

Deutscher Apotheker Verlag

AWA-Redaktion

Claudia Mittmeyer

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(24):2-2