Prof. Dr. Reinhard Herzog
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Das Unternehmen
Die Wurzeln der in Augsburg beheimateten KUKA AG („Keller und Knappich Augsburg“) reichen zurück bis ins Jahr 1898, als Johann Josef Keller und Jakob Knappich das Acetylenwerk Augsburg zur Produktion von kostengünstigen Haus- und Stadtbeleuchtungen gründeten. Nachdem dieser Geschäftsbereich nicht lange attraktiv war, erfolgte die Umstellung auf die Produktion von autogenen Schweißgeräten. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich das Unternehmen auf die Fertigung von größeren Behältern und Fahrzeugaufbauten, im Jahr 1966 war KUKA Marktführer bei Kommunalfahrzeugen für Entsorgung und Reinigungsaufgaben in Europa. Parallel wuchs der Bereich Schweißanlagen.
1970 fusionierte die inzwischen als KUKA GmbH zur Quandt-Gruppe gehörende Firma mit der Industrie-Werke Karlsruhe AG zur Industrie-Werke Karlsruhe Augsburg Aktiengesellschaft, kurz IWKA AG, mit Sitz in Karlsruhe. KUKA brachte die Kompetenz im Bereich Umwelttechnik, Schweißanlagen und Wehrtechnik ein, darüber hinaus war die IWKA in den Bereichen Verpackungsmaschinen, Textiltechnik, Umformtechnik und Werkzeugmaschinen tätig. Bereits 1979 wurden die verschiedenen Aktivitäten in rechtlich selbstständige Gesellschaften umgewandelt, die unter dem Dach der Holdinggesellschaft IWKA firmierten. 1980 zog sich die Familie Quandt aus dem Unternehmen zurück.
Seit 2004 konzentriert sich die IWKA AG auf die Automationstechnologie in den Kerngeschäftsfeldern Robotertechnik (Robotics) sowie Anlagen- und Systemtechnik (Systems). Im Jahr 2007 erfolgte die Umfirmierung in KUKA AG, der Sitz des Unternehmens wurde von Karlsruhe zurück nach Augsburg verlegt.
Fundamentale Daten
Nach einer positiven Geschäftsentwicklung in den Jahren 2007 und 2008 sorgte die Wirtschaftskrise 2009 für einen deutlichen Rückgang der Umsatz- und Ertragszahlen. Die Auftragseingänge brachen von 1.279 Mio. € auf 903 Mio. € ein und die Umsatzerlöse gingen von 1.266 Mio. € auf 902 Mio. € zurück. Nach einem positiven Ergebnis von 52,0 Mio. € lag das EBIT bei minus 52,9 Mio. €. Betroffen waren sowohl der Geschäftsbereich Robotics (Umsatzrückgang: 30%) als auch der Geschäftsbereich Systems (28%). Konnte 2008 noch ein Jahresüberschuss von 30,6 Mio. € erwirtschaftet werden, so wurde jetzt ein Fehlbetrag von 75,8 Mio. € dargestellt. Ein noch höherer Ertragsrückgang wurde nur durch ein Kostensenkungsprogramm im Umfang von mehr als 70 Mio. € vermieden, das die Zahl der Mitarbeiter um 427 auf 5.744 reduzierte.
Wesentlich günstiger entwickelte sich das Geschäftsjahr 2010: Die Auftragseingänge stiegen um 27% auf 1,14 Mrd. €; dabei erzielte die Sparte Robotics ein Plus von 50% auf 486 Mio. €. Die Umsatzerlöse verbesserten sich kontinuierlich um 20% auf 1,08 Mrd. €. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug 24,8 Mio. €; hierin sind Sonderaufwendungen in Höhe von 6,3 Mio. € enthalten. In der Sparte Robotics stiegen die Umsatzerlöse um 31,8% auf 435,7 Mio. €, bei Systems wurde ein Plus von 14,8% auf 695,3 Mio. € erreicht. Das EBIT der Sparte Robotics lag bei plus 20,8 Mio. € nach minus 11,5 Mio. €, in der Sparte Systems bei plus 20,0 Mio. € nach minus 29,1 Mio. €.
Zuversichtlich blickt KUKA auch in das Geschäftsjahr 2011. Nachdem das Volumen der neuen Orders bereits zu Jahresbeginn um gut ein Fünftel auf rund 280 Mio. € zugenommen hat und der Auftragsbestand zum Jahresende mit 1,14 Mrd. € rund ein Viertel über dem Vergleichswert des Vorjahres lag, sollte 2011 wieder deutliches Wachstum generiert werden können. Positiv stimmt auch ein Auftrag der Firma Siemens Healthcare im oberen einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Hier wird KUKA im laufenden Jahr monatlich etwa acht Medizin-Roboter ausliefern. Entsprechend bewerten Analysten die KUKA-Aktie positiv, u.a. hat UniCredit das Kursziel Anfang Februar 2011 von 16,50 € auf 25,90 € angehoben.
Charttechnische Daten
Die frühere IWKA-Aktie und heutige KUKA-Aktie ist traditionell erheblichen Kursschwankungen ausgesetzt. Nach der Aktien-Baisse der Jahre 2000/ 2003 konnte sich die Notierung von 10 € auf mehr als 30 € erholen, wobei Schwankungen von über 40% binnen weniger Monate keine Seltenheit waren. Im Herbst 2007 begann jedoch ein massiver Rückschlag und im Frühjahr 2009 kostete das Papier nur noch rund 9 € an der Börse. Nach einer – wiederum durch heftige Ausschläge geprägten – Seitwärtsbewegung begann im Sommer 2010 ein Kursanstieg und aktuell liegt die Notierung im Bereich von rund 18 €. Dabei hat sich ein steiler Aufwärtstrendkanal herausgebildet. Aus charttechnischer Sicht ist dieser so lange intakt, wie der bei rund 14 € verlaufende Gleitende 200-Tage-Durchschnitt nicht nach unten geschnitten wird.
Gesamtmarkttrend
Die Deutsche Börse hat sich in den ersten Wochen des Jahres erfreulich positiv entwickelt. Die Marke von 7.000 Punkten steht zwar immer noch zur Debatte, jedoch zeichnet sich eine Stabilisierung oberhalb dieses Niveaus ab. Auch wenn temporäre Rückschläge nicht auszuschließen sind, könnte der DAX im weiteren Jahresverlauf erneut zulegen und dabei sogar die 8.000-Punkte-Marke in Angriff nehmen.
Fazit
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(06):12-12