Wertpapier im Test

BMW-Aktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Seinen Ursprung hat der BMW-Konzern in der im Jahr 1913 von Karl Rapp gegründeten „Rapp Motorenwerke GmbH“, die ein Jahr später als „Bayeri­sche Motoren Werke GmbH“ fimierte und bereits 1918 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Das Unternehmen hatte sich zunächst auf die Fertigung von Flugzeugmotoren konzentriert. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden aufgrund des Produktionsverbots für Flugmotoren zunächst Eisenbahnbremsen und Einbaumotoren gefertigt. 1922 verließ der Hauptaktionär Camillo Castiglioni das Unternehmen und nahm die Namensrechte zu der aus den Otto Flugmaschinenwerken hervorgegangenen Bayerischen Flugzeug-Werke AG mit, die fortan unter dem Namen BMW agierte. Im Jahr 1923 entwickelte das Unternehmen mit der R 32 das erste BMW-Motorrad und legte damit den Grundstein für eine neue Produktionslinie. 1928 erfolgte der Einstieg in den Automobilbau durch den Erwerb der „Fahrzeugfabrik Eisenach“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Münchner Stammwerk fast völlig zerstört. Mitte 1945 erhielt BMW die Genehmigung zur Reparatur von US-Armee-Fahrzeugen in Allach bei München und durfte hierfür Ersatzteile sowie Ackergeräte und Fahrräder herstellen. 1951 wurde mit dem BMW 501 das erste Nachkriegsautomobil vorgestellt.

Ab den 1960er-Jahren folgte ein schnelles Wachstum, verbunden mit der Übernahme anderer Firmen. Dabei war BMW nicht immer erfolgreich. So entwickelte sich die Akquisi­tion des britischen Herstellers Rover im Jahr 1994 zum Debakel – im Jahr 2000 vollzog BMW den Ausstieg. Heute sieht sich der Konzern als weltweit einziges Automobilunternehmen, das eine reine Premiummarken-Strategie verfolgt. Neben sportlichen Pkws der Marken BMW und Mini hat der Konzern mit Rolls Royce einen dritten starken Namen in seinem Portfolio. Auch die Motorräder von BMW und Husqvarna genießen ein hohes Renommee.

Fundamentale Daten

Der BMW-Konzern hat in den vergangenen Jahren eine sehr wechselvolle Entwicklung erlebt. So sorgte die Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 für erhebliche Einbrüche bei Umsatz und Ertrag. Der Umsatz ging 2009 um 4,7% auf 50,7 Mrd. € zurück; das Minus bei gefertigten Automobilen lag bei 12,6% und bei Motorrädern bei 20,7%. Um durchschnittlich 12% gaben die Absatzzahlen nach. Beim Jahresüberschuss musste sogar ein Minus von 36,4% auf 210 Mio. € ausgewiesen werden. Wesentlich besser entwickelte sich das Geschäftsjahr 2010. Dank eines überdurchschnittlich guten zweiten Halbjahres stiegen die Automobilausliefe­rungen um 13,6% auf 1,46 Mio. Fahrzeuge. Die Automobil­pro­duktion verbesserte sich um 17,7% auf 1,49 Mio. Einheiten. Bei Motorrädern der Marken BMW und Husqvarna wurden mit 112.271 Einheiten 20,4% mehr umgesetzt als im Vorjahr. Mit einem Umsatz von 60,5 Mrd. € (+19,3%) erreichte das Unternehmen einen neuen Rekordwert. Das EBIT legte von 289 Mio. € auf 5,1 Mrd. € zu, vor Steuern wurde ein Wachstum von 413 Mio. € auf 4,8 Mrd. € erzielt. Der Überschuss stellte sich auf 3,2 Mrd. € nach 210 Mio. € im Jahr zuvor.

Auch für das Geschäftsjahr 2011 geht das Unternehmen von einem soliden Auf-schwung aus, der sich in entsprechenden Wachstumszahlen niederschlagen sollte. Allerdings könnte die Dynamik im zweiten Halbjahr etwas an Kraft verlieren, wobei BMW mit seiner aktuellen Modellpalette immer noch überdurchschnittlich gut positioniert ist. Auch Analysten bewerten die BMW-Aktie über­wiegend als kaufenswert, so­lange die weltweite Konjunkturentwicklung keine nachhaltigen Eintrübungstendenzen erkennen lässt.

Charttechnische Daten

Die BMW-Aktie gilt als sehr konjunktursensitiver Wert. Bereits in den Jahren 2002/2003 kam es zu einem deutlichen Kursrückgang, zwischen Mitte 2007 und Ende 2008 stürzte die Notierung sogar von über 50 € auf nur noch 18 € ab. Anfang 2009 begann jedoch eine kräftige Erholung und zum Jahreswechsel 2010/2011 wurden Höchstkurse im Bereich von rund 65 € markiert. Bedingt durch die allgemeine Börsentendenz der vergange­nen Monate verzeichnete das Papier mittlerweile jedoch eine Konsolidierung im Bereich zwischen 55 € und 65 €. Aus charttechnischer Sicht ist der Aufwärtstrend trotz des kräf­tigen Anstiegs vorerst noch nicht gebrochen. Risiken bestehen nach dieser Analysemethode erst, wenn der bei rund 52 € verlaufende charttechnische Widerstand nachhaltig nach unten geschnitten wird. Ist dies nicht der Fall, besteht durchaus weiteres Potenzial, in absehbarer Zeit neue Höchstkurse zu erreichen.

Gesamtmarkttrend

Mit der Katastrophe in Japan ist die Deutsche Börse – wie die meisten Börsen der westlichen Welt – zunächst deutlich abgestürzt, jedoch konnte sich der Deutsche Aktienindex DAX oberhalb seiner charttechnischen Widerstandsmarken behaupten. Schon nach wenigen Tagen war die Japan-Krise kaum noch Gesprächsstoff an den Aktienmärkten. Experten gehen davon aus, dass sich in den kommenden Monaten wieder eine freundliche Grundtendenz einstellen sollte. Allerdings kann es infolge der anhaltenden Krisenherde Japan und Libyen sowie des starken Ölpreisanstiegs immer wieder zu Rückschlägen kommen, auch eine generelle Trendwende ist grundsätzlich nicht auszuschließen.

Fazit

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(10):12-12