Dr. Christine Ahlheim
?Wie profilieren sich Kooperationen gegenüber den Apothekerverbänden?
Die traditionelle Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln hat sich seit 2004 fundamental verändert. Ohne Zweifel schreitet dieser Veränderungsprozess weiter voran. Alle Marktbeteiligten und damit auch Kooperationen müssen sich rechtzeitig und umfassend mit ihrer zukünftigen Ausrichtung befassen.
Gegenüber den Verbänden ist den Kooperationen ein strategischer Vorteil zu attestieren: Ihr Handeln beruht nicht auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner der Apothekerschaft, sondern wird von einer homogeneren Interessenlage bestimmt.
Professionell organisiert kann eine Kooperation schneller und flexibler, verbunden mit einem höheren Durchsetzungsgrad, agieren. Die LINDA AG steht täglich in der Herausforderung, sämtliche Erwartungen ihrer Partner zu erfüllen, und entwickelt sich somit kontinuierlich für die Innen- und Außenwelt sicht- und erlebbar weiter. Dieses Funktionsprinzip schärft automatisch die Konturen gegenüber den restlichen Marktteilnehmern – so auch gegenüber den Verbänden.
Im Übrigen wurden die wettbewerbs- und kartellrechtlichen Freiheitsgrade der Landesapothekerverbände durch den Gesetzgeber deutlich verändert. Eine konstruktive Diskussion über das zukünftige Verhältnis der Standespolitik zu Kooperationen bleibt somit der Bundesebene vorbehalten – vorausgesetzt, die Leuchtturmfunktion des LINDA Konzepts wird erkannt, respektiert und die LINDA AG in politische Handlungen mitgestaltend eingebunden. Andernfalls führt der irreversible Marktumbruch zu einer weiter voranschreitenden Lagerbildung. Versandapotheken, krankenhausversorgende Apotheken und weitere Spezialversorger vertreten ihre Interessen bereits wahrnehmbar selbst.
?Inwieweit können Kooperationen ihre Mitglieder bei der Bewältigung der Auswirkungen des AMNOG unterstützen?
Das AMNOG geht mit einer Verschlechterung der Betriebsergebnisse von Apotheken einher. Die ordnungspolitischen Spielregeln sind komplexer geworden und die Wettbewerbsintensität hat zugenommen. Einzelkämpfer werden von diesem Spannungsfeld – ebenso wie die dogmatischen Verfechter der Strategie des kleinsten gemeinsamen Nenners – überfordert. Ihnen steht mitunter weder die Zeit noch das Instrumentarium zur Verfügung, um nachhaltig eine wirtschaftlich effiziente Betriebsführung sicherzustellen und zugleich die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, die zu einer Ausweitung des lokalen Marktanteils führen – sei es im Vertrags- oder im Selbstzahlermarkt.
Die LINDA AG bietet bereits heute weitreichende Möglichkeiten zur Sachkostenoptimierung an und befasst sich mit Maßnahmen, die für die systemische Umstellung der Arzneimittelpreisverordnung unter den ab 2012 geltenden Bedingungen eine optimierende betriebswirtschaftliche Wirkung entfalten werden. LINDA Apotheken können kontinuierlich und kosteneffektiv auf Marketinginstrumente sowie Versorgungskonzepte zurückgreifen und sich für den Versorgungsalltag individuell beraten lassen. So produziert das verbindliche Zusammenwirken einzelner Apotheken mit der Systemzentrale Effekte, die nachhaltig bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen helfen werden.
?Wie beurteilen Sie die mittlerweile bekannt gewordenen Pläne für die neue Apothekenbetriebsordnung?
Die Novellierung der Apothekenbetriebsordnung ist von äußerst hohem Stellenwert. Bislang liegt nicht mehr als ein inhaltlicher Kompass des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) vor. Eine diesbezüglich seriöse Aussage bedarf der Übersetzung in einen konkreten Vorschlag. Die Eckpunkte drücken den Willen des BMG aus, brisante Themen mit weitreichenden Konsequenzen anzugehen. Alle Marktbeteiligten sollten darauf hinwirken, dass eine weiterentwickelte Apothekenbetriebsordnung die Arzneimittelversorgung durch öffentliche Apotheken in der Fläche nachhaltig fördert. Die LINDA AG wird überdies dafür eintreten, unnötige bauliche, bürokratische und somit finanzielle Belastungen zu vermeiden.
Darüber hinaus dürfen die Apotheken nicht von den Wachstumspotenzialen des Gesundheitsmarktes abgeschnitten werden. Denn eine dogmatische politische und standespolitische Grundhaltung zum Heilberuf des Apothekers – im Bilde gesprochen: „Kaufmann können andere besser“ – ist kontraproduktiv. Eine hochwertige, beratungsintensive Arzneimittelversorgung kann dauerhaft nur durch die Möglichkeit zur Erschließung neuer (apothekenaffiner) Betätigungs- und Einnahmefelder gewährleistet werden. Kooperationen stärken die kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Situation ihrer Mitglieder. Nur so können die Mitglieder ihre Betriebe auf einem hohen qualitativen Niveau – und insofern heilberuflich orientiert – führen und langfristig betreiben.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(10):3-3