Editorial

Fordern und Fördern


Dr. Christine Ahlheim

Das Urteil des Sozialgerichts Berlin zum Apothekenabschlag hat deutlich ge­macht, dass es mit der Ho­no­rierung der Apotheker so nicht weiterge­hen kann: Zuerst endlose Verhandlungen, dann rich­terliche Mathe-Nachhilfe – und enden wird dieses absurde Theater wo­mög­lich erst in einigen Jahren mit der Entscheidung einer oberen Instanz. Bis dahin arbeiten die Apotheker in Unsicherheit über ihre tatsächlichen finanziellen Verhältnisse – eine weitere Zumutung zusätz­lich zu den Belastungen des AMNOG.

Gefragt ist jetzt die Politik: Sie muss entscheiden, wie sie die Arzneimittelver­sorgung der Zukunft gestalten will. Soll das Apothekenwesen immer weiter finan­ziell ausgehun­gert wer­den? Und nimmt man dabei in Kauf, dass das Niveau der Versorgung sinkt – mit negati­ven Konsequenzen für die Pa­tien­ten und mögli­chen Folgekosten? Oder will man das Niveau der Arzneimittelversorgung stei­gern, indem man das Poten­zial, das die Apotheker dank ihrer exzellenten Aus­bil­dung haben, mehr nutzt als bisher? Und damit zugleich – z.B. durch För­de­rung von Compliance oder Prävention in den Apotheken – die GKV-Aus­gaben senken?

Gerade angesichts der Probleme, die eine altern­de Gesellschaft unserem Gesundheitswesen bereitet, sollte der Politik die Antwort auf diese Fragen leichtfallen. Sie muss dann aber auch entsprechende Rahmenbedingungen schaffen – mit einer dynamischen Honorierung auf ange­mes­se­nem Niveau und ohne „Rabatt-Theater“ sowie einer Apotheken­betriebsordnung, die genug Freiheiten zur Entfaltung der apothekerli­chen Fähigkeiten bietet. Fordern darf die Politik die Apotheker gerne – die Förderung vergessen darf sie dabei jedoch nicht.

Deutscher Apotheker Verlag
AWA
-Redaktion

Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(10):2-2