Prof. Dr. Reinhard Herzog
Exchange Traded Funds, erst vor rund zehn Jahren aus der Taufe gehoben, stellen eine durchaus interessante Form der Geldanlage dar: In der Grundform werden sie passiv gemanagt, d.h., die Fondsgesellschaft trifft keine eigenen Anlageentscheidungen, sondern bildet lediglich einen Index nach. Der Vorteil: Es entstehen nur geringe Verwaltungskosten, zudem wird die Wertentwicklung nicht durch ein möglicherweise unfähi- ges Fondsmanagement beeinflusst. Mit ETFs können Anleger mittlerweile auf jeden bedeutenden Börsenindex weltweit setzen und so eine kostengünstige Diversifikation ihres Vermögens vornehmen.
Höhere Kosten
Teurer sind die in den vergangenen Jahren in Mode gekommenen aktiv gemanagten ETFs, die sich kaum noch von klassischen Investmentfonds unterscheiden: Auch sie werden zwar primär über die Börse gehandelt, jedoch hängt der Erfolg weitgehend vom Geschick des Managements ab. Das Ziel, mit einem einzigen Papier einen Index abzubilden, wird damit nicht mehr erreicht, allerdings hat der Anleger die Chance auf eine bessere Performance als mit einem reinen Indexinvestment. Bei aktiv gemanagten ETFs fallen jedoch zwangsläufig höhere Kosten an, die nicht immer durch die bessere Wertentwicklung kompensiert werden.
Mit zwei neuen Produkten ist jetzt die Deutsche Bank gestartet: Die db x-trackers Stiftungs-ETF Stabilität (ISIN: IE00B4WRDS59) und Stiftungs-ETF Wachstum (ISIN: IE00B3Y8D011) wurden speziell für Stiftungen aufgelegt, werden aber auch privaten Anlegern offeriert. Beiden liegt ein entsprechender Index der Deutschen Bank zugrunde, dessen Zusammensetzung in vierteljährlichem Turnus von einem Expertenkomitee festgelegt wird.
Während der Stabilitäts-Index auf Sicherheit setzt und daher eine Mindestgewichtung von derzeit 75% im Bereich festverzinslicher Wertpapiere und einen Aktienanteil von maximal 20% aufweist, liegt der Aktienanteil beim Wachstums-Index aktuell bei mindestens 5% und höchstens 30%. Weiterhin können Waren und alternative Anlagen mit bis zu 10% bzw. 5% im jeweiligen Index gewichtet sein. Als Kosten nennt der Emittent eine jährliche Pauschalgebühr von 0,75%, die dem Fondsvermögen belastet wird. Pro Jahr sind zwei Ausschüttungen vorgesehen, sodass sich die Fonds auch für eine regelmäßige Ertragsentnahme eignen.
Niedrigere Wertentwicklung
Allerdings erfolgt das Indexinvestment nicht direkt in den jeweiligen Anlageklassen. Vielmehr basiert die Zusammensetzung auf ETFs der Deutschen Bank und anderer Emittenten. Auch hierfür fallen meist Verwaltungskosten an, zudem sind Spesen im Fall von Umschichtungen zu bedenken. Die Wertentwicklung ist damit zwangsläufig niedriger als bei einer Direktanlage. Positiv ist jedoch die breite internationale Streuung, da außer in Deutschland derzeit auch in Frankreich, Spanien, Italien, den Niederlanden und weiteren vorwiegend europäischen Staaten investiert wird.
Unser Urteil: Frühestens in zwei bis drei Jahren wird sich zeigen, ob die höheren Kosten durch eine attraktive Wertentwicklung gerechtfertigt sind. Im Übrigen lässt sich – insbesondere bei größeren Vermögen – eine ähnlich breite Streuung auch durch entsprechende Direktinvestments erreichen und somit die Gebühr des ETFs von 0,75% einsparen.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(11):13-13