Prof. Dr. Reinhard Herzog
Vor zehn Jahren wurde ihm noch viel Skepsis entgegengebracht, mittlerweile hat er sich durchgesetzt: Der Euro ist nicht nur in derzeit 17 EU- Mitgliedsstaaten gesetzliches Zahlungsmittel, sondern auch in vielen weiteren Regionen – von San Marino bis zum Kosovo. Für Urlauber sind damit insbesondere zwei Vorteile verbunden:
- Zum einen müssen sie nicht umrechnen, wenn sie Preise vergleichen wollen.
- Zum anderen genügt der Euro-Bargeldbestand von zu Hause zur Bezahlung von Trinkgeldern, kleineren Dienstleistungen und Einkäufen.
Ein weiterer Vorteil: Der bargeldlose Zahlungsverkehr darf nicht mehr kosten als im Heimatland. Wer also die Hotelrechnung mit seiner Bankkarte begleicht, muss keinen Aufschlag mehr bezahlen. Lediglich am Geldausgabeautomaten fallen weiterhin in den meisten Fällen zwischen 1,0% und 4,0% Gebühren an.
Doch schon wer nach Dänemark oder in die Schweiz reist, muss beim Bargeld nachdenken: Hier gilt eine eigene Landeswährung. Der Euro wird zwar in touristisch erschlossenen Regionen meist akzeptiert, die Kurse sind jedoch nur selten kundenfreundlich. Zwischen 5% und 20% Auf‑ schlag muss z.B. kalkulieren, wer in der Schweiz mit der europäischen Gemeinschaftswährung bezahlt.
Beim Ort des Bargeldumtauschs kommt es auf das Reiseziel an. Bei Ländern mit renommierten Währungen – z.B. Schweiz oder USA – kann der Umtausch bereits in Deutschland erfolgen. Dies kostet kaum mehr und Sie sparen Zeit am Urlaubsort. Bei Ländern mit eher schwacher Währung – wie der Türkei oder den meisten asiatischen Staaten – ist der Umtausch vor Ort die wesentlich günstigere Alternative. Gleiches gilt für Länder mit Einfuhrbeschränkungen der Landeswährung.
Meist findet man bereits im Flughafen des Reiselands Geldwechsler. Hier gilt: Bietet nur eine einsame Wechselstube ihre Dienste an, ist der Umtausch meist teurer als im touristisch erschlossenen Hauptort. Werben indes mehrere Geldwechselstellen um Kunden, werden oft recht gute Kurse bezahlt.
Limits beachten
Eines der wichtigsten Zahlungsmittel auf Reisen ist die Maestro-Karte oder girocard, die frühere EC-Karte. In Kombination mit der Persönlichen Identifikationsnummer (PIN) wird sie weltweit bei rund 11 Mio. Vertragspartnern akzeptiert. Planen Sie die Zahlung größerer Beträge, sollten Sie vor Abreise bei Ihrer Bank nachfragen, da Verfügungen nur bis zu einem von Bank zu Bank unterschiedlichen Tageslimit möglich sind. Eine Nachfrage ist auch erforderlich, wenn die Karte nicht mehr das Maestro-Logo, sondern das von Visa betriebene V Pay-Signet trägt: Diese Karten sind außerhalb Europas nur noch eingeschränkt verwendbar.
Als Kosten bei Zahlungen in Fremdwährung bzw. außerhalb der Eurozone sind 1,0% bis 2,0% vom Umsatz bei 0,75 € bis 4,00 € Mindestgebühr zu kalkulieren. Am Geldausgabeautomaten werden meist 1,0% des Verfügungsbetrags bei Mindestgebühren von meist 4,00 € berechnet. Einige Banken bieten dank Kooperation mit ausländischen Instituten kostenfreie Verfügungen bei bestimmten Bankengruppen, sodass sich die Nachfrage bei der Hausbank lohnt. Vorsicht, wenn in der Nicht-Euro-Zone die Euro-Abrechnung offeriert wird: Hier werden oft extrem ungünstige Wechselkurse angesetzt, sodass die Buchung in Landeswährung die bessere Alternative darstellt.
Obwohl Banken und Sparkassen in ihrer Werbung darum bemüht sind, ihre Karten als besonders sicheres Zahlungsmittel anzupreisen, klagen viele über die schikanöse Behandlung bei Kartenverlust oder -missbrauch. Die Sperre ist zwar relativ unkompliziert, mit einer Ersatzkarte vor Ort oder weitergehenden Dienstleistungen kann der Kunde aber nicht rechnen.
Mehr Komfort bieten in der Regel Kreditkarten, die in manchen Ländern sogar eher akzeptiert werden als die Maestro-Karte. Die Sperre ist meist im Aufenthaltsland problemlos möglich, oft sogar mit Unterstützung eines Vertragspartners vor Ort. Ersatzkarten werden – allerdings teilweise gegen Gebühr – innerhalb von 24 Stunden oder weniger Tage zugestellt. Auch haftet der Karteninhaber für den Missbrauch meist nur bis zum Zeitpunkt der Verlustmeldung und auch dann nur mit maximal 50 €, lediglich bei grober Fahrlässigkeit ist eine höhere Mithaftung denkbar. Im Übrigen bieten viele Karten den Zugang zu einer Service-Hotline, die etwa einen deutschsprachigen Arzt oder Anwalt vermittelt. Daneben haben Kreditkarten weitere Vorteile:
- Die Monatsrechnung wird in einer Summe dem Girokonto belastet,
- bei bargeldlosen Transaktionen gibt es keine Mindestgebühren,
- Kreditkarten eignen sich als Kaution für Mietwagen, Hotelbuchungen oder Krankenhausaufenthalte,
- mit vielen Karten sind Versicherungsleistungen wie eine Reiserücktrittskostenversicherung verbunden
- und schließlich bieten etliche Karten auch Möglichkeiten zum Sammeln von Bonuspunkten, die gegen wertvolle Prämien eingetauscht werden können.
Auch bei der Bargeldversorgung an Geldausgabeautomaten hat sich mittlerweile einiges getan: Immer mehr Geldhäuser bieten die kostenfreie Bargeldverfügung zumindest an ausländischen Geldausgabeautomaten an. Allerdings lohnt hier ein Blick auf die Vertragsbedingungen: Kostenloses Bargeld gibt es häufig nur bei vorhandenem Guthaben oder an bestimmten Automaten, die Umrechnungsprovision wird ohnehin mit 1,0% bis 2,0% berechnet.
Nachteil der Kreditkarte sind die Gebühren: Kreditkarten kosten bis zu 2.000 € pro Jahr, allerdings gibt es bei reger Nutzung oft erhebliche Preisnachlässe. Auch die Akzeptanzstellen werden teilweise mit bis zu 5% zur Kasse gebeten. Entsprechend unterschiedlich ist die Akzeptanz: Keine Probleme gibt es in touristischen Zentren, hier werden meist alle vier Karten (American Express, Visa, MasterCard und Diners Club) angenommen. Hingegen kann es in Osteuropa schon schwierig sein, Leistungen per Karte zu bezahlen. Gut ist die Akzeptanz in allen Ländern aus dem amerikanischen Einflussbereich, aber auch in den fortentwickelten Staaten Asiens sowie in Australien und Neuseeland, wobei hier die Karten von Visa und MasterCard meist einen Akzeptanzvorsprung haben.

Limit anpassen
Bei allen Karten sollten Sie sich bereits vor der Reise nach dem Ausgabenlimit erkundigen. Insbesondere bei MasterCard und Visa sind die Grenzen oft eng gesteckt, aber auch American Express und Diners Club arbeiten trotz des in der Werbung hochgelobten „unbegrenzten Verfügungsrahmens“ mit internen Limits. Problematisch kann dies werden, wenn sich z.B. ein Hotel bei Ankunft eine Kreditkarte vorlegen lässt. Denn dann werden die voraussichtlichen Kosten des Aufenthalts auf dem Kartenkonto „reserviert“, sodass möglicherweise nur ein niedriges Limit für andere Ausgaben verbleibt. Bei allen vier Kartenfirmen ist es jedoch – Bonität vorausgesetzt – meist problemlos möglich, das Limit heraufsetzen zu lassen.
Neben Kreditkarten gewinnen Prepaid Kreditkarten immer größere Bedeutung. Letztlich handelt es sich meist um eine Visa-Elektron-Karte, auf die der Kunde vor Reiseantritt einen gewissen Guthabenbetrag einzahlt. Dieser kann dann an allen Akzeptanzstellen mit Online-Terminal, aber auch an Geldausgabeautomaten eingesetzt werden. Während die Offerten für Jugendliche meist kostenfrei sind, können sich die Gebühren für Erwachsene zu erklecklichen Beträgen summieren, weshalb die „klassische Kreditkarte“ meist die bessere Lösung ist. Allerdings nimmt die Postbank SparCard hier eine Sonderstellung ein: Urlauber können im Ausland bis zu zehnmal jährlich kostenlos über ihr Guthaben verfügen, das Tageslimit liegt je nach Automatenbetreiber zwischen 250 € und 1.500 €. Bargeldlose Zahlungen sind mit der Postbank SparCard jedoch nicht möglich.
Wer in weniger scheck- und kreditkartenfreundliche Länder reist, kann in der Regel auf den Reisescheck nicht verzichten. Er kostet meist nur 1,0% Gebühren und wird in manchen Fällen von ausländischen Kreditinstituten ohne weiteren Abschlag in Zahlung genommen. Reiseschecks in der Währung des Ziellandes können zudem häufig zur bargeldlosen Bezahlung verwendet werden. Verlorene Schecks werden meist binnen 24 Stunden vor Ort ersetzt.
Allerdings ist der Reisescheck auch eines der umständlichsten Zahlungsmittel: Beim Kauf müssen die Scheckvordrucke einzeln unterschrieben und im Voraus bezahlt werden, bei der Einlösung ist eine weitere Unterschrift und – in der Regel – die Vorlage eines Ausweisdokuments erforderlich. Zudem fallen beim Rücktausch nicht verbrauchter Schecks oftmals beträchtliche Gebühren an. Aus diesem Grund sollten Sie Reiseschecks nur für Fernreisen wählen und dies auch nur dann, wenn Sie Ihre Reiseausgaben weitgehend genau im Voraus kalkulieren können.
Eines wird hierbei deutlich: Das „beste“ Reisezahlungsmittel kann es nicht geben. Entscheidend für den „Erfolg“ der Planung ist in erster Linie die richtige Zusammensetzung der Reisekass e: Etwas Bargeld in Landeswährung oder in Euro bzw. US-Dollar für den Start am Urlaubsort, die Maestro-Karte zur Bargeldbeschaffung an Geldausgabeautomaten, die Kreditkarte zur Bezahlung von Einkäufen und der Hotelrechnung sowie der Reisescheck bei Urlauben in kartenunfreundlichen Ländern – so könnte eine optimale Mischung aussehen.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(11):14-14