Termingeschäfte

Chancen mit Hebel für Optimisten


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Ob auf steigende oder fallende Kurse: Mit Optionen kann jeder Anleger seinen Erwartungen gemäß investieren. Besonders beliebt ist der Erwerb von Kaufoptionen, der auch für Börseneinsteiger leicht verständlich ist und solide Chancen bei überschaubaren Risiken bietet.

An der deutschen Terminbörse EUREX werden zwei verschiedene Arten von Optionen gehandelt. Eine Kaufoption, im Fachjargon als „call“ bezeichnet, sichert dem Anleger das Recht, eine bestimmte Aktie bis zu einem festgelegten Termin zu einem heute bereits vereinbarten Preis zu erwerben. Eine Verkaufsoption („put“) wiederum erlaubt es ihm, eine Aktie bis zum Fälligkeitstag der Option zum festgelegten Preis zu veräußern. Beide Optionsarten kann der Anleger an der Börse sowohl kaufen als auch verkaufen. Im Branchenjargon wird der Kauf einer Option als „long“ bezeichnet, der Verkauf als „short“.

Geringer Kapitaleinsatz

Ist ein Anleger davon überzeugt, dass z.B. die XY-Aktie (aktueller Kurs: z.B. 100€) unterbewertet ist und in absehbarer Zeit steigen wird, kann er die Aktie erwerben und sich damit in vollem Umfang am Auf und Ab des Kurses betei­ligen. Der Nachteil ist der vergleichsweise hohe Kapitaleinsatz. Für 10.000€ bekommt er gerade einmal 100 XY-Aktien – nicht eben viel, um mit seiner Idee „das große Geld zu machen“. Denn wenn die Aktie etwa um 20% steigt, hat er „nur“ 2.000€ verdient.

Alternativ dazu kann er aber auch eine Kaufoption auf die XY-Aktie kaufen. Experten sprechen bei die­ser Transaktion von einem „long call“. Hier bezahlt er lediglich z.B. 5€ für das Recht, die XY-Aktie bis zum 16. Dezember 2011 zum festgelegten Basispreis von z.B. 105€ erwerben zu können. Investiert er wiederum 10.000€, bekommt er dafür – ohne Berücksichtigung von Spesen – immerhin 2.000 Optionen. Da das Bezugsverhältnis bei dieser Optionsgattung 100:1 beträgt, kauft er also 20 sogenannte Kontrakte. Eine Aktie kostet ihn letztlich verbindlich 110€ (105€ Basispreis plus 5€ Optionsprämie). Weil es sich um „amerikanische Optionen“ handelt, kann das Optionsrecht jederzeit während der Laufzeit ausgeübt werden, d.h., die Aktien werden zum Basispreis angefordert, das Optionsrecht erlischt. Alternativ kann der Anleger die Option jedoch auch jederzeit wieder verkaufen, das Geschäft also „glattstellen“.

Nun gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Die Spekulation des Anlegers geht auf und die Aktie steigt auf 120€. Er übt das Optionsrecht aus und bezieht 2.000 XY-Aktien zu 110€ (105€ Basispreis plus 5€ Optionsprämie) und verkauft sie sofort für 120€ weiter. Ohne Berücksichtigung von Spesen bringt das einen Gewinn von 20.000€ (2.000 Stück x 10€). Bezogen auf den Kapitaleinsatz von 10.000€ sind dies 200% Gewinn – gegenüber 20% beim Direktinvestment.
  • Seine Spekulation geht auf, jedoch steigt die Aktie nur auf 108€. In diesem Fall übt er das Optionsrecht zwar aus und erzielt damit 3€ Gewinn je Aktie (108€ Erlös minus 105€ Basispreis). Da er jedoch bereits 5€ Optionsprämie gezahlt hat, liegt er per saldo 2€ je Aktie im Minus; er hat 4.000€ verloren.
  • Seine Spekulation geht nicht auf und die Aktie verfällt auf 90€. Er macht von seinem Optionsrecht keinen Gebrauch, denn schließlich bekäme er die Aktie an der Börse billiger. Der gesamte Kapitaleinsatz ist damit verloren.


Die Risiken lassen sich allerdings begrenzen: Zeichnet sich während der Laufzeit eine ungünstige Kurs­entwicklung ab, wird es sinnvoll sein, die Option zum aktuellen Marktwert zu veräußern. Der Verlust begrenzt sich damit auf die Kursdifferenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis der Option.

Auch über den Basispreis lässt sich das Chance/Risiko-Verhält­nis steuern: Im obigen Beispiel ist eine Option mit Basispreis von z.B. 90€ zwar besonders teuer, das Risiko eines Totalverlusts jedoch eher gering. Wählt man indes eine – sehr billige – Option mit Basispreis von z.B. 120€, muss die Aktie schon sehr kräftig zulegen, damit sich die Ausübung des Optionsrechts am Ende der Laufzeit auch lohnt. Solche Optionen werden daher in erster Linie spekulativ erworben mit dem Ziel, sie bereits nach einem ersten Kursanstieg schnell wieder zu verkaufen.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(14):15-15