Prof. Dr. Reinhard Herzog
Erst genau prüfen
Was auf den ersten Blick durchaus attraktiv erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als nicht unproblematisch: So ist etwa die Smart Grids AG bisher kaum durch geschäftliche Erfolge aufgefallen. Das Kerngeschäft liegt laut Geschäftsbericht „in der Projektierung und Errichtung von Kraftwerken, die Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien erzeugen“. Der im Internet publizierte Jahresabschluss weist für 2010 einen Umsatz von 0,00€ und einen Verlust von 175.000€ auf, neuere Zahlen sind nicht verfügbar. Dies muss zwar grundsätzlich nicht negativ sein, allerdings rät etwa die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, das Angebot nicht anzunehmen, und auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) empfiehlt, die wirtschaftliche Substanz solcher Unternehmen genau zu prüfen.
Die Problematik derartiger Offerten liegt darin, dass der Anleger sie von seiner depotführenden Bank zugeschickt bekommt – die einen Vertrauensvorschuss genießt. Dabei muss man allerdings wissen, dass die Depotbanken verpflichtet sind, solche Angebote an die Investoren weiterzuleiten – so unseriös sie auch erscheinen mögen. Anleger sollten daher auf entsprechende Offerten sehr zurückhaltend reagieren und Alternativen in Betracht ziehen: Möchte man aus einer Aktie oder Anleihe aussteigen, kann man dies auch auf direktem Weg über die Bör‑se tun.
Bietet die Umtauschofferte klare finanzielle Vorteile, sollte man anhand der Börsen-Umsatzzahlen der vergangenen Monate prüfen, ob die angebotene Anlage auch wirklich vernünftig handelbar ist oder ob es sich nur um „Luftkurse“ handelt, die auf Basis von 500-€-Umsätzen oder gar Taxen zustandekommen. Schon bei kleinsten Zweifeln sollten Sie auf derartige Offerten verzichten und sich der Tatsache bewusst sein, dass niemand etwas zu verschenken hat – schon gar nicht werthaltige Aktien.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(23):11-11