Prof. Dr. Andreas Kaapke
Neue Kunden gewinnen
Aus Sicht der Apotheke stellt sich die Frage, welche artfremde, bislang nicht angebotene Leistung ins Sortiment aufgenommen werden könnte. Möglich sind z. B. in kleineren Orten ein Lottoshop, eine Paketannahme oder eine Annahmestelle für chemische Reinigung, so dies hinreichend räumlich getrennt ist und damit die rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt werden. Hierdurch erfahren nicht nur die vorhandenen Kunden einen Zusatznutzen, sondern es können auch neue Kunden gewonnen werden.
Bei der vertikalen Diversifikation erfolgt eine Ausdehnung des Leistungsangebots auf vor- und/oder nachgelagerte Beschaffungs-, Produktions- und Absatzstufen. Ein typisches Beispiel ist die Vertikalisierung im Handel. Vor allem in der Bekleidungsbranche finden sich erfolgreiche Beispiele für eine Unternehmensstrategie, die alle Wertschöpfungsstufen von der Produktion bis zum Absatz an den Endverbraucher umfasst (z. B. H&M, Zara oder Benetton). Bei der vertikalen Diversifikation gibt es zwei Spielarten: die Vorwärtsintegration und die Rückwärtsintegration. Kauft ein Hersteller eine Handelskette, spricht man von Vorwärtsintegration, bei der Investition eines Herstellers in eine aus seiner Sicht lohnende Rohstoffquelle liegt eine Rückwärtsintegration vor. Apotheken können nur rückwärtsintegrieren, sodass lediglich die Übernahme von Großhandelsfunktionen oder auch die Produktion von Eigenmarken infrage käme. Dies ist vereinzelt in Kooperationen feststellbar, sowohl was ein Großhandelsengagement als auch die Produktion von Eigenmarken betrifft.
Die laterale Diversifikation entzieht sich einer präzisen Definition, da zwischen dem bisherigen und dem neuen Betätigungsfeld des Unternehmens kein wirklicher Zusammenhang feststellbar ist. Sie bietet große Wachstumschancen, birgt aber auch enorme Risiken. Ein Beispiel für einen Fehlschlag ist das vom damaligen DaimlerChrysler-Konzern verfolgte Konzept der Erweiterung zum integrierten Technologie-Konzern. Bei Apotheken könnte z. B. ein zu großes Ladenlokal aufgeteilt und neben der Apotheke etwas völlig anderes (z. B. eine Physiotherapie- oder Heilpraktiker-Praxis, ein Zeitschriften- oder Copyshop) angeboten und daraus im Sinne einer Risikostreuung ein zweites Standbein auf Dauer aufgebaut werden.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2012; 37(09):11-11