Prof. Dr. Reinhard Herzog
Konditionen oft sehr günstig
Aktuell geht es in erster Linie um Anschlussfinanzierungen von Darlehen, die planmäßig abgewickelt werden. Als mögliche Übernehmer werden insbesondere deutsche Lebensversicherungsgesellschaften genannt, die oft mit erstaunlich günstigen Konditionen eine Vertragsfortsetzung anbieten. Geholfen ist damit letztlich beiden Darlehensgebern: Die Hausbank reduziert ihr Darlehensvolumen und die damit verbundenen Kosten, die Versicherungsgesellschaft erhält eine vergleichsweise rentable Möglichkeit zur Geldanlage.
Die wichtigste Frage gilt jedoch den Konsequenzen für den Darlehensnehmer. Im Gegensatz zu den früheren Verkäufen an Finanzinvestoren kommen Kreditkunden hier sicherlich in den Genuss von Konditionen, die im unteren Bereich vergleichbarer Kapitalmarktofferten liegen. Unwahrscheinlich sind auch rüde Methoden bei der Vertragsaufhebung, stattdessen punkten manche Versicherer mit recht attraktiven Sondertilgungsmöglichkeiten. Negativ zu bewerten ist jedoch die „räumliche Trennung“, denn Ansprechpartner ist letztlich meist nicht mehr der Sachbearbeiter bei der eigenen Hausbank, sondern eine weitgehend anonyme Versicherungsgesellschaft. Insbesondere im Fall eines kurzzeitigen Finanzengpasses könnte die Distanz daher zum Problem werden – wobei heute auch der Kundenberater der Hausbank kaum noch Spielräume hat, um ggf. Kulanz walten zu lassen.
Entscheidend für die Annahme eines entsprechenden Umschuldungsangebots sind daher letztlich in erster Linie die Konditionen. Da es bei Immobilienfinanzierungen meist um größere Summen geht, lohnt der Wechsel schon bei Zinsdifferenzen ab 0,2%-Punkten. Wichtig ist dabei jedoch ein neutraler Vergleich unter Berücksichtigung aller Komponenten: Ist z.B. bei einer Versicherungsfinanzierung der Abschluss einer Lebensversicherung obligatorisch, müssen auch diese Kosten in den Vergleich mit einbezogen werden.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2012; 37(12):16-16