Berichtigungsaktien

Auch ein Geschenk ist nicht immer „gratis“


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Aktiengesellschaften geben sich zunehmend erfinderisch: Die Deutsche Telekom offerierte ihren Investoren neue Aktien statt barer Dividende, Aurelius und Dürr überraschten ihre Anleger gar mit „Gratisaktien“. Doch wirklich geschenkt erhält man in keinem Fall etwas.

Neue Aktien

Keine Entscheidung wurde Ende Mai den Aktionären des Maschinenbauers Dürr und der Beteiligungsgesellschaft Aurelius abverlangt: Überraschend für die Anleger wurden ihnen „Gratisaktien“ eingebucht. Bei Dürr war dies eine neue, zusätzliche Aktie für jedes Papier aus dem Depotbestand, bei Aurelius sogar zwei Papiere pro Altaktie. Der dafür verwendete Begriff „Gratisaktie“ klingt zwar verlockend, jedoch erhalten die Anleger keineswegs ein Geschenk: Am Tag der Umstellung ermäßigte sich der Wert der Altaktien im Verhältnis der Aktienzuteilung. Der Kurs des Dürr-Papiers hat sich mithin halbiert, bei Aurelius erfolgte sogar eine Drittelung. Auch die Kennzahlen wie Gewinn je Aktie und die Dividende wurden entsprechend gesplittet. Per saldo ist das Vermögen der Anteilseigner auch bei diesen „Gratisaktien“ – in der Börsensprache als Berichtigungsaktien bezeichnet – also unverändert geblieben.

Neben bilanziellen Korrekturen – meist werden Rücklagen in Eigenkapital umgewandelt – steht hinter einer solchen Aktion auch das Ziel, die Aktie des Unternehmens optisch preiswerter zu machen. So war das Dürr-Papier zwischen 2009 und 2013 von ca. 7€ auf über 100€ gestiegen, mit aktuell rund 50€ wurde ein moderaterer Preis erzielt. Auch die Aurelius-Aktie hatte es zwischen 2009 und 2013 auf annähernd 1.000% Kursanstieg gebracht, sodass man die Notierung zumindest optisch wieder auf ein niedrigeres Niveau zurückgeführt hat.

Anleger müssen sich bewusst sein, dass dies ausschließlich eine optische Korrektur ist, die weder etwas an den vorangegangenen Kurssteigerungen noch an den weiteren Perspektiven des Papiers ändert. Allerdings ist regelmäßig zu beobachten, dass eine Aktie nach einer solchen Maßnahme ein erhöhtes Wachstumspotenzial aufweist. Denn zum einen ist der „niedrigere“ Kurs für viele Anleger ein Grund für den Einstieg, hatte man sich doch an weitaus höhere Notierungen gewöhnt. Zum anderen signalisiert die Umwandlung von Rücklagen in Eigen­kapital auch, dass das Management positiv in die Zukunft blickt und keine größeren, rücklagenzehrenden Ri­siken erwartet.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2013; 38(13):12-12