Prof. Dr. Reinhard Herzog
Zweitkonto als Alternative
Kein Thema ist ein Bankenwechsel, wenn man mit der eigenen Hausbank zufrieden ist. Hier ist es allenfalls überlegenswert, ein Zweitkonto zu eröffnen, um z.B. weltweit kostenlos Bargeld abheben zu können. In diesen Fällen reicht es, bei der neuen Bank die Mindestanforderungen zu erfüllen, z.B. zunächst eine bestimmte Zahl von Kontotransaktionen durchzuführen. Gleiches gilt, wenn wichtige Gründe einen kompletten Wechsel der Bankverbindung ausschließen, z.B. eine bestehende Finanzierung. In kleineren Orten kann es aber auch aus Imagegründen vorteilhaft sein, bei der regionalen Sparkasse oder VR-Bank das Girokonto zu führen.
Vor dem Wechsel steht also erst einmal eine kritische Prüfung der gesamten Beziehung zur Bank. So unterscheidet sich eine „gute“ von einer „schlechten“ Verbindung durch viele einzelne Faktoren. Eine „gute“ Bank bietet neben attraktiven Konditionen z.B. auch ohne Nachfrage die günstigste Kontoführungsvariante oder einen Zinsbonus an.
Zudem sollte man einen persönlichen Ansprechpartner haben, der die finanziellen Verhältnisse genauso gut kennt wie die Erfahrungen des Kontoinhabers. Er sollte aufgrund der individuellen Situation Konzepte ausarbeiten, Vorschläge über mögliche Anlageumschichtungen machen und auch einen Blick auf die weitere Entwicklung der getätigten Investitionen richten. Wichtig ist, dass er nicht nur hauseigene Produkte oder die Offerten nahestehender Gesellschaften präsentiert, sondern ggf. weiteren Lösungen aufgeschlossen gegenübersteht. Schließlich spielt auch der Umfang des angebotenen Informationsmaterials eine wichtige Rolle.
Im Finanzierungsbereich unterscheidet sich eine „gute“ von einer „schlechten“ Bankverbindung zum einen durch die Standardkonditionen, zum anderen aber auch durch die Verhandlungsbereitschaft, wenn es um individuelle Vereinbarungen geht. Das Institut sollte seine Kunden hinsichtlich eventueller Nebenkosten sowie bei den zu stellenden Kreditsicherheiten fair behandeln, variable Zinsen sollten bei veränderter Marktlage nicht nur nach oben, sondern auch nach unten automatisch angepasst werden, und der Berater sollte ggf. Sonderkreditprogramme anbieten und abwickeln.
Werden diese Punkte nicht erfüllt, ist ein Wechsel zweifellos die beste Alternative. Rechtzeitig geplant, ist er heute ohnehin einfacher als in den meisten Fällen befürchtet. Zunächst gilt es, das geeignete Institut zu finden, wobei neben der Konditionengestaltung insbesondere auch die Beratungsqualität und der persönliche Gesamteindruck wichtige Rollen spielen. Hier sollte man sich die Zeit nehmen, mit den infrage kommenden Instituten – nach Voranmeldung – Gespräche zu führen, sodass man die Leistungspaletten sehr genau analysieren kann.
Wechsel mit Ankündigung
Bei Online-Anbietern wiederum sollte man auf die Details achten, z.B. die Bedingungen für die Wechselvorteile, und gegebenenfalls auch hier Rückfragen vornehmen. Gleichzeitig sollte man nicht davor zurückscheuen, gegenüber der bisherigen Bank die eigene Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen und den geplanten Wechsel anzukündigen – ein Hinweis, der oft Wunder wirkt.
Hat man sich jedoch für ein neues Institut entschieden, werden dort zunächst die erforderlichen Konten und Depots eröffnet sowie die notwendigen Karten und Vordrucke erstellt. Dies kann einige Wochen in Anspruch nehmen, sodass in dieser Zeit beide Bankverbindungen parallel betrieben werden müssen. Lohnen kann sich dabei die Frage, ob das neue Konto zumindest bis zum vollständigen Wechsel gebührenfrei geführt wird.
Nach dieser Phase wird das neue Institut mit dem „Einzug“ beauftragt. Hierzu wird quasi eine Vollmacht erteilt, das Girokonto zu einem bestimmten Termin abrechnen zu lassen und auszugleichen sowie Sicherheiten freigeben zu lassen. Ebenso wird ein Auftrag zur Übertragung des Wertpapierdepots erteilt, Sparkonten können ebenfalls eingezogen werden, und nicht zuletzt wird das übernehmende Institut auch alle Vordrucke, Scheck- und Kreditkarten im Kundenauftrag an das abgebende Kreditinstitut zurücksenden.
Die meisten Institute bieten neuen Kunden zudem an, die Kontoauszüge durchzusehen und alle Unternehmen – kostenfrei – anzuschreiben, die regelmäßig Zahlungen leisten oder Abbuchungen vornehmen. Schließlich sollte man frühzeitig daran den-ken, die neue Bankverbindung beispielsweise auf den eigenen Rechnungsformularen aufzunehmen – verbunden mit dem Hinweis, dass sich das Konto geändert hat.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2013; 38(15):13-13