Exchange Traded Funds

Die Indexanlage birgt auch Risiken


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Obwohl erst vor wenigen Jahren in Deutschland eingeführt, erfreuen sie sich größter Beliebtheit: Exchange Traded Funds (ETFs) stellen für viele Investoren die Basis einer globalen Aktienanlage dar. Doch Fonds ist nicht gleich Fonds, manche bergen auch erhebliche Risiken.

Synthetische Nachbildung

Bei einem Index wie dem DAX ist es nicht schwierig, die Zusammen­setzung durch Kauf und Verkauf der entsprechenden Titel nachzubilden. Anders jedoch bei kom­plexeren Indizes wie dem MSCI World, der immerhin rund 6.000 Werte aus 23 Ländern enthält: Hier sind selbst ausgeklügelte Computerprogramme nicht zu einer Nachbildung im Verhältnis 1:1 in der Lage, scheitert ein solches Vorhaben doch sowohl an der Handelbarkeit als auch an den unterschiedlichen Zeitzonen, in denen die Börsen liegen. Indexfondsanbieter müssen mithin auf die Alternative einer „synthetischen Nachbildung“ ausweichen. Dies geschieht – vereinfacht ausgedrückt – durch Einbindung eines oder mehrerer Partner, mit denen „Tauschgeschäfte“ (Swaps) vereinbart werden. Damit wird letztlich das Gleiche erzielt wie mit der Direktanlage.

Synthetische ETFs gibt es aber auch auf „kleine“ Fonds, z.B. auf den DAX. Dann finden sich etwa im Portfolio eines DAX-ETFs japanische Aktien, deren Wertentwicklung per Swap in die Performance des DAX getauscht wird. Computerprogramme sorgen dafür, dass solche Transaktionen zu­verlässig ablaufen und eine enge DAX-Korrelation erreicht wird.

Skeptiker warnen allerdings vor den damit verbundenen Risiken. Sollte es an allen Finanzmärkten zu einem massiven Crash kommen, ist eine 1:1-Nachbildung mangels Handelbarkeit bei synthetischen ETFs eventuell nicht mehr möglich. Zudem ist das Bonitätsrisiko zu bedenken: Falls der „Garantiegeber“ zahlungsunfähig wird und seinen Verpflichtungen nicht mehr nach­kommen kann, drohen auch dem ETF entsprechende Risiken. Ob die per Investment-Richtlinie vorgeschrie­bene Begrenzung des Kontrahentenrisikos auf maximal 10% des Fondsvolumens eine wirksame Absicherung darstellt, zeigt sich aber erst im Krisenfall.

Zumindest bei Indizes, die sich einfach nachbilden lassen, sollten Anleger daher ETFs mit realer Replikation auswählen. Informa­tionen findet man bei den meisten Emittenten, aber auch Anbieter wie die DR Investment Control GmbH (www.justetf.com) stellen detaillierte Selektionsmög­lich­kei­ten bereit. Hinsichtlich der Wertentwicklung zeigen sich übrigens kaum Unterschiede. Der vollständig nachbildende ComStage ETF DAX FR (ISIN: LU0488317024) erzielte z.B. in den vergangenen zwölf Monaten ein Plus von 21,9%, der synthetische ComStage ETF DAX (ISIN: LU0378438732) brachte es auf 22,7%.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2013; 38(21):12-12