Prof. Dr. Reinhard Herzog
Solides Plus bei Aktien
Dabei entwickelte sich das Frankfurter Börsenbarometer wenig spektakulär: Phasen mit leicht rückläufigen Kursen – etwa im März/April oder im Mai/Juni – wechselten mit Phasen mit gemäßigt steigenden Kursen – etwa im April/Mai oder im September/Oktober – ab. Gerade nach dem jüngsten Anstieg ist zwar die Zeit für eine gewisse, durchaus deutliche Korrektur reif, andererseits erscheint es auch relativ wahrscheinlich, dass wir auf mittelfristige Sicht einen fünfstelligen DAX-Stand erreichen. Denn schließlich ist nicht nur der langfristige Aufwärtstrend intakt, sondern es kann auch ein Ausbruch des DAX über die bei rund 8.900 Punkten verlaufende Widerstandslinie festgestellt werden.
Vergleichsweise ruhig war 2013 die Entwicklung am Rentenmarkt. Die Umlaufrendite, die in den Vorjahren kontinuierlich gefallen war, hat sich auf niedrigem Niveau mit leicht steigender Tendenz stabilisiert. Als Folge kam es bei den Rentenwerten zu einer recht stabilen Kursentwicklung; die in den Vorjahren gesehenen zinsbedingten Kursgewinne sind diesmal ausgeblieben. Per saldo konnten Anleger hier letztlich nur von den laufenden Zinserträgen profitieren, wobei die Spanne zwischen den – mittlerweile nahezu unverzinsten – Staatsanleihen und den – zumindest teilweise höher rentierenden – Unternehmenspapieren zuletzt wieder etwas größer geworden ist.
Geldschwemme treibt Kurse
Treibende Kraft für beide Entwicklungen war auch 2013 die anhaltende Geldflut seitens der Notenbanken, mit der die Euro- und Schuldenkrise bekämpft werden soll. Erfolge sind dabei – vordergründig – durchaus erkennbar und die Sorge in der deutschen Bevölkerung etwa um den Fortbestand des Euro ist in der jüngsten Vergangenheit deutlich gesunken.
Genaueres Hinsehen zeigt jedoch, dass von einer endgültigen Stabilisierung noch längst nicht gesprochen werden kann. Blickt man auf Länder wie Griechenland, Spanien oder auch Portugal, wird schnell klar, dass die teure „Krisenbewältigung“ in erster Linie den „reichen“ Staaten dient. Denn schließlich kommen die Stützungsmilliarden keineswegs den nationalen Volkswirtschaften zugute: Die meisten Gelder werden allein zur Schuldentilgung eingesetzt, d.h., sie stellen sicher, dass z.B. deutsche Gläubigerbanken mit Spanien-Anleihen im Depot keinen Schaden erleiden. Das Geld fließt also direkt zurück nach Deutschland und stützt hier Wirtschaft und Wertpapiermärkte. Weder der Hotelbesitzer in Griechenland noch der Weinbauer in Portugal profitieren von diesem Geld.
Erst wenn es hier zu einem politischen Umdenken kommt und die Milliardenbeträge tatsächlich ihr Ziel erreichen, kann mit einer endgültigen Stabilisierung in den jeweiligen Staaten – und damit auch in der gesamten Eurozone gerechnet werden. Dies würde die jeweiligen regionalen Börsen begünstigen, aber negative Schatten auf Märkte wie etwa Deutschland oder Frankreich werfen.
Bis dahin ist es jedoch ein langer Weg. Entsprechend dürfte die Börsenentwicklung 2014 zumindest vorerst weiter von der Politik des billigen Geldes geprägt sein. Eine zunehmende Wachsamkeit sollte sich in diesem Jahr lohnen. Denn sobald die Notenbanken – und hier vor allem die amerikanische Fed – die Geldzügel wieder etwas anziehen, könnte dies die Aktien- sowie die Anleihemärkte belasten. Manche Pessimisten sehen daher inzwischen sogar Crash-Gefahren, auf deren erste Signale Anleger achten sollten.
Neutrale Abwägungen
Allein diese Beispiele zeigen die Komplexität des Themas. Und selbst „die Börse“ ist keineswegs ein einheitlicher Markt. Auch in Phasen steigender Kurse können Papiere nachgeben, ebenso wie es in einer Baisse immer wieder positive „Ausreißer“ geben wird. Ziel unserer Serie „Wertpapier im Test“ ist es dabei keineswegs, stets die besten „Schnäppchen“ herauszufinden und diese ohne Hinweise auf die Hintergründe als „Kauf“ zu präsentieren. Wir sind vielmehr bestrebt, Ihnen durch eine neutrale Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen eigene Entscheidungshilfen zu geben. Bei der Titelauswahl setzen wir zum einen auf marktbreite Titel, die aktuell chancenreich erscheinen oder in den Medien besonders favorisiert werden. Zum anderen untersuchen wir Papiere, die zwar stark beachtet sind, aber auch Risiken bergen. Sie als Leser sollen dabei selbst entscheiden können, wie Sie unter Berücksichtigung Ihrer aktuellen Risikobereitschaft optimal handeln.
Einmal jährlich ziehen wir Bilanz und werfen einen Blick auf die vorgestellten Wertpapiere und ihre Wertentwicklung im abgelaufenen Jahr. Hier die Ergebnisse für 2013:
Nach dem Jahresrückblick im Januar nahmen wir im Februar die Linde-Aktie unter die Lupe. Kaufen konnten Sie die Aktie bei 132€, schon nach zwei Monaten wurden mehr als 150€ dafür bezahlt. Nach einer Ertragszahlen-bedingten Schwäche liegt die Notierung aktuell immer noch rund 15 % im Plus.
Das „Lieblingskind“ vieler Börsianer, die Daimler-Aktie, präsentierten wir im März, wobei auf charttechnische Risiken hingewiesen wurde. Wer diese berücksichtigt hat, konnte bei rund 38€ einsteigen und mittlerweile mehr als 60 % Gewinn machen.
Gerade einmal 67€ kostete der iShares-DAX-ETF, den wir im April unter die Lupe nahmen. Auch hier konnte gutes Geld verdient werden, denn an der Börse wird das Papier aktuell mit über 84€ gehandelt.
Beiersdorf stuften wir im Mai als langfristig interessantes Wertpapier ein. Erwartungsgemäß wirkten sich zunächst negative Konjunkturtendenzen auf den Kurs aus, mittlerweile kam es jedoch zu einer deutlichen Erholung, die eine Fortsetzung des Aufwärtstrends erwarten lässt.
Ebenfalls zu den „Börsianer-Lieblingen“ zählt die Allianz-Aktie, die wir im Juni bei Kursen um 115€ porträtierten. Heute kostet das Papier mit rund 130€ knapp 12 % mehr als zum Ausgangszeitpunkt und der Aufwärtstrend scheint weiterhin intakt.
Als „Kauf an schwächeren Tagen“ präsentierten wir im Juli die Hannover Rück-Aktie. Die Hagelunwetter wirkten sich nur temporär auf das Papier aus und aktuell liegt ein Investment mit grundsoliden 11 % im Plus.
Für konservative Investoren untersuchten wir im August die Vor- und Nachteile der neuen Stada-Anleihe mit Laufzeit bis 2018. Die Entwicklung war bisher ausgesprochen solide: Ein leichtes Kursplus von knapp einem Prozent und der Nominalzins von immerhin 2,25 % p.a. heben das Investment deutlich etwa von den Tagesgeldkonditionen der Banken ab.
Unter Turnaround-Gesichtspunkten analysierten wir im September die TUI-Aktie. Bereits kurzfristig hat das Papier mit einem Plus von rund 32 % den Anlegern viel Freude bereitet, wobei jetzt die psychologisch wichtige Marke von 12€ als bedeutende Herausforderung zu sehen ist. Kann sie nachhaltig überwunden werden, bestehen zumindest aus charttechnischer Sicht durchaus Chancen auf eine weitere erfreuliche Kursentwicklung.
Zum „Shootingstar“ entwickelte sich auch die im Oktober vorgestellte Aktie des Kleber- und Reinigungsmittelspezialisten Henkel. Bei Veröffentlichung des Porträts kostete das Papier rund 73€, heute werden mehr als 84€ dafür bezahlt – was einem Plus von mehr als 15 % in gerade einmal drei Monaten entspricht.
Noch zu früh ist es für ein Urteil über die ausgewählten Wertpapiere vom November (Deutz) und Dezember (Fresenius), jedoch lässt die zwischenzeitliche Chartentwicklung auf durchaus interessante Chancen dieser beiden Standardwerte der deutschen Börse schließen.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(02):12-12