Prof. Dr. Reinhard Herzog
Teure Fondsanlagen
Entsprechend sind die Bankberater bemüht, einen möglichst hohen Ertrag für ihr Institut zu erzielen – und damit auch ihre persönlichen Karrierechancen zu fördern. Inzwischen nahezu unvermeidlich ist daher der Vorzug provisionsträchtiger Angebote, etwa Investmentfonds. Dies muss zwar nicht zwangsläufig negativ sein, „kauft“ man sich mit den hohen Kosten doch eine „professionelle Verwaltung“. Erfolgreich ist ein solches Investment aber nur dann, wenn auch überdurchschnittliche Erträge erzielt werden. Kostet ein Rentenfonds allerdings 3,0% Einstiegsgebühr und werden pro Jahr weitere 1,0% Verwaltungskosten berechnet, bleibt bei einer Anlage in konservativen Rentenwerten bei der derzeitigen Rendite von durchschnittlich 1,5% p.a. nicht mehr viel übrig.
Grundregel daher: Der Umweg über Fonds sollte bei allen „pflegeleichten“ Geldanlagen gemieden werden. Hierzu zählen etwa das kurzzeitige Zwischenparken freier Gelder, aber auch die meisten mittelfristigen konservativen Anlagen. Gerade bei Aktienanlagen sind indexbasierte und sehr preiswerte „Exchange Traded Funds“ (ETFs) meist eine gute Alternative zu aktiv geführten Produkten. Interessant sind Fonds indes, wenn „exotische“ Renditechancen gewählt werden: Wer beispielsweise auf den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung Asiens setzen will, ist mit entsprechenden Fonds gut beraten.
Seit Mitte der 1990er-Jahre spielt die Vermögensverwaltung auf Fondsbasis eine zunehmend wichtige Rolle. Der Anleger entscheidet sich dabei einmalig für eine von meist drei bis fünf unterschiedlichen Strategien, das Kapital wird dann auf die passenden Fondsprodukte aufgeteilt. Der Einstieg ist in der Regel mit Beträgen ab 15.000€ möglich, monatliche Ratenzahlungen werden ebenso angeboten wie Rückzahlungspläne. Letztlich gilt hier zunächst dasselbe wie für den Kauf von Einzelfonds: Die beteiligten Finanzdienstleister lassen sich den Service gut bezahlen, wobei neben den reinen Fondskosten in vielen Fällen auch noch eine separate Verwaltungsgebühr berechnet wird. Uninteressant ist diese Fondslösung daher, wenn größere Beträge zur Anlage kommen, die spesengünstiger direkt angelegt werden, oder wenn eine konservative Anlagestrategie gewünscht wird, die sich in erster Linie auf Rentenwerte bezieht. Überlegenswert ist der Abschluss hingegen, wenn das Kapital unter ca. 25.000€ liegt, sodass eine eigene Risikoverteilung nur mit erheblichem Aufwand möglich ist. Gleiches gilt, wenn regelmäßig kleinere Beträge gespart werden sollen.
Werbebegriffe richtig interpretieren
In jedem Fall sollte man dabei auf die Hintergründe der Werbebegriffe achten. Eine „wachstumsorientierte Anlagestrategie“ kann z.B. bedeuten, dass 60% des Anlagekapitals in Aktien(fonds) z.B. aus dem DAX-Umfeld fließen. Sollte der DAX jedoch – wie im Zeitraum 2000 bis 2003 – um z.B. 80% einbrechen, ist ein erheblicher Teil des Kapitals erst einmal verloren. Von Wachstum kann dann nicht mehr gesprochen werden. Eine „chancenreiche Anlagestrategie“ kann sogar bedeutet, dass die Anlage ausschließlich am Aktienmarkt erfolgt. Der Anleger hat also auch die „Chance“, z.B. 80% seines Kapitals zumindest temporär „abschreiben“ zu müssen. Die Begriffe stehen derzeit zwar wegen ihrer Verharmlosung im Zuge eines Schadensersatzverfahrens gegen die Commerzbank auf dem Prüfstand (Oberlandesgericht Stuttgart, 9 U 52/13, nicht rechtskräftig), dennoch sollte sich jeder Anleger im Vorfeld informieren, in was er letztlich investiert.
Wirklich individuell wird es für den Anleger erst bei einer „klassischen“ Vermögensverwaltung durch Bank oder Sparkasse, die keine Begrenzung nach Anlageprodukten vorsieht. Sie wird von den meisten Instituten ab einer Mindestanlagesumme zwischen 100.000€ und 1.000.000€ offeriert. In einem schriftlichen Vertrag werden die wichtigsten Eckdaten der Geldanlage festgelegt. Die Anlagepalette erstreckt sich dabei über den gesamten Kapitalmarkt und reicht – wenn gewünscht – von Rentenwerten über Aktien bis hin zu Instrumenten des Terminmarkts.
Teilweise ohne Provisionsinteressen
Der große Vorteil: Der Anlageberater kümmert sich – zumindest nach den Versprechungen – wirklich individuell um das Vermögen seines Kunden. In regelmäßigem Turnus wird der Anleger über die eingegangenen Anlagen und deren Wertentwicklung informiert. Teuer sind Vermögensverwaltungen nicht unbedingt: Je nach Konzept und Anlagebetrag müssen zwischen 0,8% und 2,0% der Anlagesumme pro Jahr kalkuliert werden.
Hier sollten Anleger auf die Vertragsgestaltung achten und z.B. genau festlegen, wie spekulativ das Geld investiert werden darf. Auch kommt es oftmals auf die Details an: Wird z.B. neben einer Grundgebühr von 1,0% eine Erfolgsbeteiligung von 25% verlangt, kann dies bei einer konservativen Anlagestrategie eine Nullrendite zur Folge haben. Auch sollten Verluste vorgetragen werden, sodass erst dann wieder eine Erfolgsbeteiligung anfällt, wenn eingetretene Verluste ausgeglichen wurden. Besonders wichtig erscheint daneben die Frage nach erzielten Provisionen, z.B. bei einer Anlage in Investmentfonds: Viele Vermögensverwalter behalten sie ganz oder teilweise ein – und schichten das Vermögen entsprechend gerne um. Andere, z.B. Cortal Consors oder die quirin bank, setzen allein auf das Honorar und geben alle erzielten Erträge an die Kunden weiter. Ein Interesse an häufigem Umschichten oder provisionsträchtigen Produkten besteht damit nicht, vielmehr steht die Kundenzufriedenheit im Vordergrund.
Gerade bei freien Vermögensverwaltungen sollte man zudem genau auf die Bonität, die Erfahrung und die geplanten Strategien achten. Denn gerade hier tummeln sich viele schwarze Schafe, die das Geld dann z.B. in dubiosen Windkraftfonds – mit hohen Provisionszahlungen – anlegen oder hochspekulativ „verzocken“. Aber auch bei vermögensverwaltenden Banken und Sparkassen sollte man die Depotzusammensetzung laufend hinterfragen. Fälle, in denen eine professionelle Vermögensverwaltung z.B. 1,2% Jahresgebühr verlangt und dann die Hälfte des Geldes hausintern für gerade einmal 0,5% als Tagesgeld anlegt, sind keineswegs die Ausnahme – für den Kunden jedoch ein sicheres Verlustgeschäft.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(06):12-12