Reisewährungen

So tauschen Sie günstiger


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Ob zur Fortbildung in die Schweiz, in den Urlaub nach Schweden oder auf Studienreise in Südostasien: Der Euro ist längst kein universelles Zahlungsmittel. Gefragt ist meist die Landeswährung, allenfalls mit dem US-Dollar kommt man auch in entlegeneren Regionen voran.

Bargeldlos bezahlen

Wesentlich sicherer als der Umtausch von diebstahlsgefährdetem Bargeld ist der Einsatz unbarer Zahlungsmittel. Hier hat insbesondere die Bankkarte (Maestro, VPAY) große Bedeutung. Gemäß EU-Bestimmungen dürfen Eurozahlungen innerhalb der Eurozone nicht teurer sein als vergleichbare Inlandstransaktionen. Das bargeldlose Bezahlen in Hotels, Restaurants und Geschäften ist damit in der Regel gebührenfrei möglich, bei Bargeldverfügungen fällt meist 1% des Abhebungsbetrags an. Weil jedoch deutsche Banken und Sparkassen auch im Inland zuletzt kräftig an der (Mindest)gebührenschraube gedreht haben, kann auch eine Automatenver­fügung im Ausland schon einmal 10€ Mindestgebühr kosten. Urlauber sollten sich daher vor Reiseantritt erkundigen, welche Kosten letztlich auf sie zukommen. Vorteile erhalten oftmals Kunden international vertretener Banken, die bei den Automaten aus dem eigenen Verbund kostenlos Bargeld ziehen können.

Meist teuer wird allerdings der Einsatz im Nicht-Euroraum: Hier werden für bargeldlose Zahlungen 1,0% bis 2,0% bei einem Mindestbetrag von bis zu 4,00€ je Transaktion berechnet, sodass die Karte generell erst ab Beträgen von umgerechnet 70€ bis 100€ verwendet werden sollte. Insbesondere V PAY-Karten sind im Übrigen nicht für alle Länder freigeschaltet, weshalb man sich vor der Reise nach den Einsatzmöglichkeiten erkundigen sollte.

Landeswährung präferieren

Aber auch im Ausland sind einige Automatenbetreiber inzwischen erfinderisch geworden. So ist in manchen Ländern eine pauschale Automatengebühr („Handling Charge“, „Terminal Fee“) festgelegt, die unabhängig von der Art der eingesetzten Karte zusammen mit dem Ab­hebebetrag belastet wird. Immer häufiger findet man aber auch Wahlmöglichkeiten bei der Art der Abrechnung: Der Reisende kann am Automaten entscheiden, ob er „Abrechnung in Landeswährung“ oder „Abrechnung in Euro“ wünscht. Im ersten Fall erfolgt die Umrechnung erst in Deutschland zu einem meist transparenten Kurs. Im zweiten Fall rechnet jedoch bereits die Bank zu einem ihr genehmen Kurs um, wobei sich die Trans­aktion um bis zu 3% verteuern kann.

Wissen sollten Urlauber auch, dass die Bankkarte ein Massenprodukt ist – vergleichsweise preiswert, aber auch ohne nennenswerten Service. Geht eine Karte z.B. im Ausland verloren, ist die Sperre zwar relativ unkompliziert. Mit einer Ersatzkarte vor Ort oder weiter gehenden Dienstleistungen kann der Kunde jedoch nicht rechnen. Gleiches gilt, wenn ganze Karten­serien vom Anbieter aufgrund technischer Mängel gesperrt werden müssen – und dann nicht mehr einsetzbar sind.

Mehr Komfort bieten hier die Kreditkarten der vier großen Anbieter MasterCard, VISA, American Express und Diners Club. Zum einen kann unberechtigten Abbuchungen üblicherweise recht unkompliziert widersprochen werden. Zum anderen können Kreditkarten in jedem Land der Erde vor Ort gesperrt werden, Ersatzkarten werden – teilweise gegen Gebühr – oft innerhalb von 24 Stunden oder zumindest weniger Tage zugestellt. Zum Komfort zählt zudem die Möglichkeit, zunächst noch unbestimmte Zahlungsbeträge zu garantieren, z.B. in Zusammenhang mit der Buchung eines Mietwagens. Aber auch die mit der Karte verbundenen kosten­losen Versicherungen, etwa eine Reiserücktrittskostenversicherung, können die Karte ebenso wie angebundene Punkte­programme zur lohnenden Investition werden lassen.

Bargeldlose Zahlungen sind grundsätzlich gebührenfrei, jedoch fällt für die Umrechnung von Nicht-Eurobeträgen eine Umtauschgebühr von 1,0% bis 2,0% des Rechnungsbetrags an – wobei die Abrechnung oft zu günstigeren Kursen als bei der Bankkarte erfolgt. Teuer ist meist die Bargeldverfügung am Geldausgabeautomaten im Ausland, die üblicherweise mit 2,0% bis 4,0% zu Buche schlägt, mindestens aber mit 5€ bis 10€. Allerdings gibt es eine Reihe von Karten, bei denen keine Gebühren anfallen, etwa manche VISA-Karten der DKB oder von CortalConsors. Hier kann man auch klei­nere Beträge abheben, ohne eine Kostenfalle befürchten zu müssen. Ein „Geheimtipp“ ist zudem die Postbank SparCard, bei der Urlauber an Automaten im Ausland bis zu zehnmal jährlich kostenlos Bargeld aus ihrem vorhandenen Guthaben ziehen können.

MasterCard und VISA bevorzugt

Große Unterschiede bestehen bei der Akzeptanz von Kreditkarten. Keinerlei Probleme gibt es in touristischen Zentren. Hier werden meist alle vier Karten (American Express, VISA, MasterCard und Diners Club) problemlos angenommen. Hingegen dominieren in vielen asiatischen und osteuropäischen Ländern, aber auch in Italien die MasterCard sowie die VISA-Karte. Kaum noch einsetzbar ist in vielen Ländern mittlerweile die Diners-Karte, wobei sich dieser Trend seit Aufkündigung der deutschen Diners-Kartenverträge im Frühjahr 2014 nochmals verstärkt hat. Bei größeren Reisen kann es sich daher durchaus lohnen, zwei Karten mitzuführen, etwa eine MasterCard für die bequeme Bezahlung und eine American Express-Karte für die zu­sätzliche Sicherheit.

Vor Reiseantritt lohnt sich im Übrigen ein Blick auf den letzten Kontoauszug. Bei MasterCard und VISA wird ein Verfügungsrahmen für die maximalen Ausgaben innerhalb einer Abrechnungsperiode vorgegeben, der nicht überschritten werden kann. Hier empfiehlt sich ein rechtzeitiges Gespräch mit dem Emittenten, denn selbst ein großzügiger Spielraum ist schnell ausgeschöpft, wenn man z.B. ein amerikanisches Krankenhaus aufsuchen muss. Auch American Express arbeitet mit oft sehr strengen Limits, die der Kunde nicht einmal erfährt. Sie basieren auf den Umsätzen der Vormonate sowie eingeholten Bankauskünften. Vor größeren Ausgaben empfiehlt sich daher ein Gespräch mit der Hotline zur Anpassung zu niedriger Limits.

Alle entsprechenden Telefonnummern sollten Sie aber auch im Urlaub mitführen, denn manche Kartenemittenten scheuen inzwischen nicht mehr vor kurzfristigen Sperren bei „ungewöhnlichen“ Vorkommnissen zurück. Wer morgens in München seine Hotelrechnung zahlt und abends in den USA einen Mietwagen bucht, kann schnell mit einer Sperre konfrontiert werden.

In Vergessenheit geraten ist in den vergangenen Jahren der Reisescheck, der durch ein besonders hohes Maß an Sicherheit interessant erscheint: Bereits bei Kauf muss der Reisende auf dem Scheck unterschreiben, die zweite Unterschrift erfolgt bei Ein­lösung, bei der zudem oft die Vorlage einer Legitimation verlangt wird. Bei Verlust erhält der Kunde meist vollen Schadensersatz, zudem bieten die großen Reisescheck-Emittenten regelmäßig einen weltweiten Ersatzservice binnen 24 Stunden. Verfügbar sind Reiseschecks in allen wichtigen Weltwährungen, jedoch dominieren in erster Linie der Euro und der US-Dollar. Bei Ausgabe werden meist 1,0% bis 1,5%, mindestens 5€ bis 10€ verlangt, auch die Einlösung und der Rücktausch nicht benötigter Schecks kostet inzwischen vielfach Gebühren.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(09):14-14