Wandelanleihen

Spekulation mit Sicherheitsnetz


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Seit 2009 geht es an der deutschen Börse meist aufwärts, doch private Sparer halten sich zurück. Zu tief sind die Spuren, die der Aktiencrash der Jahre 2000/2003 hinterlassen hat. Eine interessante Alternative für eher vorsichtige Investoren können Wandelanleihen sein.

Faktoren zur Bewertung

Bei der Bewertung einer Wandelanleihe sind daher zwei Faktoren maßgeblich: Zum einen spielt – wie bei allen Anleihen – die Zinstendenz am Kapitalmarkt eine Rolle. Steigende Zinsen führen zu fallenden Anleihekursen, ein Zinsrückgang lässt die Notierungen ansteigen. Zum anderen wichtig ist der Börsenwert der Aktie, auf die sich das Wandlungsrecht bezieht. Welcher der beiden Faktoren letztlich überwiegt, hängt von den aktuellen Konditionen des Papiers ab: Solange die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass der Anleger sein Wandlungsrecht mit Erfolg ausüben kann, wird bei steigenden Aktienkursen auch der Preis der Wandelanleihe klettern. Ist das Papier jedoch weit „aus dem Geld“, d.h. durch das Wandlungsverhältnis praktisch uninteressant, dann steht die Rentenkomponente im Vordergrund.

Der Anleger kann daher ganz nach seiner persönlichen Strategie entscheiden. Wählt er die Sicherheit, kauft er Papiere, die eine positive Verfallsrendite aufweisen, also meist Titel, die mehr oder minder deutlich unter ihrem Rückzahlungswert notieren. Der Aufpreis im Fall der Wandlung ist meist hoch (>25% – 50%), sodass diese nur bei sehr günstigem Umfeld interessant werden könnte. Wer eher spekulativ orientiert ist, wählt indes Wandelanleihen, die über ihrem Nennwert notieren. Hier ist die Wandlungsprämie vielfach sehr gering, das Papier hat nahezu Aktiencharakter.

Das Hauptproblem der Wandelanleihen liegt allerdings am engen Markt: Die meisten Papiere werden nur sporadisch gehandelt, manche Emittenten verlangen auch hohe Mindestvolumina. Der Kauf ist mithin immer etwas Glückssache. Allerdings bieten zahlreiche Banken sowie Börsen Übersichten über die aktuell handelbaren Papiere, wobei immer darauf geachtet werden sollte, dass die Bedingungen der Wandelanleihe detailliert wiedergegeben werden. Eine Alternative sind auf Wandelanleihen spezialisierte Investmentfonds, wobei allerdings der Ertrag durch die anfallenden Kosten erheblich geschmälert wird. In jedem Fall sollte man auch einen Blick auf die Bonität des Emittenten werfen: Kämpft ein Unternehmen um seinen Fortbestand und gibt in diesem Zusammenhang Wandelanleihen aus, sind diese Titel als hochspekulativ einzustufen und sollten vom Normalanleger gemieden werden.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(09):13-13