Fondsgebundene Lebensversicherungen

Sorge um die Kursgewinne


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Fondsgebundene Lebensversicherungen brachten in den vergangenen Jahren hohe Renditen. Insbesondere bei aktienfondsbasierten Produkten wächst jetzt jedoch die Angst vor einem Rückschlag. Umschichten kann sich lohnen – sofern der Vertrag eine kurze Restlaufzeit hat.

Fondsgebundene Lebensversicherungen bieten einige Vorteile: Während der Sparanteil der Prämie bei einer klassischen Lebensversicherung in einem eher konservativen Deckungsstock aus Hypothekendarlehen, Immobilien und festverzinslichen Wertpapieren angelegt wird, kann der Versicherte bei der Fondspolice selbst das Anlageprodukt wählen. Üblicherweise stehen mehrere Investmentfonds zur Auswahl, wobei Berater meist Aktienfonds oder Dachfonds präferieren.

Der größte Vorteil liegt im hohen Maß an Transparenz. Bei der Kapitallebensversicherung weiß der Versicherte kaum etwas über die Anlage seiner Gelder und über den aktuellen Wert seiner Police. Anders bei der Fondspolice: Der Versicherte kann jederzeit die Zahl der erworbenen Fondsanteile erfahren und den aktuellen Kurs täglich in Zeitungen nachlesen. Im Übrigen sind meist Umschichtungen möglich, wenn er z.B. Risiken begrenzen oder neue Chancen nutzen will.

Während jedoch die Erträge einer klassischen Kapitallebensversicherung zwar niedrig, aber dafür vergleichsweise schwankungsarm erzielt werden, kommt es bei fondsgebundenen Lebensversicherungen zu erheblichen Kursschwankungen – 20, 30 oder mehr Prozent plus in einem Jahr sind keine Seltenheit. Doch dieser Zuwachs ist nicht garantiert: Wer z.B. im Jahr 2000 30.000€ in einer Fondspolice anlegte, musste in den Folgejahren einen Wertverlust von bis zu 80% in Kauf nehmen.

Die Luft wird dünner

Die jüngsten Kursturbulenzen im Zuge der Krim-Krise haben gezeigt, dass Aktien auch heute keineswegs frei von Risiken sind. Nachdem der DAX an der 10.000-Punkte-Marke gescheitert ist, könnte durchaus ein Baisse-Zyklus starten, der die Kursgewinne der vergangenen Jahre sehr schnell wieder zusammenschmelzen lässt.

Die Kernfrage lautet nunmehr, wie man jetzt mit einem bestehenden Vertrag umgehen sollte. Wird die Police in absehbarer Zeit fällig und wurde zuletzt ein deutliches Plus erzielt, kann die Umschichtung in risikoärmere Rentenfonds – insbesondere mit Anlageschwerpunkt in kurzlaufenden Anleihen – eine interessante Lösung darstellen, um erzielte Kursgewinne zu sichern. Ist die Mindestlaufzeit der Fondspolice bereits erreicht, ist auch die vorzeitige Auflösung eine durchaus überlegenswerte Alternative – insbesondere, wenn der Vertrag noch mit Steuervorteilen verbunden war. Hier sollte man sich von einem Experten beraten lassen, gibt es doch eine Vielzahl von verschiedenen Möglichkeiten.

Vergleichbares gilt auch, wenn die Fondspolice auf Rentenfonds mit langlaufenden Papieren basiert: Hier sind die Risiken zwar geringer als bei Aktienprodukten, aber im Falle eines Zinsanstiegs durchaus vorhanden. Läuft die Police bald aus, kann die Umschichtung in Kurzläuferfonds interessant sein, ebenso ggf. der vorzeitige Ausstieg. Voraussetzung ist dabei jedoch eine günstige Gebührengestaltung, da sonst die Kosten an der erhofften Ertragssicherung zehren.

Beruhigt zurücklehnen können sich alle Versicherten, deren Vertrag neu ist bzw. noch eine lange Laufzeit vor sich hat. Die Erfahrung mit früheren Baissephasen zeigt, dass das Festhalten an der eingeschlagenen Strategie meist die bessere Lösung sein wird. Denn schließlich ist das Sparkapital momentan noch vergleichsweise gering, zudem bietet eine Baisse Chancen für einen preisgünstigen Neukauf von Anteilen. Dabei profitieren Anleger insbesondere in der Anfangsphase vom sogenannten Cost-Average-Effekt: Sind die Kurse hoch, bekommen sie vergleichsweise wenige Anteile für ihren Sparbeitrag, bei niedrigem Fondspreis werden indes viele Anteile für das gleiche Geld gutgeschrieben. Die Folge: Die Anlage kommt schneller in die Gewinnzone.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(16):15-15