Prof. Dr. Reinhard Herzog
Wer regelmäßig kleine Beträge ansparen möchte, hat es nicht leicht. Es lohnt sich schlichtweg nicht, z.B. für 100€ Anleihen oder Aktien zu kaufen: Hohe Spesen führen dazu, dass man allenfalls nach vielen Jahren in die Gewinnzone kommt. Für regelmäßiges Sparen kleiner Beträge sind daher andere Lösungen gefragt.
Eine der einfachsten Sparformen ist zweifellos die „Do-it-yourself-Methode“: Das Geld wird Monat für Monat per Dauerauftrag auf ein spezielles Konto gebucht. Früher war dies das klassische Spar(kassen)buch, das heute jedoch angesichts extrem niedriger Zinsen zur Anlage praktisch ausscheidet. In Betracht kommt daher vielmehr ein Tagesgeldkonto, wobei auch hier auf die Höhe des Zinses zu achten ist. Gerade bei einem beabsichtigen regelmäßigen Ansparen ist es überlegenswert, statt bei der Hausbank bei einer Onlinebank zu sparen, liegen dort doch die Zinssätze meist in einer Größenordnung zwischen 0,7% und 1,2%.
Parkplatz fürs Geld
Des Weiteren ist es sinnvoll, ein solches Konto lediglich als „Zwischenstation“ zu nutzen: Sobald sich eine ausreichende Summe von 2.000, 3.000 oder mehr Euro angesammelt hat, erfolgt eine Umschichtung in Wertpapiere, etwa Unternehmensanleihen erstklassiger Bonität mit Laufzeiten zwischen fünf und sieben Jahren. Bei dieser Methode ist die Flexibilität groß, denn bei Kapitalbedarf kann meist kurzfristig über das angelegte Geld verfügt werden. Die Rendite ist attraktiver als bei reinen Tagesgeldanlagen, gilt doch für die umgeschichteten Beträge die aktuelle Verzinsung des ausgewählten Papiers. Zudem kann durch Umschichtungen jeweils in den gleichen Titel erreicht werden, dass das gesamte Kapital zu einem vorbestimmten Zeitraum in einer Summe fällig wird. Und dann drohen auch keine Kursrisiken: Bei Fälligkeit erfolgt die Rückzahlung stets zum vollen Nennwert.
Alternativ bieten Banken und Sparkassen auch eigene Sparpläne an. Hier können Anleger bereits ab Mindestanlagesummen von 25€ bis 50€ pro Monat langfristig investieren. Nachteil: Die Basisverzinsung liegt derzeit meist zwischen 0,1% und 0,4%, sodass sich das Sparen nicht wirklich rechnet. Jedoch wird in der Regel ab dem 3. Jahr eine garantierte, jährlich steigende Prämie gezahlt – je nach Laufzeit zwischen 3% und bis zu 50% der neu hinzukommenden Anlagebeträge. Zudem kann eine Dynamik vereinbart werden, d.h., die Sparraten werden an die steigenden Lebenshaltungskosten angepasst. Ein weiteres Plus: Sparer können unter Berücksichtigung der dreimonatigen Kündigungsfrist jederzeit auf ihr Guthaben zugreifen.
Gerade vor dem Hintergrund der Zinsentwicklung wird aber auch gerne ein Bausparvertrag zum regelmäßigen Sparen gewählt. Der Grund: Die Bausparkassen bieten immer noch vergleichsweise akzeptable Guthabenzinsen, zudem zahlt „Vater Staat“ bei Einhaltung der Bedingungen eine Prämie – was sich beispielsweise bei Bausparverträgen für Kinder ab dem 16. Lebensjahr lohnt. Und sollte nach einigen Jahren z.B. das Eigenheim eine Renovierung erfordern, steht bei Bedarf auch ein zinsgünstiges Bausparkassendarlehen zur Verfügung. Im Übrigen bietet ein Bausparvertrag ebenfalls ein solides Maß an Flexibilität: Die Ansparraten können meist beliebig erhöht, reduziert oder ausgesetzt werden, auch Einmalzahlungen sind oftmals möglich.
Eine der interessantesten Formen der regelmäßigen Geldanlage stellen allerdings InvestmentSparpläne dar, die für nahezu alle Fonds angeboten werden. Der Anleger kann dabei entscheiden, ob er risikoarm in Renten- oder Immobilienfonds anlegt oder eher chancenorientiert etwa in Aktienfonds investiert. Auch Kombinationen sind im Rahmen von Dachfonds möglich. Bei der Flexibilität gibt es praktisch keine Grenzen: Die Sparraten lassen sich jederzeit verändern oder aussetzen, es können Sonderzahlungen geleistet werden und bei Bedarf steht das Kapital ganz oder teilweise jederzeit zur Verfügung. Auch können Umschichtungen vorgenommen werden, z.B. wenn die Aktienbörse neue Höchstkurse erreicht hat und man lieber Rentenfonds den Vorzug geben will. Sobald sich ein Betrag von meist 10.000€ bis 15.000€ angesammelt hat, kann zudem ein Rückzahlungsplan vereinbart werden: Die Fondsgesellschaft überweist dann monatlich oder vierteljährlich den vereinbarten Betrag.
Kosten sparen können Anleger, wenn sie den Sparplan auf Basis von Exchange Traded Funds (ETFs) abschließen – was insbesondere bei Discountbrokern möglich ist. Hier fallen je Transaktion oftmals keine oder nur sehr geringe Grundgebühren an, auch die ETFs selbst sind im Gegensatz zu klassischen Fonds preiswert. Manche Kreditinstitute offerieren Ähnliches auch für die Direktanlage in Aktien, allerdings besteht hier die Gefahr, sich übermäßig von der Entwicklung einer einzelnen Aktie abhängig zu machen.
Schon seit vielen Jahrzehnten stellen die Kapitallebensversicherung und die privateRentenversicherung zwei gerne empfohlene Ansparlösungen dar. Sie bieten eine von der Versicherungsgesellschaft garantierte Mindestrendite, zu der noch eine Überschussbeteiligung kommt. Und wenn der Anleger das Kapital eines Tages verrenten lässt, wird nach heutigem Recht nur ein Teil der Monatsrente besteuert, der sich nach dem Alter des Versicherten bei Rentenbeginn richtet.
Allerdings gibt es zwischen der Kapitallebensversicherung und der privaten Rentenversicherung einige bedeutende Unterschiede: Bei der Kapitallebensversicherung werden nicht nur Leistungen am vereinbarten Ablauftermin fällig, sondern auch dann, wenn der Versicherte während der Vertragslaufzeit sterben sollte. Hingegen sieht eine private Rentenversicherung keinen Todesfallschutz vor: Stirbt der Versicherte in der Ansparphase, erhält der Begünstigte lediglich die bis dahin gezahlten Beiträge plus die angesammelten Überschüsse. Bei planmäßigem Verlauf kann der Versicherte zum festgelegten Termin in der Regel wählen, ob er eine lebenslange Rente oder aber eine einmalige Kapitalabfindung wünscht.
Rentenversicherung mit Renditevorteil
Mit der unterschiedlichen Strukturierung von Lebens- und Rentenversicherung werden auch die Zielgruppen definiert: Eine Kapitallebensversicherung ist vor allem für Familien interessant, bei denen die Angehörigen durch die Todesfallleistung finanziell abgesichert werden sollen. Hingegen eignet sich die Rentenversicherung in erster Linie für Kapitalanleger, die vorrangig die abgesicherte Anlage schätzen. Und weil hier keine Todesfallabsicherung erforderlich ist, kann von einer höheren Rendite als bei einer Kapitallebensversicherung ausgegangen werden.
In beiden Fällen lässt sich die Rendite jedoch optimieren: Anleger, die über ausreichendes finanzielles Potenzial verfügen, sollten statt der monatlichen die jährliche Zahlungsweise wählen. Damit lassen sich bis zu 4% des Jahresbeitrags einsparen; bei gleichem Beitrag erhöht sich die Ablaufleistung entsprechend. Zudem lassen sich auch Kosten sparen, wenn statt mehrerer kleiner Verträge lediglich ein „großer“ Vertrag abgeschlossen wird, da hier die Verwaltungskosten niedriger ausfallen. In jedem Fall muss man aber wissen, dass eine Versicherungslösung wenig Flexibilität bietet: Ein vorzeitiger Ausstieg ist nur mit erheblichem Kapitalverlust möglich.
Schließlich hat eine Versicherungsart in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen, die bisher in erster Linie im angelsächsischen Raum verbreitet war: die fondsgebundene Lebens-/Rentenversicherung, gerne auch als Fondspolice bezeichnet. Im Gegensatz zur Kapitallebensversicherung fließt der Sparanteil der Prämie bei dieser Versicherungsart nicht in einen „großen Topf“ der Versicherungsgesellschaft, sondern wird individuell ausgewiesen und in Form von Investmentanteilen angelegt.
Damit bietet die Fondspolice wesentlich größere Transparenz als etwa die Kapitallebensversicherung: Der Anleger, der in regelmäßigen Abständen über die Höhe seines Anteilbestands informiert wird, kann jederzeit in der Zeitung nachlesen, wie viel seine Police aktuell wert ist. Darüber hinaus hat der Sparer durch die Auswahl des Fonds auch einen beträchtlichen Einfluss auf die Wertentwicklung seines Kapitals. Nicht zuletzt sind vorzeitige Verfügungen nicht mit einem derart hohen Kapitalverlust verbunden wie etwa bei der klassischen Lebensversicherung.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(19):14-14