Dr. Christine Ahlheim
Jeder kennt die Situation – ein Kunde betritt die Offizin und verlangt ein gängiges OTC-Präparat. Da der nächste Kunde schon ungeduldig wartet, ist der Verkaufsvorgang schnell abgeschlossen: „Bitte schön – haben Sie noch einen Wunsch – das macht 6,80 € – brauchen Sie eine Tüte – auf Wiedersehen.“ So ähnlich muss es kürzlich den Testern des WDR gegangen sein: Beim Kauf von fünf verschiedenen Medikamenten wurden sie in den meisten Apotheken mittelmäßig oder schlecht beraten, auf eine unsinnige Arzneimittelkombination wurde oft nicht hingewiesen.
Nun weiß man ja, dass die Stichproben bei solchen Tests klein sind und deshalb keineswegs repräsentativ für die gesamte Apothekerschaft. Allerdings kratzen auch schon einzelne schlecht beratende Apotheken gewaltig am Image, zumal wenn sie in den Fokus der Medien geraten.
Welche Lehren kann man jetzt aus diesen unerquicklichen Testkäufen ziehen? Zum einen darf trotz großer Projekte wie Medikationsmanagement etc. der Blick auf die Selbstmedikation nicht verloren gehen. Denn hier ist die Apotheke meist die einzige Instanz, die die richtige Anwendung eines Arzneimittels herbeiführen und die falsche verhindern kann. Zum anderen sollte kein Medikament ohne fachlichen Kommentar abgegeben werden. Oft reicht schon ein Satz wie z.B. „Wissen Sie, wie das Arzneimittel angewendet wird?“ aus, um den Kunden Beratungsbereitschaft zu signalisieren – und Apothekentests zukünftig besser ausfallen zu lassen.
Dr. Christine Ahlheim M.A. Apothekerin
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(03):2-2