Zertifikate

Dank Bonus zur hohen Rendite


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die vergangenen Wochen haben eindrucksvoll bewiesen: Aktienkurse können stark schwanken und sind nicht zuverlässig prognostizierbar. Wer sich aber eine konkrete Meinung zum weiteren Trend gebildet hat, kann über Bonus-Zertifikate überdurchschnittliche Renditen erzielen.

Die meisten privaten Anleger handeln an der Börse mit Aktien. Doch es gibt Alternativen: Mehr als 30 verschiedene Arten von Zertifikaten bieten überdurchschnittliche Gewinne – ob bei steigenden oder fallenden Kursen. Viele Konstruktionen sind überaus kompliziert, manche sind mit hohen Risiken behaftet.

Bonus-Zertifikate zählen zu den Papieren, die der Laie vergleichsweise leicht verstehen kann. Der Anleger beteiligt sich an einer Aktie oder einem Index, das Bezugsverhältnis (z.B. 1:1 oder 1:100) ist bereits bei der Emission festgelegt. Jedes Bonus-Zertifikat verfügt über zwei wichtige Eckdaten: die mehr oder minder deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs angesiedelte Kursschwelle, auch als Sicherheitslevel bezeichnet, und die erheblich höher angesetzte Bonusschwelle. Nun gibt es drei Möglichkeiten.

  • Hausse: Liegt der Kurs des Basiswerts am Ende der Laufzeit über der Bonusschwelle, partizipiert der Anleger in vollem Umfang am Kursanstieg, d.h., er ist mit dem festgelegten Bezugsverhältnis an der Wertentwicklung des Basiswerts beteiligt. Voraussetzung ist jedoch, dass der Kurs des Basiswerts während der Laufzeit niemals auf oder unter das Sicherheitslevel zurückgefallen ist.
  • Stagnation: Wenn der Kurs des Basiswerts am Ende der Laufzeit unter der Bonusschwelle liegt, erhält der Anleger den als Bonusschwelle festgelegten Betrag gutgeschrieben. Voraussetzung ist allerdings auch hier, dass der Kurs des Basiswerts niemals auf oder unter das Sicherheitslevel zurückgefallen ist.
  • Baisse: Liegt der Basiswert am Ende der Laufzeit auf oder unter dem Sicherheitslevel oder wurde die Kursschwelle während der Laufzeit mindestens einmal erreicht oder unterschritten, dann wird das Papier ein „Delta-Eins-Produkt“, d.h., es entwickelt sich analog zum Kurs des Basiswerts.

Ein Zahlenbeispiel verdeutlicht dies: Im Januar 2014 legte die Commerzbank ein Bonus-Zertifikat auf die Daimler-Aktie mit Laufzeit bis zum 17. Dezember 2015 auf (ISIN: DE000CB4N7Q0). Die Kursschwelle beträgt 54,00€ und die Bonusschwelle 91,00€. Bei einem aktuellen Kurs der Daimler-Aktie von 83,00€ notiert es derzeit bei 89,00€. Solange der Daimler-Kurs bis zur Fälligkeit zu keinem Zeitpunkt auf 54,00€ oder niedriger sinkt, erhält der Anleger bei Fälligkeit mindestens die Bonusschwelle von 91,00€ ausgezahlt. Sollte der Kurs noch stärker, z.B. auf 95,00€, steigen, verfällt zwar der Bonus, jedoch bekommt der Anleger dann den aktuellen Kurs gutgeschrieben. Bei einem Rückschlag unter die Kursschwelle wird das Papier zum „klassischen“ Zertifikat, das den Kursverlauf der Aktie ab diesem Zeitpunkt im Verhältnis 1:1 widerspiegelt.

Plus bei steigenden Kursen

Ein Bonus-Zertifikat ist also dann interessant, wenn der Anleger mit einem Kursanstieg oder einer Stagnation rechnet. Je weiter dabei die Kursschwelle unter dem aktuellen Börsenkurs liegt, umso risikoärmer ist das Papier, da ein massiver Kursrückfall bis zur Fälligkeit wenig wahrscheinlich ist. Allerdings ist auch die maximale Rendite entsprechend niedriger. Doch selbst wenn der Kurs massiv abstürzt, verliert der Anleger lediglich den gezahlten Aufpreis des Zertifikats, partizipiert jedoch grundsätzlich an der Kursentwicklung der Aktie.

Der Nachteil dieser Anlageform liegt in der fehlenden Dividendenzahlung: Während der Anleger gerade bei der Daimler-Aktie im Falle der Direktanlage eine vergleichsweise hohe Dividendenausschüttung erwarten kann, bleibt ihm diese bei dem Bonus-Zertifikat versagt. Per saldo ist er dennoch bei vielen Papieren bessergestellt als bei der Direktanlage, da die Emittenten über den Bonus schließlich auch andere Vorteile weitergeben, die sie mit der Konstruktion erzielen, etwa den Zinsvorteil.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(05):13-13