Versicherungen

Schutz für das Wesentliche


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Rund 500€ könnten Haushalte nach einer Untersuchung des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung Jahr für Jahr mit dem optimalen Versicherungsschutz einsparen. Grundregel dabei: nur das Wesentliche versichern – und den Tarif optimieren.

Jährlich werden rund 150 Mrd.€ als Versicherungsleistungen ausgezahlt. Doch vor der Leistung steht erst einmal der Weg zum optimalen Versicherungsschutz. Einer Tatsache muss man sich dabei in jedem Fall bewusst sein: Die Vermittler sind nicht frei von Eigeninteressen. Da sich ihr Einkommen zum überwiegenden Teil aus Provisionen finanziert, ist der Verkaufsdruck hoch. Und dabei geraten auch gerne einmal die Kundenwünsche ins Hintertreffen.

Unverzichtbar sind daher eigene Gedanken zum optimalen Versicherungsschutz. Grundregel dabei: Versichert werden muss – zumindest zunächst – das, was entweder gesetzlich vorgeschrieben ist oder was existenzielle Risiken abdeckt. Zu den Pflichtversicherungen zählt u.a. die Kfz-Haftpflichtversicherung, wobei man hier auf einen ausreichenden Deckungsschutz achten sollte. Etwas Vorsicht ist auch bei Preisvergleichen geboten: Es lassen sich zwar immer wieder besonders billige Versicherer finden, jedoch ist deren Servicequalität manchmal auch wenig ausgeprägt. Gerade wenn es um die Schadensabwicklung geht, ist der Vertreter des Vertrauens ggf. durchaus wichtig.

Pflicht sind weiterhin die Kranken- und die Pflegeversicherung, wahlweise privat oder als Mitglied einer gesetzlichen Kasse. In der privaten Krankenversicherung gibt es eine Vielzahl von Bausteinen – und ebenso viele Einsparungsmöglichkeiten. Hier ist insbesondere die Vorgabe eines angemessenen Selbstbehalts zu nennen, mit dem vor allem vergleichsweise gesunde Menschen viel sparen können. Einige Hundert Euro Jahresbeitrag lassen sich zudem durch die Vereinbarung einer jährlichen Zahlungsweise einsparen und nicht zuletzt kommt man bei vielen Gesellschaften im Falle eines schadensfreien Verlaufs in den Genuss einer oftmals beträchtlichen Beitragsrückvergütung. Wissen muss man allerdings, dass ein späterer Versicherungswechsel allein schon an den höheren Kosten scheitert.

Für Mitglieder einer gesetzlichen Krankenversicherung bieten die Unternehmen eine große Palette Zusatzpolicen an, die etwa bei Zahnbehandlungen oder stationärem Krankenhausaufenthalt leisten. Hier sollte man genau prüfen: Eine Zahnzusatzversicherung kann aufgrund des hohen Kostenrisikos interessant sein, ob aber neben der freien Arztwahl die Unterbringung im Einbettzimmer abgesichert wird, muss jeder selbst entscheiden. Unverzichtbar ist jedoch für alle Reisewilligen eine Auslandsreisekrankenversicherung in Form einer Ganzjahrespolice, die u.a. auch den Skiaufenthalt in den österreichischen Bergen abdeckt. Inwieweit hingegen eine Kranken- und eine Krankenhaustagegeldversicherung erforderlich erscheinen, hängt von den möglichen finanziellen Folgen einer schweren Erkrankung ab.

Todesfallrisiko absichern

Stets ein Thema ist der plötzliche Tod z.B. des Hauptverdieners. Hier bieten die Gesellschaften gerne Kapitallebensversicherungen an, die sowohl im Todesfall zahlen als auch bei Erreichen des Endalters Leistungen erbringen. Allerdings sind die Renditen dieser Form der Geldanlage eher mäßig, sodass allein der Abschluss einer großzügig dotierten Risikolebensversicherung im Regelfall ausreichend ist. Hier gilt: Die billigste ist die beste, denn beim „Schadensfall Tod“ gibt es weder Kulanz- noch Servicefragen.

Mit ausreichend hohen sechsstelligen Summen abzusichern ist weiterhin das Unfallrisiko für alle Familienmitglieder. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der gewählte Tarif eine hohe Progression vorsieht. Dies bedeutet: „Kleinschäden“ wie etwa der Verlust einer Zehe werden dann lediglich mit dem versicherten Satz vergütet, bei existenzbedrohenden Problemen wie etwa einer Querschnittslähmung werden indes zwischen 250% und 500% der versicherten Summe bezahlt. Auch für Kinder gibt es vergleichbare Policen, wobei hier die Beiträge zwischen den einzelnen Gesellschaften erheblich differieren.

Ein Thema ist schließlich das Berufsunfähigkeitsrisiko. Sollte hier kein ausreichender Schutz bestehen, z.B. durch das Versorgungswerk, ist ein entsprechender Vertrag durchaus sinnvoll. Statt diesen jedoch z.B. an eine teure Kapitallebensversicherung zu koppeln, sollte man besser eine eigenständige Police mit ausreichend dimensionierter Deckungssumme wählen.

Gebäude großzügig absichern

Zu den unverzichtbaren Policen im Sachbereich zählt insbesondere die möglichst optimale Absicherung des eigenen Immobilienbesitzes gegen Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel und Vandalismus. Hier erscheinen Preisvergleiche durchaus sinnvoll, auch ein Selbstbehalt kann den Beitrag spürbar reduzieren. Je nach Region sollte – sofern möglich – zusätzlich eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen werden, die nicht viel kostet, aber z.B. bei Schneedruck oder Überschwemmung zahlt. In jedem Fall ist darauf zu achten, dass das Risiko „grobe Fahrlässigkeit“ von der Versicherung abgedeckt wird, droht sonst doch ein böses Erwachen, wenn z.B. das Haus durch eine vergessene Kerze abbrennt. Nicht unbedingt notwendig erscheinen indes „Luxusbausteine“. Manche Gesellschaften bieten etwa an, Hotelkosten im Schadensfall mit bis zu 500€ pro Nacht zu übernehmen, jedoch kostet allein diese Variante schon einen erheblichen Aufpreis. Im Übrigen hat ein Versicherter bei einem abgebrannten Haus andere Probleme als eine luxuriöse Unterbringung.

Sinnvoll ist im Sachversicherungsbereich daneben die Hausratversicherung, die nach den neuesten Tarifbedingungen abgeschlossen werden sollte. Auch hier kann das Elementarschadenrisiko einbezogen werden, jedoch erscheint dies angesichts des wesentlich geringeren Kostenrisikos nur bei sehr teuren Hausratsgegenständen und entsprechender Gefahrenlage z.B. durch Hochwasser sinnvoll. Auch bei dieser Police sollte nach der Absicherung von Schäden durch grobe Fahrlässigkeit gefragt werden. Eine Glas-, Brillen- oder Handyversicherung ist hingegen in der Regel verzichtbar, steht die mögliche Leistung hier doch meist in keinem angemessenen Verhältnis zum Beitrag. Zudem ist die maximale Schadenshöhe relativ überschaubar.

Angemessen absichern sollte man dagegen die vorhandenen Kraftfahrzeuge durch eine Vollkaskoversicherung (bei Fahrzeugwerten ab etwa 10.000€) bzw. eine Teilkaskoversicherung. Ein Schutzbrief ist hingegen nicht zwingend erforderlich, sollte man nicht häufig im Ausland unterwegs sein. Denn im Zweifelsfall wird man die Abschleppkosten zur nächsten Werkstatt auch noch aus eigener Tasche zahlen können, ohne dass dies wesentlich „schmerzt“. Generell unnötig ist die Insassenunfallversicherung, sind die meisten Schäden doch bereits durch die Kfz-Haftpflichtversicherung ausreichend abgedeckt. Auch eine Reisegepäckversicherung ist wegen der restriktiven Bedingungen in der Regel verzichtbar.

Haftung kann teuer werden

Schließlich ist das große Feld der Haftpflichtversicherungen zu nennen. Unverzichtbar ist hier insbesondere ein Privathaftpflichtschutz, der z.B. auch dann zahlt, wenn man mit dem Fahrrad einen Unfall verursacht. Die Privathaftpflicht wird oft in Verbindung mit der beruflichen Haftpflichtversicherung angeboten, was die Prämie meist deutlich verbilligt. In jedem Fall sollten die Deckungssummen eher großzügig gewählt werden, auch Zusatzrisiken sollte man berücksichtigen. Eltern mit Kleinkindern sollten etwa darauf achten, dass auch von diesen verursachte Schäden abgedeckt sind. Versicherbar sind im Übrigen auch Schäden, die einem selbst durch Dritte entstehen – allerdings mit hoher Selbstbeteiligung.

Ob weitere Haftpflichtversicherungen erforderlich sind, kommt auf den Einzelfall an: Hunde- und Pferdebesitzer sollten beispielsweise – sofern nicht ohnehin Pflicht oder im Beitrag zu einem Verein enthalten – eine Tierhalterhaftpflichtpolice abschließen. Nicht erforderlich ist diese hingegen für alle Kleintiere. Hier genügt die Privathaftpflichtversicherung. Öltankbesitzer sollten das Risiko auslaufenden Heizöls absichern und wer größere Baumaßnahmen plant, ist mit einer Bauherren-Haftpflichtversicherung gut beraten. Zu nennen ist schließlich die Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung, die bei vermietetem Immobilienbesitz und unbebauten Grundstücken sinnvoll erscheint.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(09):15-15